
Er schaut so putzig aus. Mit seinen vorstehenden Zähnen, dem neugierigen Gesicht und den langen Tasthaaren um seinen Mund sammelt der Biber reichlich Sympathien. Doch an mancher Stelle ist Schluss mit lustig. Vor Jahrzehnten noch vom Aussterben bedroht, gilt der Biber mittlerweile als nicht mehr gefährdet. Dass er trotzdem sehr hohen Schutz vor dem Menschen genießt, kommt nicht überall gut an.
Im Landkreis Kitzingen stehen derzeit einige Umweltschutz-Maßnahmen an, die sich auf den Biber beziehen. Dass das größte europäische Nagetier nach wie vor unter Naturschutz steht, "macht die Sache mitunter schwierig", sagt Harald Troll, der Leiter des Bauhofs der Stadt Volkach. Troll ist mit seinen Mitarbeitern gerade intensiv damit beschäftigt, die Schäden zu beseitigen, die der Biber im Stadtgebiet angerichtet hat.
Warum nutzt der Biber nicht die vorhandenen Durchlässe?
Beispiel Rothenbachsee, direkt an der Staatsstraße von Volkach nach Eichfeld gelegen. Hier hat der Biber die Uferböschung zur Fahrbahn hin durchpflügt und gelockert. Ein Bauarbeiter zeigt ein großes Loch, fast einen halben Meter im Durchmesser. Der Biber hat sich unter der Straße durchgebuddelt und dabei etliche Kubikmeter Erde aufgeworfen. Warum der Biber nicht die vorgefertigten breiten Krötendurchlässe nutzt, um an den See zu kommen? "Das passt ihm nicht," sagt der Chef des Bauhofs. "Der will graben und wird dabei nicht müde."

Das birgt Gefahren für die Straßenverkehrssicherheit. Da der See im Besitz der Stadt Volkach ist, sind Sicherungsmaßnahmen Sache der Stadt. Sie hat jetzt ein Unternehmen beauftragt, einen Schutz vor den Biber-Aktivitäten zu errichten. "Der Damm wird zur Straße hin auf sechs bis sieben Meter aufgebaut", erklärt Harald Troll. "Wir haben 1500 Kubikmeter Erde herangefahren. Berge von Steinen werden mit verbaut. Dazu kommt Teichfolie, und zum Schluss wird Baustahlgitter eingebracht. Riesiger Aufwand gegen einen kleinen Nager.
Troll ist sich sicher, dass der Biber damit keine Chance mehr hat, sich durchzuwühlen. Für Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein wird "mit dieser Maßnahme sowohl der Verkehrssicherheit als auch dem Naturschutz Rechnung getragen", wie er in einer Pressemitteilung der Stadt zitiert wird.

Keine zwei Kilometer von dem Loch an der Staatsstraße entfernt findet sich die nächste Biber-Baustelle: der Halbmeilensee. Wer sich dort umschaut, entdeckt ein regelrechtes Biber-Paradies: Totholz, umgefallene Bäume bis fast einen Meter Dicke und Nagestellen an allem, was mit Holz zu tun hat. Von dort zweigt der Bach des Ölgrunds ab, der den Wasserablauf sichern soll und der letztlich in den Mainkanal mündet.
Der Bach ist mitunter von Sperren des Bibers verstopft
Auch hier hat der Biber einen Spielplatz entdeckt und leistet mitunter ganze Arbeit, wie der Volkacher Landwirt Karl-Heinz Bernard besorgt feststellt. Bernard hat entlang des Ölgrunds landwirtschaftliche Flächen in einer Größe von etwa 24 Hektar bestellt. Drainagen sorgen dafür, dass das Regenwasser in den Bach geleitet wird – nur ist der öfter durch Bibersperren verstopft. Und wenn das Wasser im Acker stehen bleibt, ist die Frucht in Gefahr. "Gott sei Dank", sagt Bernard, "haben wir einen Bauhof, der toll reagiert."

Wieder ist hier Harald Troll gefragt, die Sache mit seinen Mitarbeitern anzupacken. "Wir dürfen aus naturschutzrechtlichen Dingen die Stauanlagen des Bibers nicht einfach wegräumen", erklärt er. Doch die Stadt pflege "einen ausgezeichneten Kontakt" zur Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt. Mit ihr werde jeder Eingriff in den Bachlauf abgesprochen, so dass ein Abfließen des Wassers bisher stets gewährleistet war.
Für den Biber entwickeln Kommunen heute ein Management
Eine Lösung sei der Bau einer "Umgehungsrinne". Dabei wird oberhalb des Biberwehres ein dickes Rohr eingebracht, durch das weiter unten das Wasser wieder in den Bach geleitet wird. "Zeit- und personalaufwendig" sei das, sagt der Bauhofleiter, "aber damit können wir leben." Biber-Management nennt man das – und es funktioniert, wie man vielerorts sieht.

Klaus Petter ist ehrenamtlicher Biber-Beauftragter im Landkreis Kitzingen. Seiner Schätzung nach gibt es hier "an die 150 bis 200 Biber". Und: "Wir haben fast keine weißen, also biberfreien Flächen mehr." Auch Petter setzt auf ein pragmatisches "Biber-Management" wie den Bau von Umgehungsrinnen. Sein Rezept: "Wir müssen immer kompromissbereit bleiben. Biberdämme stören nicht überall, und wir werden immer eine Lösung parat haben. Notfalls auch mit unpopulären Maßnahmen."