Für die meisten Schüler bedeuteten die vergangenen Monate, dass sie viel mehr Zeit vor dem heimischen Schreibtisch statt der Schulbank verbringen mussten. Seit dem 27. April findet der Unterricht zu einem großen Teil im Internet statt. Auch nach den Pfingstferien werden sie nur wochenweise zurück an die Schulen kommen. Aber was passiert, wenn die Schule – zumindest für die meiste Zeit im Jahr – gleichzeitig das Zuhause der Schüler ist? An den beiden Internaten im Landkreis Kitzingen bedeuteten die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus weitreichende Veränderungen – besonders für Schüler aus dem Ausland.
Denn auch an den Internaten wurden die Schüler so weit es ging heimgeschickt, wie der Schulleiter vom Landschulheim Wiesentheid, Achim Höfle, erklärt. Für die internationalen Schüler hieß das aber nicht, dass sie unbedingt in ihre Heimat zurückfliegen mussten. "Der Großteil von ihnen blieb in Deutschland und war bei ihren Gastfamilien untergebracht", erklärt Höfle. Mit der schrittweisen Lockerung kehren sie nach und nach in den Präsenzunterricht und ans Internat zurück.
Verpasste Prüfung wegen Quarantäne
Einige Schüler flogen jedoch in den Osterferien nochmal nach Hause. Zwei Abiturienten aus Ägypten hatten bei der anschließenden Rückreise Probleme, rechtzeitig für die Abiturprüfungen einen Flieger nach Deutschland zu finden. "Die ägyptische Regierung hat dann extra einen Flug organisiert", erzählt Höfle. Wegen den Einreisebestimmungen mussten die beiden Schüler in eine zweiwöchige Quarantäne, die sie in einer Ferienwohnung von der Mutter eines Mitschülers verbrachten. "Eine Woche vor den Prüfungen war die Quarantäne vorbei, sodass sie das Abitur ganz normal beginnen konnten", sagt der Schulleiter.
Auch am Internat des Franken-Landschulheims Schloss Gaibach verbrachten die meisten internationalen Schüler die Zeit, in der die Schule und das Internat geschlossen war, bei ihren Gastfamilien, wie Internatsleiter Ralf Behr berichtet. Aber auch bei ihm flogen Schüler nach Hause ins Ausland. Ein Realschüler etwa schaffte es zu spät zurück und muss nun eine Abschlussprüfung nachschreiben. "Die zweiwöchige Quarantäne lief erst einen Tag nach der Prüfung aus", erklärt Behr.
Noch sind an den beiden Internaten die Schüler der Klassen, die bereits wieder Präsenzunterricht haben, in Einzelzimmern untergebracht. Nach den Pfingstferien kommen jedoch alle Jahrgangsstufen zurück an die Schulen. "Dann werden bei uns immer zwei Schüler zusammen einquartiert, die am Wochenende im Internat bleiben", sagt Höfle vom Landschulheim Wiesentheid.
Wie an den anderen Schulen auch, werden die Klassen geteilt und bekommen nicht durchgehend Präsenzunterricht. "Wir bieten den Schülern zwei Modelle", erklärt Höfle. Entweder können sie für die Woche, in der sie Unterricht haben, im Internat bleiben und die andere nach Hause fahren. Oder sie haben jeden Tag Unterricht, aber weniger Stunden als sonst. Dafür können sich durchgängig im Internat bleiben.
Heimfahren nur in Ausnahmen
Im Schloss Gaibach dürfen die Schüler derzeit nur in Ausnahmen nach Hause fahren. Der Präsenzunterricht findet auch nach Pfingsten im Schichtsystem statt. "Das klappt erschreckend gut", so Internatsleiter Behr über die Erfahrungen, die das Internat schon die vergangenen Wochen sammeln konnte. "Wir haben einen klaren Tagesablauf erstellt." Die Mahlzeiten, Online-Unterricht und Freizeitaktivitäten finden zu festen Zeiten statt. An Struktur wird es den Schülern also nicht fehlen, auch wenn sie wochenweise keinen herkömmlichen Unterricht haben.