Es war ein langes Hin und Her für alle Beteiligten: Findet das Abitur heuer überhaupt statt? Und wenn ja, unter welchen Umständen geht das in Zeiten von Corona? Schlussendlich verschob das bayerische Kultusministeriums die Prüfungen um fast einen Monat. Statt am 30. April findet am Mittwoch, 20. Mai, mit dem schriftlichen Deutsch-Abitur die erste Prüfung statt. Wie gehen die Schulen im Landkreis Kitzingen mit der besonderen Situation um und wie fühlen sich die Abiturienten damit?
Logistisch scheint es eine große Herausforderung: Teilweise über 100 Schüler sollen zur selben Zeit die gleiche Prüfung schreiben und dabei immer über 1,5 Meter Sicherheitsabstand halten. Doch an den Gymnasien im Landkreis ist die Stimmung gelassen. "Wir haben heuer zu unseren zwei Turnhallen noch die Mensa hinzugenommen", sagt Monika Rahner, Schulleiterin des Armin-Knab-Gymnasiums in Kitzingen. Ansonsten laufe für die 117 Abiturienten die Prüfung wie auch in den Jahren davor ab: Die Schüler kommen nacheinander in die Aula, ziehen eine Platznummer und gehen dann einzeln an ihren Tisch. Dazu gelten die gängigen Hygienemaßnahmen.
Einmalhandschuhe bei geliehenen Hilfsmitteln
"Die Schüler kennen die Regeln schon von den letzten drei Wochen", sagt Bernhard Seißinger, Schulleiter im Franken-Landschulheim Schloss Gaibach. Dort machen heuer 81 Schüler ihr Abitur. Die Prüfung findet wie gewohnt in der Turnhalle statt. "Nur mit etwas mehr Platz als bei ihren Vorgängern", ergänzt der Schulleiter.
Ein paar außergewöhnliche Aspekte gibt es dann aber doch. Haben die Schüler etwa ihre Hilfsmittel –in Deutsch zum Beispiel den Duden – vergessen, können sie sich diese an dem Volkacher Gymnasium leihen, müssen beim Benutzen aber Einmalhandschuhe tragen. So hält man es auch in Marktbreit. "Wenn möglich, sollen die Schüler aber ihre eigenen Hilfsmittel mitbringen", betont der Schulleiter des Gymnasiums, Friedhelm Klöhr.
Maskenpflicht beim Toilettengang
An seiner Schule sind es heuer 73 Abiturienten. Sie schreiben dieses Jahr in der Pausenhalle und im Mehrzweckraum. "Das sind Räume, die wir sonst nicht benutzen", sagt der Schulleiter des Marktbreiter Gymnasiums. Bei der Turnhalle der Schule hatte er Bedenken wegen der Durchlüftung. In den beiden Räumen, in denen die Schüler dieses Jahr ihre Prüfung ablegen werden, gebe es genügend Fenster.
Auch der Mund-Nasen-Schutz spielt beim Abitur heuer eine Rolle. "Während der Prüfung selbst müssen die Schüler keine Maske tragen", sagt Klöhr. Beim Gang zur Toilette sind sie aber Pflicht – genauso für die Aufsichten, wenn sie durch die Gänge gehen.
Platzvergabe erfolgt online
Beim Steigerwald-Landschulheim in Wiesentheid wissen die Schüler schon vorab ganz genau, wo sie während der Prüfung sitzen werden. "Den Schülern wird ihr Platz vorher digital zugesendet", sagt Schulleiter Achim Höfle. Auf ihrem Platz finden sie – wie beim Abitur generell üblich – auch schon die Prüfungsaufgaben. Beim Verteilen kommt es also zu keinem Kontakt zwischen den Prüflingen und der Aufsicht.
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Schreiben werden die Abiturienten in Wiesentheid in den beiden Sporthallen des Gymnasiums. Sonst reichte immer eine der beiden Hallen plus ein Klassenzimmer. "Dass heuer etwas anders ist, spürt man", sagt Höfle. Mit den großen Abständen zwischen den Tischen schaue es in den Hallen deutlich luftiger als sonst aus.
Das Einsammeln der Prüfungen übernimmt– zumindest am Egbert-Gymnasium in Münsterschwarzach – wie sonst auch die Aufsicht. "Dabei trägt sie natürlich Mundschutz", sagt Schulleiter Markus Binzenhöfer. An seiner Schule findet die Prüfung wie gewohnt in der großen Turnhalle statt.
Ungewissheit machte den Abiturienten zu schaffen
Und was sagen die Abiturienten? "Natürlich sind die Begebenheiten anders", meint Jacob Wagner. Er macht heuer sein Abitur am Gymnasium in Marktbreit. Aber aufgeregt sei man vor den Prüfungen sowieso. Belastend war für viele Schüler vielmehr die Unsicherheit, ob heuer das Abi überhaupt stattfinden wird. "Seit dem Schulbeginn vor drei Wochen hat sich aber wieder Normalität eingespielt", sagt der Abiturient. "Das haben unsere Lehrer gut gemacht."
Was er vermisste, war die gemeinsame Vorbereitung mit seinen Mitschülern. "Das fand bei uns wegen den Ausgangsbeschränkungen weniger statt", sagt Wagner. "Manche haben aber über Videoanrufe zusammen gelernt." In die Prüfungen geht er trotz den besonderen Umständen mit einem guten Gefühl. "Wir haben zwölf Jahre darauf hingearbeitet", meint er. Da wird ihn auch keine Pandemie aufhalten.