Thilo Penzhorn, Vorstand der Klinik Kitzinger Land, kann mit den Krankmeldungen in seinem Haus inzwischen Stapel bauen: 41 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten Mitte dieser Woche den Dienst nicht antreten. Der aktuelle Krankenstand sorgt dafür, dass die Warnanlage gar nicht mehr ausgeht. Das hat Folgen: Es gibt – einmal mehr - ein Besuchsverbot. Wenn es sein muss, schließen ganze Stationen. Der kritische Punkt – er ist also erreicht. "Die Aufnahmebereitschaft der Klinik ist reduziert", lautet der aktuelle Ist-Zustand. Ansonsten wird getan, was im Kampf gegen Corona getan werden kann: Impfen, Masken tragen, Testen, Isolieren.
Ortswechsel. Im Landratsamt wird der Krankenstand mit "gefühlt dreimal höher als sonst" beschrieben. Neben Corona will noch etwas gestemmt werden: Es müssen Unterkünfte für Flüchtlinge aus der Ukraine geschaffen werden. Irgendwie. Dieses Irgendwie geht an die Grenzen des Machbaren.
Immerhin, es gibt auch Lichtblicke: Im Gesundheitsamt wurde vieles automatisiert. Es besteht seit Wochen die Möglichkeit, sich über ein Online-Formular als Corona-positiv zu registrieren, die Kommunikation läuft hauptsächlich über Mails. Die Krankheitsausfälle im Gesundheitsamt würden aufgefangen "durch Mehrarbeit und großes Engagement der Kollegen", heißt es aus der Pressestelle.
Aber, wie das so ist in diesen Tagen: Keine gute Nachricht ohne eine schlechte. Die Hilfeleistung der Bundeswehr sind beendet, auf einen Schlag fehlten fünf Vollzeitkräfte. Das aufzufangen sei schon Herausforderung genug. Insgesamt, so die Presseauskunft, sei "die Arbeitsbelastung im Gesundheitsamt nach wie vor sehr hoch, mit täglich bis zu 500 Fällen".
Mehrarbeit bis in den späten Abend und am Wochenende
Um die Flüchtlings-Krise bewerkstelligen zu können, werden inzwischen Mitarbeiter aus anderen Bereichen – etwa aus dem Jobcenter – hinzugezogen. Auch habe man interne Stellenwechsel auf später verschoben. Zudem würden kurzfristig neun neue Stellen geschaffen. Grünes Licht dafür gab es am Mittwoch im Kreisausschuss. Letztlich klappe alles nur durch den "enormen Einsatz der Mitarbeiter". Zudem sei "Mehrarbeit bis in den späten Abend und am Wochenende" längst keine Seltenheit mehr.
Es müsse deshalb "strikt priorisiert werden", betont Pressesprecherin Corinna Petzold-Mühl. Der kritische Punkt sei nicht zuletzt durch eine "in Teilbereichen sehr dünne Personaldecke der Landkreisverwaltung in vielen unterstützenden Bereichen bereits erreicht".
Und wenn es noch dicker kommt? Dann sei es nicht ausgeschlossen, dass in bestimmten Bereichen, wie etwa Zulassungs- und Führerscheinstelle, "die Dienste vorübergehend nicht mehr angeboten werden können". Im Landratsamt selber gebe es weiterhin Terminvereinbarung sowie Zutrittskontrolle mit 3G. Für die Testung unter Aufsicht werden für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an zwei Wochentagen Terminvereinbarungsmöglichkeiten durch das Gesundheitsamt angeboten.
Hohe Infektionszahlen auch bei der Polizei
Von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken gibt es diese blumige Umschreibung: "Die Polizei ist Spiegelbild der Gesellschaft. Insofern bilden sich die aktuell hohen Infektionszahlen in Deutschland auch bei der unterfränkischen Polizei ab." Aber: Die krankheitsbedingten Personalausfälle in Unterfranken würden sich "im bayernweiten polizeilichen Vergleich deutlich unter dem Durchschnitt bewegen".
Dass eine Dienststelle ihre Aufgaben aufgrund einer Vielzahl von krankheitsbedingten Ausfällen mit dem eigenen Personal nicht mehr in vollem Umfang bewältigen konnte, habe es bislang noch nicht gegeben. Sollte dies geschehen, könne man mit "Anpassung der Schichtmodelle" reagieren.
Klar ist aber auch: Neben dem täglichen Dienst stellen sowohl die Corona-Pandemie und aktuell der Ukrainekonflikt nicht nur die Kitzinger Polizei "vor zusätzliche Herausforderungen", heißt es abschließend in der Pressemitteilung.
Einwohnermeldeamt besonders im Blick
"Keinen auffällig hohen Krankenstand" meldet das Kitzinger Rathaus. Personalprobleme müssten also gerade nicht aufgefangen werden. Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und den ankommenden Flüchtlingen sei aber klar, dass das Einwohnermeldeamt keinesfalls ausfallen dürfe, so OB Stefan Günter auf Anfrage. Zum Schutz vor dem Corona-Virus gelte in allen Dienstgebäuden der Stadt Kitzingen "nach wie vor Maskenpflicht auf alle Begegnungsflächen und insbesondere dort, wo ein Abstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten werden kann".
Für Bürgerinnen und Bürger sei nach wie vor der 3G-Nachweis erforderlich. Die Verwaltungseinrichtungen seien weiter geschlossen und dürften nur nach Terminvereinbarung betreten werden. Zudem solle Homeoffice genutzt werden, "wann immer das möglich ist", so der OB.
Noch ein Blick auf das BRK. Dort gibt es "in allen Bereichen einen überdurchschnittlichen Krankheitsausfall und Ausfälle aufgrund notwendiger Quarantänemaßnahmen". Durch die getroffenen Schutzmaßnahmen "gefährden die Personalausfälle aktuell nicht den Betrieb".
Man stelle "insbesondere im Rettungsdienst ein deutlich erhöhtes Aufkommen an Infektionstransporten fest". Darüber hinaus, so schreibt die BRK-Pressestelle, habe man "die Kombination aus der aktuellen Ukraine-Russland-Krise und daraus resultierenden Vertriebenen-Strömen mit den besonderen Herausforderungen der Corona-Pandemie eng im Blick".
BRK-Geschäftsführer Felix Wallström zeigt sich "optimistisch, dass wir auch auf noch anstehende Herausforderungen gut vorbereitet sind". Zusammenfassend könne man sagen, "dass die Lage aktuell noch stabil, jedoch eine Entspannung nicht in Sicht" sei.