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Schwarzach
Corona-Teststelle: Apothekerin ließ BRK-Helfer für sich arbeiten
Eine Apothekerin aus dem Landkreis Kitzingen hat sich in ihrer Corona-Teststelle von Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes helfen lassen. Warum das BRK die Helfer zurückgezogen hat.
Auch in Unterfranken bieten viele Apotheken für den Bürger kostenfreie Corona-Schnelltests an (Symbolbild). Eine Apothekerin im Landkreis Kitzingen ließ sich dabei von Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes helfen.
Foto: Christoph Soeder, dpa | Auch in Unterfranken bieten viele Apotheken für den Bürger kostenfreie Corona-Schnelltests an (Symbolbild). Eine Apothekerin im Landkreis Kitzingen ließ sich dabei von Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes helfen.
Folker Quack
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:48 Uhr

In den vergangenen Monaten schossen Corona-Schnelltest-Stellen wie Pilze aus dem Boden. Inzwischen sorgten einige Betreiber der Stationen für Negativ-Schlagzeilen, weil sie zu viele Tests abgerechnet haben oder die hygienischen Voraussetzungen nicht stimmten. Für die Apothekerin Marion Flügel aus Wiesentheid (Lkr. Kitzingen) sind das "schwarze Schafe, die die Allgemeinheit betrügen und damit einen Generalverdacht auf alle Ehrlichen werfen".

Auch sie betreibt in ihren Apotheken in Wiesentheid und in Schwarzach am Main (Lkr. Kitzingen) jeweils eine Schnelltest-Stelle. Unterstützt wurde sie dabei bis vor kurzem in Schwarzach von ehrenamtlichen Helfern des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Das allerdings hat diese Helfer zurückgezogen, als es davon erfuhr, dass die Ehrenamtlichen für eine Apotheke arbeiten.

Kitzinger BRK-Kreisgeschäftsführer: Das ist nicht Aufgabe des Rotes Kreuzes

Es sei nicht Aufgabe des BRK, privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen wie Apotheken kostenfrei Ersatz- oder Unterstützungspersonal zur Verfügung zu stellen, erklärt der Kitzinger BRK-Kreisgeschäftsführer Felix Wallström auf Nachfrage. Lediglich in Ausnahmefällen - zum Beispiel bei einem akuten Engpass in privaten Pflegeeinrichtungen - habe das Rote Kreuz während der Pandemie Ausnahmen gemacht, um die Versorgung der Bewohner nicht zu gefährden. Eine vergleichbare Notsituation sehe er bei Apotheken nicht. 

Für Marion Flügel ist der Abzug der Helfer ein Problem. Wie es jetzt mit ihrer Teststelle weitergeht, wisse sie nicht. "Wir sind noch in der Entscheidungsfindung", teilt sie auf Nachfrage mit. Schon jetzt habe sie die Öffnungszeiten einschränken müssen, um auch ohne die Unterstützung der BRK-Helfer Testungen anbieten zu können. Für den Juni würden nur noch Termine am Montag und von Donnerstag bis Samstag angeboten. Ohne Unterstützung könne sie die weiteren Tage nicht anbieten, erklärt Flügel.

Apothekerin: Mit den Helfern mündlich einen Stundenlohn vereinbart

Ihre BRK-Helfer hätten den Rückzug bedauert, vor allem weil er kurzfristig erfolgt sei, sagt die Apothekerin. Darüber hinaus habe sie mit den Helfern mündlich eine Stundenlohn in Höhe der Ehrenamtspauschale vereinbart. Mangels vorgelegter Abrechnung sei noch keine Zahlung erfolgt. Marion Flügel legt größten Wert darauf, dass sie keinen Groll gegenüber dem BRK hege und das Thema inzwischen mit den Verantwortlichen freundlich und im Konsens besprochen habe.

Alledings stieß auch ihr Vorgehen auf Kritik. Denn Apotheken bekommen die Corona-Tests erstattet. Neben den Beschaffungskosten für den reinen Test (sechs Euro) erhalten sie für die Abnahme bundesweit zwölf Euro - und der Freistaat Bayern legt befristet bis zum 30. Juni noch einmal drei Euro drauf. Wie die meisten Test-Stellen von Apotheken, bietet auch die Schnelltest-Stelle in Schwarzach am Main die Tests im Fünf-Minuten-Rhythmus an. Bei voller Belegung werden somit 180 Euro in der Stunde erwirtschaftet. 

Lohnt sich der Aufwand für die Teststellen-Betreiber bald nicht mehr? 

Allerdings stehen Kürzungen dieses Honorars im Raum. Die und die sinkenden Inzidenzen stellen viele Teststellen-Betreiber aktuell vor die Frage, ob sich das Testen dann überhaupt noch lohnt. Dazu erklärte Marion Flügel im Apotheken-Fachmedium "apotheke adhoc": "Die Vergütung muss so hoch sein, dass es sich für mich lohnt. Immerhin muss ich auch Mitarbeiter dafür bezahlen, verfügbar zu sein, wenn zwischen 10 und 11.30 Uhr kein Test gemacht wird."  

Felix Wallström vom BRK legt Wert darauf, dass das Bayerische Rote Kreuz keineswegs die Tätigkeit Ehrenamtlicher in Testzentren dritter Anbieter ausschließe. Jedoch habe im vorliegenden Fall einzig ein Rechtsverhältis zwischen den Helfern und der Apotheke vorgelegen. Schon aus Gründen des Versicherungsschutzes müsse ein Vertragsverhältnis mit dem Bayerischen Roten Kreuz bestehen. Darauf habe er alle ehrenamtlichen Führungskräfte im Landkreis Kitzingen hingewiesen, als er von dem Fall in Schwarzach erfahren habe. Allerdings gebe es im Landkreis Kitzingen keinen weiteren ähnlich gelagerten Fall.

 
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  • G. R.
    Das BRK zahlt Ehrenamtlichen eine Aufwandsentschädigung von 7,50 Euro pro Std. Die ist dann steuerfrei- aber nur wenn sie von einer gemeinnützigen Organisation gezahlt wird und eben den Jahresfreibertrag vom Finanzamt nicht übersteigt.
    Das Geld von der Apotheke müssen die Helfer natürlich versteuern, ob Vertrag schriftlich oder mündlich ist egal.
    Auch wenn durch die Tests nicht immer 180 Euro pro Std. verdient werden - eine ganz nette Gewinnspanne ...

    Und trotzdem brauchen wir lokale Teststellen. Im Herbst werden wir um jeden seriösen Anbieter froh sein!
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  • A. K.
    Die sogenannte Ehrenamtspauschale beträgt ab 2021 jährlich 840 Euro.

    Frau Apothekerin:
    Darüber hinaus habe sie mit den Helfern mündlich eine Stundenlohn in Höhe der Ehrenamtspauschale vereinbart

    Wieviel Stunden für die 840.- ?
    oder woe hat sie die Ehrenamtspauschale auf Stunden gerechnet?
    Mit ihrem Apothekerverdienst?
    Einfach unglaublich
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  • K. K.
    840,-€ / 52 Wochen macht ca. 16,15,-€ die Woche.
    Ich nehme mal an ein Mitarbeiter vom BRK hat dann nur eine Stunde in der Woche gearbeitet ???
    Alles was über 1,5 Stunden die Woche wäre, ist wieder unterhalb des Mindestlohnes.
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  • A. K.
    Ergo nicht einmal den Gegenwert von einer Testpauschale.
    Prima Geschäftsmodell
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  • K. K.
    Schutzkleidung usw. durfte man womöglich noch selbst stellen, da man ja vom BRK kam.
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  • A. N.
    Ich halte es generell für sehr fragwürdig, dass es so viele Schnellteststellen gibt. Für eine professionelle Umsetzung der Hygienebestimmungen müssen die Tester neben dem Handschuhwechsel zwischen jedem Kunden auch die Schürze regelmäßig wechseln, um eine Übertragung von Kunde A zu Kunde B zu verhindern. Alleine um die Verfälschung der Ergebnisse zu verhindern. Was im Rettungsdienst und Krankenhauspersonal usus ist, wird in einigen Schnellteststellen nicht gemacht. Für den Aufwand muss ich eine Reihe von anstehenden Kunden haben, sonst macht das gar keinen Sinn. Daher wäre die Beschränkung auf vollausgelastete Teststellen sowieso sinnvoller, als ab und an eine Testung in einer Apotheke. Und welcher Tester soll sich die Wartezeit in voller Montur (Schürze, FFP2-Maske, 3fache Handschuhe plus Schürze) antun?
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  • E. H.
    Ach - ich hab volles Mitleid, jetzt muss man noch ein paar Monate warten bis man sich den neuen Porsche Cabrio leisten kann.
    ich denke da immer an die Bäckereiverkäuferin, die entlassen werden sollte/wurde, weil sie abends ein übrig gebliebenes belegtes Brötchen genommen hat. Die Gesellschaft driftet nicht nur im Einkommen auseinander, auch das Selbstverständnis zwischen Cheffe und Angestellten verschiebt sich immer mehr
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  • K. G.
    Apotheker hätte man werden müssen. Die haben schon bei der Maskenverteilung kräftig verdient, dann mit den Tests und nun mit den digitalen Impfpässen. Aber sofort wenn man auch nur andeutet das Geld etwas zu kürzen, drohen sie mit dem sofortigen Abbruch aller Dienstleistungen. Während das BRK und sämtliche anderen Dienste alles fast zum Selbstkostenpreis übernehmen, verdienen sich die anderen eine goldene Nase. Lobbyismus pur.
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  • R. B.
    Verstehe das nicht. Andere Apotheken schaffen es auch mit eigenem Personal zu testen.
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  • K. K.
    Haha. Mündlich ein Stundenlohn vereinbart. Waren die Leute überhaupt angemeldet? Versicherung usw?
    Können die Apotherker den Hals wirklich nicht voll genug bekommen.
    Allein schon der Satz, wenn keiner kommt müsse Sie auch das Personal da haben, spricht für sich. Das ist in jedem Gewerbe so das auch mal weniger los ist (siehe Gastro).

    Am besten wir gehen alle mal sammeln für die armen Apotheker. traurig
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