"Das Virus kommt durchs Hintertürchen", weiß die 29-Jährige Elvira E. (Name von der Redaktion geändert) aus Abtswind. "Da kannst du alle Vorsicht walten lassen, und plötzlich hast du es." Sie hat es gehabt, angesteckt von ihrem Freund, der es sich das Virus vermutlich an seinem Arbeitsplatz geholt hatte. Das Schlimme: Bevor sie Symptome hatten, waren sie beide ansteckend und haben auch andere angesteckt – unwissentlich.
Die 29-Jährige hat viele Erfahrungen in der Zeit nach der Ansteckung gemacht. Auch solche, die es angeraten erscheinen lassen, anonym zu bleiben. Nicht lustig findet sie es, dass zum Beispiel ihre Eltern komisch angeredet worden sind. Deren Test war übrigens negativ.
Alles hat eigentlich harmlos angefangen. Ihr Freund zeigte Erkältungssymptome. Schnupfen. Husten. Am darauffolgenden Tag ließ er sich testen, einen Tag später kam das positive Ergebnis. Am gleichen Tag noch fuhr Elvira E. zum Testzentrum nach Albertshofen, tags darauf erhielt auch sie die Nachricht, dass sie Covid-19 hat. "Da hatte ich noch keine Symptome, nur leichte Gliederschmerzen", erzählt sie. Doch die Anzeichen für eine Erkältung ließen nicht lange auf sich warten. Dann war da noch der Druck auf der Lunge, tief einatmen fiel ihr schwer. "Dann waren Geschmacks- und Geruchssinn weg." Die kommen langsam wieder zurück, aber sie kann Gerüche noch immer nicht in der Intensität wie sonst wahrnehmen.
Ein Gesundheitsamt meldet sich, eines nicht
Ihr Freund hat seinen Erstwohnsitz zwar im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, doch die häusliche Isolation verbrachten sie in Abtswind zusammen. Dennoch waren zwei Gesundheitsämter für sie zuständig. Das Kitzinger Amt rief regelmäßig an, überwachte so die Quarantäne und erkundigte sich zugleich nach ihrem Befinden und ihren Symptomen. Die Neustädter Behörde tat dies nicht, nur am Tag vor Quarantäneende kam von dort ein Anruf, berichtet die Betroffene.
"Hier war es ein harter Brocken, wieder in die Freiheit zu gelangen", erzählt sie. Denn: "Die psychische Belastung ist enorm, echt heftig – das macht keinen Spaß." Dann werde man auch noch angeschaut, als ob man die Beulenpest habe.
Während der Quarantäne hatten sie und ihr Freund einen perfekten Room-Service: ihre Mama. Diese stellte Essen vor die Wohnungstüre. Die Spülmaschine lief dann halt täglich während dieser Quarantänezeit. Was möglich sie und was nicht, das sei mit dem Kitzinger Gesundheitsamt alles abgestimmt worden.
Schuldige zu suchen bringt nichts
Denn das Corona-Virus ist sehr tückisch, wie sie selbst erfahren hat, als sie bereits mit dem Corona-Virus infiziert war und es weiterverbreiten konnte – ohne Symptome zu haben. Deshalb bringe es auch nichts, Schuldige zu suchen, die einen angesteckt haben. Irgendwann werde es jeder haben, vermutet sie. Deshalb sei es wichtig, sein Leben mit Bedacht zu leben.
Sie arbeitet mittlerweile wieder, ihr Freund macht Homeoffice. Ihre körperliche Belastbarkeit jedoch ist noch nicht wiederhergestellt. Sie schätzt sie auf 60 bis 70 Prozent. Die Auswirkungen von Corona auf den Körper sind ihrer Meinung nach nicht zu unterschätzen.