
Die Sing- und Musikschule Steigerwald e.V. mit Sitz in Wiesentheid feiert an diesem Sonntag, 15. Mai, ihr 40-jähriges Bestehen. Rund 290 Schüler und Jugendliche aus acht Gemeinden werden dort gefördert und geformt. Die Institution hat seit 2008 ihr eigenes "Haus der Musik" direkt hinter dem Wiesentheider Rathaus. Seit 1989 leitet Hans-Joachim Krämer die Musikschule. Im Gespräch erläutert er, welche Bedeutung Musikschulen heute haben, was sich durch Corona verändert hat und ob sich die Eltern den Unterricht auch in Zukunft leisten können.
Krämer: Ja, aber die Zeit für ein Hobby wird für sie immer knapper. Durch die Ganztagsbetreuung an den Schulen kommen viele erst nach 16 Uhr nach Hause. Dann ist es für Kinder immer schwierig, ihr Musikinstrument zu nehmen oder ihre Sporttasche zu packen.
Krämer: Wir hatten weniger Zulauf, das lag auch an der Vorsicht der Eltern. Ich bin gespannt, wie es sich dieses Jahr entwickelt, die Anmeldezeit läuft bis Ende Juni. Insgesamt gingen die Schülerzahlen in den letzten Jahren mal rauf, mal runter.
Krämer: Ja, zum Positiven. Viele haben festgestellt, dass ihnen durch die Isolation und immer nur Bildschirm etwas fehlte. Vor allem diese individuelle Betreuung durch die Lehrkräfte, beim Einzelunterricht oder in Zweiergruppen. Da werden sie sehr beachtet und bekommen Feedback. Es ist gut für die Motivation und das Selbstbewusstsein, wenn man gute Leistungen bringt. Das wirkt sich auch auf die schulische Leistung aus.

Krämer: Sie ist etwas ganz wesentliches für die Seele der Kinder, dass sie da aufgefangen werden. Dann natürlich der soziale Aspekt, es entsteht eine Art Gemeinschaft, wenn sie in einer Gruppe spielen. Die Kinder wissen, sie sind nicht allein auf dieser Welt. vieles hängt natürlich vom Erfolg ab, wie beim Sport. Wenn sich kein Erfolg einstellt, haben wir auch Abgänge. Es ist nicht jeder dazu berufen, Musiker zu sein.
Krämer: Ich befürchte und rechne damit, dass es für manchen schwieriger wird, die Unterrichtskosten zu bewältigen. Das werden wir sehen, wenn die Anmeldefrist bis Ende Juni für das nächste Jahr vorbei ist. Man meldet sich ja für ein Jahr an. Es ist schwierig vorauszusehen, wie sich die Finanzlage innerhalb der Familien entwickeln wird. Bei denen, die es wirklich wollen, spielt das eine sekundäre Rolle. Bisher hat sich bei uns noch niemand mit Verweis auf die zu hohen Kosten abgemeldet.
Krämer: Das ist eine große organisatorische Aufgabe. Viele Kinder müssen mit dem Auto nach Wiesentheid gebracht werden, das ist ein extra Aufwand. Wenn wir einen kostenlosen Ensemble-Unterricht an einem weiteren Tag anbieten, sagen viele Eltern: Das ist uns zu viel wegen des Fahrens. In der Stadt mit Bussen und Straßenbahnen ist das einfacher als hier auf dem Land. Hier ist es ein Problem.

Krämer: Ich bin sehr zuversichtlich, dass sie so weiterbestehen kann, wie es seit 40 Jahren der Fall ist. Ich habe überhaupt keine Bedenken, dass sich da etwas ändert. Generell ist musische Erziehung, musische Bildung für viele ganz wichtig. Kinder und Erwachsene profitieren davon, dass so eine Schule am Ort oder in der Nähe ist.
Krämer: Ja, wir haben 15 Erwachsene, bis zum Alter von 60 Jahren. Sie machen das gerne. Manche, die jetzt Zeit für sich haben, nachdem die Kinder aus dem Haus sind, entdecken das Klavierspielen oder Gitarrespielen wieder. Es gibt auch welche, die neu anfangen. So etwas ist ja auch gut für das Gehirn.