Die Corona-Pandemie erreicht eine neue Qualität: Inzwischen treten immer wieder Krankheitsfälle bei doppelt Geimpften auf. Besonders heikel: Die Betroffenen können die Viren weiterverbreiten, ohne selbst auffällige Symptome zu entwickeln.
Ein solches Szenario hat sich jetzt im Kindergarten St. Vinzenz in der Kitzinger Siedlung zugetragen. Nach Auskunft von Kindergartenleiterin Julia Steffan gibt es drei bestätigte Corona-Fälle unter den Erzieherinnen und zwei Kinder, die laut Schnelltests positiv sind. Bei den Kleinen fehle noch die Überprüfung durch PCR-Tests. "20 Monate waren wir ohne einen positiven Fall", sagt Steffan, doch jetzt habe sich die Lage schlagartig geändert.
Betroffen von den Fällen sind eine Kindergartengruppe und eine Krippengruppe im Haupthaus in der Sickershäuser Straße und eine Kindergartengruppe in der Filiale in der Memellandstraße. Wie sich im Nachhinein herausgestellt habe, sei schon Mitte Oktober ein Kind im Kindergarten gewesen, das später positiv auf Corona getestet worden sei.
Trotz vollständiger Impfung erkrankt und infektiös
Erschreckend findet Steffan, dass drei Erzieherinnen trotz vollständiger Impfung an Corona erkrankt und offensichtlich ansteckend seien. Für Steffan zeigt diese Erfahrung, dass die Politik ihre Pandemie-Strategie überdenken müsse. Die laute zurzeit: "Alles offen halten um jeden Preis". Steffan hält dagegen: "In den Einrichtungen fliegen uns die Fälle um die Ohren – alles auf Kosten der Kinder und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter."
Die betroffenen Erzieherinnen seien nämlich erst über Tests ausfindig gemacht worden. Am sichersten seien PCR-Tests. "Wie zuverlässig sind die Schnelltests überhaupt?", fragt die Kindergartenleiterin deshalb. Und in der Konsequenz: "Wie hoch ist wohl die Dunkelziffer der Erkrankten?"
Sollte man also Mitabeiterinnen und Mitarbeiter wieder regelmäßig testen, auch wenn sie geimpft seien? Steffan hält Tests zwar für sinnvoll, erinnert aber daran, dass kostenlose Testkapazitäten abgebaut worden seien. Es sei gar nicht so einfach, ohne lange Wartezeiten an PCR-Tests zu kommen. Dazu gesellt sich bei den Kindergärten die Frage: Wie kann man die Kinder aussagekräftig testen? "Ein PCR-Test kann weh tun, ist aber zumindest unangenehm", findet Steffan. Das will sie den Kleinen nicht alle paar Tage zumuten. Was aber dann?
Hilferufe aus dem Kindergarten
Die Leiterin erinnert daran, dass sie eigentlich Pädagogin sei, doch seit Monaten müsse sich sich mit Regelungen und Verordnungen zur Pandemie herumschlagen, die ihr auch nicht immer sinnvoll erscheinen. So hätten im Sommer die Erzieherinnen im Freien trotz 35 Grad Maske getragen, während die Kinder miteinander ohne Maske spielen durften.
Nach dem aktuellen Corona-Ausbruch wurden einzelne Kranke und direkte Kontaktpersonen nach Hause geschickt; andere durften im Kindergarten bleiben. Steffan zweifelt, ob manche Entscheidung richtig ist. Unterm Strich wünscht sie sich mehr Schutz für die Kinder und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ob Politik und Behörden die Hilferufe hören?
Im Landkreis Kitzingen hat der Inzidenzwert in dieser Woche schon einmal die 190 erreicht. Ganz Bayern liegt bereits über 200. Tendenz steigend.
Im übrigen, jeder Arbeitnehmer hat ja die Möglichkeit sich kostenlos testen zu lassen. Da liegt es an jedem und somit in der Eigenverantworung dies zu tun.