Es gab Zeiten, da hat Werner Reuß die beiden Comic-Füchse Fix und Foxi einfach links liegen lassen. Das war in den 1960er-Jahren, als er als Dreikäsehoch aufgeregt und mit ein paar Groschen in der Tasche in den Kaufmannsladen hüpfte. Die Fuchs-Brüder kosteten 20 Pfennige mehr als die daneben liegenden Abenteuer von Ritter Sigurd – das gab den Ausschlag. Zumal das Geld noch für etwas Süßes aus den Bonbongläsern reichen musste.
60 Jahre später leuchten bei Werner Reuß immer noch die Augen, wenn er von Ritter Sigurd erzählt. Inzwischen aber nehmen Fix und Foxi bei ihm die Hauptrolle ein. Der Prichsenstädter Verleger im östlichen Landkreis Kitzingen hat am Fuße des Steigerwaldes dafür gesorgt, dass Fix und Foxi neuerdings echte Unterfranken sind.
Comic-Begeisterung in Deutschland
Die eigentliche Geburtsstunde der roten Füchse schlug 1953. Im Nachkriegs-Deutschland war – nicht zuletzt durch Micky Maus – die Comic-Begeisterung ausgebrochen. Nachdem Micky Maus im Oktober 1951 erstmals an deutschen Kiosken ausgelegen hatte, ließ das am Chiemsee einen nicht ruhen: Rolf Kauka, der gerne auch als deutscher Walt Disney bezeichnet wurde. Er wollte der US-importierten Micky Maus unbedingt etwas entgegensetzen. Seine Idee sollte eine Erfolgsgeschichte werden: Fix und Foxi, Lupo und Oma Eusebia, Knox und Lupinchen – die Kauka-Figuren eroberten schnell die Herzen der Kinder.
Insgesamt kamen über 300 Millionen verkaufte Hefte zusammen, es sollte der größte Comic-Erfolg in Deutschland werden. In den besten Zeiten lag die wöchentliche Druckauflage bei 400.000 Exemplaren. Bis 1994 das Aus kam, weil die Auflage den freien Fall angetreten hatte. 2000, im Todesjahr von Kauka, gab es einen letzten Wiederbelebungsversuch für die Reihe, der jedoch kläglich scheiterte.
Was Liebhaber für alte Fix- und Fox-Hefte zahlen
Der Rest ist Geschichte. Heute sind die alten Hefte längst Kult – und zudem begehrte Sammelstücke: Die erste Ausgabe von Micky Maus kann es unter Liebhabern durchaus auf 35.000 Euro bringen. Und auch die Fix-und-Foxi-Hefte haben durchaus ihren Sammler-Preis.
Das Bedürfnis vieler Sammler, an die alten Hefte zu gelangen, ohne dabei zu verarmen, brachte in den 1990er-Jahren den Schönauer Norbert-Hethke-Verlag auf eine Idee: Dort begann man, die Fix-und-Foxi-Reihe neu aufzulegen. Und so ging es noch einmal mit Band eins von vorne los. Wurden die Originale aus den 1950er-Jahren teilweise für vierstellige Summen gehandelt, gab es die Reprints nun für zehn Euro. Insgesamt 50 Ausgaben erschienen auf diese Weise bis 2008, dann machte der Verlag dicht.
Genau hier kommt nun Werner Reuß ins Spiel. Über vier Umwege und fünf Zufälle bekam der kleine Prichsenstädter Verlag die Möglichkeit, die Reihe fortzusetzen. Einer dieser Umwege war beispielsweise die Besonderheit, dass die Fix-und-Foxi-Rechte 2014 an Stefan Piëch übergingen, den Neffen des ehemaligen VW-Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch. Als sich die Chance bot, schlug der 68-jährige Prichsenstädter sofort zu.
Die Reihe der Fix-und-Foxi-Hefte wurde fortgesetzt
Es brauchte viel Geduld und Spucke und natürlich Expertenwissen, bis die Hefte so aussahen, wie sie aussehen sollten: So, wie sie vor einem halben Jahrhundert im Krämerladen hätten liegen können. Es wurde viel experimentiert, bis die Qualität stimmte. Kürzlich war es dann soweit: Die Reihe der Fix-und-Foxi-Reprints wurde mit Band 51 bis 54 fortgesetzt.
Dass sein kleiner Verlag eine große Tradition wieder aufleben lässt, macht Werner Reuß mal so richtig stolz. Der ECR-Verlag hatte zunächst seiner ehemaligen Frau gehört. Mit Renteneintritt entwickelte der viele Jahre in Würzburg arbeitende Architekt wieder verstärkt Freude am Verlegerdasein und aktivierte das Verlegen. Waren bisher neben einigen Comicreihen vor allem touristische Ausgaben wie ein Prichsenstadt-Bildband, Ansichtskarten von Prichsenstadt als Bildband und Werke des deutschen Künstlers Bob Heinz erschienen, liegt jetzt das Augenmerk auf den beiden Rotfüchsen.
Zunächst geht Werner Reuß die Sache vorsichtig an: Die erste Auflage liegt bei 400. Jetzt heißt es, den Markt mit der Info zu versorgen, dass es die Reprints gibt und den Vertrieb anzukurbeln. Dann, so der Plan, sollen die Hefte regelmäßig erscheinen. Immer als Viererpack. "Die Reihe ist über mehrere Jahre angelegt und soll vor allem die heute kaum zu findenden und enorm teueren Originalausgaben ersetzen", betont Reuß. Weshalb die Zielgruppe auch weniger junge Menschen sind, sondern "eher 65 plus".
Ein Markt dafür, da zeigt sich Reuß sicher, ist definitiv da. Zumal Deutschland aus seiner Sicht "in Sachen Comics gewachsen ist". Sprich: Comics sind beliebter denn je und erleben einen regelrechten Boom. Weshalb also sollen nicht Fix und Foxi erneut die Welt erobern – diesmal von Unterfranken aus.