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Landkreis Kitzingen
Bürgerforum Kitzinger Land: Windkraft ist keine verlässliche Energiequelle
Dunkle Wolken über der Windkraft in Deutschland: Auch im Landkreis Kitzingen ist der Ausbau längst ins Stocken geraten.
Foto: Swen Pförtner, dpa | Dunkle Wolken über der Windkraft in Deutschland: Auch im Landkreis Kitzingen ist der Ausbau längst ins Stocken geraten.
Bearbeitet von Eike Lenz
 |  aktualisiert: 07.04.2022 02:22 Uhr

Kein gutes Haar lässt Albrecht Moreth vom "Bürgerforum Kitzinger Land" an den Überlegungen von Landrätin Tamara Bischof und des Bund Naturschutz, den Landkreis Kitzingen in nächster Zeit stärker für erneuerbare Energien zu öffnen. Vor allem den von Bischof forcierten Ausbau der Windkraft nimmt Moreth zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass man sich ohne effiziente Stromspeicher auf einen Irrweg begebe. "Solange es nicht genügend geeignete Speichertechnologien gibt, kann man mit Windkraftanlagen keine herkömmlichen Kraftwerke ersetzen", schreibt er in einer Stellungnahme an die Redaktion. Für Moreth muss die Energiewende unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Umweltverträglichkeit erfolgen, um den Industriestandort Deutschland nicht zu gefährden.

Das Bürgerforum Kitzinger Land entstand im Jahr 2013 – in einer Zeit, als die Windkraft in Bayern und im Landkreis auf dem Vormarsch war. Ziel der Initiative: den Bau von Windkraftanlagen zu stoppen. Dass die Landrätin wie neulich im Umwelt- und Klimaausschuss des Kitzinger Kreistags skeptische Bürgermeister ermuntere, Windräder zu bauen, sieht Moreth ebenso kritisch wie den Vorstoß von Manfred Engelhardt. Der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz wolle "um jedes Dorf und um jede Kleinstadt herum Windkraftanlagen und auf fast allen Dächern der gedämmten Häuser Photovoltaik".

Landrätin will unabhängiger von Öl und Erdgas werden

Moreth verweist auf eine Stellungnahme des Landratsamtes von 2014 zum Flächennutzungsplan der Gemeinden Martinsheim, Seinsheim, Obernbreit und Marktbreit. Darin habe die Kreisbehörde mit Blick auf "ein besonders attraktives Landschaftsbild" Windkraftanlagen als "absolut landschaftsunverträgliche, technische Zäsur" dargestellt. Die Landrätin bekräftigte in der jüngsten Sitzung allerdings, dass sich die Zeiten geändert hätten und man jede Chance nutzen müsse, um unabhängiger von Öl und Erdgas zu werden.

Den ehemaligen Kreisheimatpfleger Hans Bauer bringt Moreth ebenso als Kronzeugen gegen die Windkraft ins Spiel wie den früheren bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Anfang 2013 habe Seehofer in Salz (Rhön-Grabfeld) vor Vertretern von Bürgerinitiativen erklärt: "Mir liegt sehr daran, dass wir diese Energiewende mit der Bevölkerung und nicht gegen die Bevölkerung machen." Daraus sei später die 10H-Abstandsregel entstanden, die der Bayerische Verfassungsgerichtshof 2016 bestätigt habe.

Für das Bürgerforum ist Windkraft teuer und wirkungslos

Windkraftanlagen in Deutschland produzieren laut Moreth inzwischen so viel Strom, dass der Überschuss immer öfter für teures Geld ins Ausland "entsorgt" werden müsse, um die heimischen Stromnetze zu schützen. Trotz 31.000 deutscher Windkraftanlagen sei der weltweite CO2-Ausstoß um kein Gramm gesunken. "Jedes Gramm, was an CO2 eingespart wird, wird sofort wieder über den Europäischen CO2-Zertifikate-Handel ausgeglichen." 2021 seien in Deutschland 4,5 Prozent mehr Kohlendioxid ausgestoßen worden als im Vorjahr. Moreths Fazit: "Windkraftanlagen sind also nicht nur eine teure, sondern auch eine völlig wirkungslose Maßnahme, um das Klima zu retten."

Hinzu komme, dass Windräder "nicht verlässlich Strom erzeugen" könnten und die "restlichen erneuerbaren Energien" nicht in der Lage seien, bei zu wenig Wind die Stromlücken zu schließen. So müssten herkömmliche Kraftwerke die ganze Zeit nebenher laufen, um bei Bedarf einzuspringen. Windräder und Photovoltaikanlagen seien – zumindest in den nächsten Jahrzehnten – keine Garanten für eine zuverlässige Energieversorgung, denn diese erzeugten Strom nicht verbrauchsabhängig, sondern nur wetterabhängig. Um dies zu ändern, bräuchte es großtechnologische Stromspeicher, die die heute durch Pumpspeicherkraftwerke verfügbare Kapazität um "das mehrere Hundertfache" übersteigt.

 
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  • R. O.
    zwischen Würzburg und Kitzingen gibt es seit vielen jahren viele Windräder. in den Ortschaften Biebelried, Repperndorf, Erlach, Buchbrunn und Mainstockheim werden Neubaugebiete ausgewiesen . hier entstehen zw 50 und 100 neue Häuser. wenn die Auswirkungen der Windräder wirklich so schrecklich sind, wie die Windkraftgegner nur zu gerne behaupten, wieso werden dann dort in 1-2-km Entfernung so viele neue häuser gebaut ? zum Thema Tourismus ist zu schreiben, mit dem zubau der windräder in Deuschland hat der Tourismus ja nicht abgenommen, sondern das gegenteil ist passiert, der Tourismus boomt.
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  • R. O.
    den höchsten Energieertrag zur beanspruchten Fläche haben: Windräder. die Energiewende funktioniert nur durch einen NEUEN Energiemix: eben Windenergie, PV-anlagen , Biogas. die Energie aus Wind und Sonne muß nicht herangeschafft und aufbereitet werden , es passiert jeden tag ganz automatisch, und wenn ein Windrad nach 20-30 Jahren ersetzt werden muß, kann man 50 meter daneben das neue Windrad hinstellen und die vorhandene infrastruktur weiter benutzen. dasselbe gilt für PV. wenn ein Braunkohletagebau ausgebaggert ist und ein Ölquelle versiegt, dann ist hier ein für allemal schuß mit Energiebereitstellung.
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  • R. W.
    Es ist geradezu heldenhaft, wie hier in der Umgebung die kleinen Bürgermeister das Weltklima retten wollen, wohingegen ihre oberbayerischen Kollegen bei dem Thema gerne in Deckung gehen.
    Dabei werden ein paar Windräder mehr gar nichts ändern, außer viel Zwietracht unter den eigenen Bürgern.
    Die immense Energielücke kann nur durch große Lösungen bewältigt werden, wie etwa der Suedlink Trasse, die - hoffentlich bald - genug Strom in den Süden der Republik pumpen wird, dass sich die Frage nach den - vor allem für Projektanten lukrativen - Windrädern erübrigen wird.
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