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Nordheim
Brandcontainer in Volkach: Feuerwehren in der Flammenhölle
600 Grad, beißender Rauch und vermisste Personen: In der Theorie kein Problem für die Volkacher Feuerwehren. Und in der Praxis? Ein Besuch im Inferno.
Vorsichtig öffnet ein Feuerwehrmann die Stahltür des Brandcontainer. Sein Kamerad sichert mit einem C-Schlauch.
Foto: Moritz Hornung | Vorsichtig öffnet ein Feuerwehrmann die Stahltür des Brandcontainer. Sein Kamerad sichert mit einem C-Schlauch.
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:06 Uhr

Dunkler Rauch auf dem Wasserübungsplatz der Bundeswehr in Nordheim, ein Feuerwehrauto nach dem anderen. "Was ist passiert?" fragten sich viele Nordheimer und Spaziergänger am Wochenende sorgenvoll. Wachpersonal und Feuerwehrleute lösten das Rätsel auf: eine großangelegte Übung der  Feuerwehren der Stadt Volkach sowie der Wehren aus dem Umland. Thema der realitätsnahen Ausbildung für die knapp 120 Feuerwehrmänner und- frauen: Brandbekämpfung im Innenangriff.

Wegen der Hitze: Möbel aus Stahl

Eine Spezialfirma aus Leipzig hatte Brandübungscontainer aufgestellt, in denen gefährliche Situationen nachgestellt werden können. Der Volkacher Feuerwehrmann Marco Leibold ist einer der ersten, der sich mit einem Kollegen für den Einsatz vorbereitet. Atemschutzgerät und Schutzanzug müssen 100-prozentig passen, denn auf die beiden wartet ein Inferno. 20 Minuten beißender schwarzer Rauch, am Ende eine Flammenhölle, mit einer Hitze von bis zu 300 Grad am Boden und 600 Grad an der Decke werden ihnen alles abfordern.

Nach dem Einsatz: Erschöpft knieen Marco Leibold (rechts) und Fabian Fuss auf dem Boden und besprechen mit dem begleitenden Ausbilder den Einsatz.
Foto: Moritz Hornung | Nach dem Einsatz: Erschöpft knieen Marco Leibold (rechts) und Fabian Fuss auf dem Boden und besprechen mit dem begleitenden Ausbilder den Einsatz.

"Theoretisch haben sie das alles schon gelernt. Doch jetzt müssen sie in der Praxis zeigen, dass sie es auch anwenden können," erklärt der Volkacher Kommandant Fred Mahler, der dieses Übungsszenario federführend organisiert hat. Für Leibold und seinen Partner gilt es jetzt. Ihr Einsatzbefehl: In das nachgestellte Zimmer vordringen und vermisste Personen retten. Das Leipziger Unternehmen hat sechs Ausbilder dabei. Alles erfahrene Profis von namhaften Berufsfeuerwehren, auch sie in ihrer Schutzausrüstung. Jeder Trupp wird von einem Ausbilder begleitet. Sicherheit ist oberstes Gebot.

Es fühlt sich an, als ob die Haut verbrennen würde

Als die zwei Volkacher Feuerwehrmänner das nachgestellte Zimmer betreten, stehen sie vor einer schwarzen Wand aus Rauch. Kein Licht, alles dunkel. Im Kriechgang tasten sich beide durch den Raum, in dem alle Möbel aus Stahl geschweißt sind. Denn schon ab 200 Grad hält nichts mehr der Hitze stand.  Und deswegen müssen sich die Feuerwehrleute so schnell wie möglich einen Überblick verschaffen. "Bei Zimmerbränden mit vermissten Personen geht es um jede Sekunde", sagt Moritz Hornung, Sprecher der Volkacher Feuerwehr. "Schon nach wenigen Atemzügen setzt die Bewusstlosigkeit ein."

Aus dem verrauchten Container wird eine Übungspuppe geborgen.
Foto: Moritz Hornung | Aus dem verrauchten Container wird eine Übungspuppe geborgen.

Leibolds Trupp war erfolgreich. Zwei schwere Übungspuppen konnten sie bergen. Zeit zum Ausruhen haben sie nicht. Die nächste Aufgabe wartet. Das Team sitzt vor der nächsten Tür und spricht das Vorgehen ab. Hinter der Tür: 900 Grad Hitze, wabernde Flammen und giftiger Rauch. Jetzt kommt der Löschangriff. Was einfach klingt, erfordert taktisches Wissen. Nach der ersten Wassersalve füllt sich der Raum mit heißem Wasserdampf, der mit enormer Kraft quer durch den Raum schießt und auch die Einsatzkräfte trifft. Nun bewährt sich die Schutzkleidung, in die eine Dampfsperre eingebaut ist und vor Verbrühungen schützt. Dennoch ist die Wärmeentwicklung auf den Körper heftig. Es fühlt sich an, als ob die Haut verbrennen würde.

Bürgermeister Heiko Bäuerlein ist stolz auf seine Wehren

Langsam nähert sich der Trupp dem Flammenzentrum. "Die absolute Hölle", sagt Truppführer Leibold nach dem Einsatz. Nicht die 25 Kilo schwere Atemschutzausrüstung drückt sie zu Boden, sondern die brutale Hitze. Nach gut 20 Minuten ist die Tortur vorbei. Sichtlich erschöpft stapfen sie aus dem Container. Ein Liter Wasser war ruckzuck weg, und dann: raus aus den Klamotten. In Wärmezelten beginnt jetzt die Ruhephase. "Die Belastungen sind so groß, dass jeder Feuerwehrler am Wochenende nur einen Durchgang absolvieren kann", erklärt Hornung.

Beim Löschangriff schlagen den Feuerwehrleuten Flammen, Hitze und Rauch entgegen.
Foto: Moritz Hornung | Beim Löschangriff schlagen den Feuerwehrleuten Flammen, Hitze und Rauch entgegen.

Zum Schluss werden die Einsätze besprochen. Die Ausbilder bescheinigen den Wehren ein hohes Fachwissen und eine ausgezeichnete Kondition. Keiner musste aufgeben. Auch Heiko Bäuerlein, Volkacher Bürgermeister und Übungsbeobachter, ist zufrieden mit seinen Wehren:  "Eine Investition, die sich für die Stadt absolut gelohnt hat."

An der Übung haben folgende Wehren teilgenommen: Volkach, Astheim, Eichfeld, Obervolkach, Escherndorf, Fahr, Gaibach, Nordheim, Sommerach, Prichsenstadt, Gerolzhofen, Kitzingen, Prosselsheim, Stammheim, Werneck, Obereisenheim, Grafenrheinfeld und Unterspießheim.

 
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