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Nordheim
Nordheim: Warum die Bundeswehr den Sandstrand am Altmain entfernte
Am Zufluss zum Wasserübungsplatz in Nordheim (Lkr. Kitzingen) hat die Bundeswehr den Sandstrand weggebaggert – zum Leidwesen von Wasserratten und Sonnenhungrigen.
Idyllisch lag die Sandbank am Zugang vom Altmain in den Wasserübungsplatz der Bundeswehr. Sie war ein Geheimtipp für Erholungssuchende.
Foto: Peter Pfannes | Idyllisch lag die Sandbank am Zugang vom Altmain in den Wasserübungsplatz der Bundeswehr. Sie war ein Geheimtipp für Erholungssuchende.
Peter Pfannes
 |  aktualisiert: 10.02.2024 21:13 Uhr

Ein Sandstrand am Main? Eine echte Seltenheit. In Nordheim gab es noch ein solches Fleckchen zum Baden und Sonnen. Vor allem in den Sommermonaten verriet der Blick von der Vogelsburg hinunter ins Tal auf die kleine Sandbank am Altmainufer: Hier lassen Einheimische und Gäste ihre Seelen baumeln. Jetzt ist sie weg, die chillige Freizeitoase inmitten unberührter Natur. Mit schwerem Gerät hat die Bundeswehr die Zufahrt vom Main zu ihrem Wasserübungsplatz freigelegt.

Seit ein paar Tagen ist die Sandbank in Nordheim vom Erdboden verschluckt. Die Bundeswehr hat die kleine Badehalbinsel weggebaggert.
Foto: Peter Pfannes | Seit ein paar Tagen ist die Sandbank in Nordheim vom Erdboden verschluckt. Die Bundeswehr hat die kleine Badehalbinsel weggebaggert.

Die Sandbank ist weggebaggert, sehr zum Leidwesen der vielen kleinen und großen Wasserratten und Kanufahrer, die an dieser Stelle auf ihrer Altmaintour meist anlegten und ein Päuschen machten. "Das Gelände gehört dem Freistaat Bayern, also der Bundeswehr", erklärte Sibylle Säger auf Anfrage. Die Gemeinde habe mit der Ausbaggerung nichts zu tun, so Nordheims Bürgermeisterin.

Zivilpersonen im militärischen Bereich

Nach ihrer Kenntnis sei die Maßnahme der Bundeswehr mit den Behörden und dem Bund Naturschutz abgesprochen. Spontan reagierte die Bundeswehr auf Nachfrage dieser Zeitung. "Die Sandbank wurde aus mehreren Gründen entfernt", heißt es in einer schriftlichen Erklärung aus Volkach. Der nebenamtliche Pressefeldwebel der Mainfrankenkaserne Thorsten Werner teilte mit, dass der häufige Übertritt in den Militärischen Sicherheitsbereich durch Zivilpersonen bei Niedrigwasser der Hauptgrund für das Ausbaggern war. Zusätzlich gebe es versicherungstechnische Gründe und "für Ausbildungen muss der Durchlass vergrößert und tiefer sein".

Grundsätzlich sei das Betreten des Geländes am nördlichen Ortsrand der Vögelein-Gemeinde verboten. Auf das Verbot würden überall Schilder "Militärischer Sicherheitsbereich" hinweisen – auch direkt an der ehemaligen Sandbank . Juristisch gesehen begehe man Hausfriedensbruch, wenn man das Gelände betritt, so Werner. Prekär sei die Situation geworden, als solche Schilder an der Sandbank immer wieder gestohlen wurden.

"Uns wurde sogar körperliche Gewalt angedroht, wenn wir nicht verschwinden."
Thorsten Werner, nebenamtlicher Pressefeldwebel

"Die Bundeswehr musste hier eine Lösung finden, um eine klare Grenze zu ziehen", begründet Werner das Abtragen von Sand und Kies. In seiner Tätigkeit war er in diesem Jahr mehrfach in Nordheim und versuchte den Anwesenden die Situation zu erklären. "Ich habe darum gebeten, das Gelände zu verlassen." Sein Appell an die Nutzer der Sandbank sei immer wieder auf Unverständnis gestoßen. "Uns wurde sogar körperliche Gewalt angedroht, wenn wir nicht verschwinden" erinnert sich der Feldwebel.

Das Schild, das am Tag davor angebracht wurde, sei da schon wieder verschwunden gewesen. Laut Werner wird der Übungsplatz Nordheim aktuell reaktiviert. Zu diesem Zweck habe die Regierung Unterfranken das Gelände zurück an die Bundeswehr übergeben. Diese plant, ab 2021 dort wieder vermehrt zu üben und vor allem Gewässerausbildung durchzuführen. Deshalb habe die Bundeswehr auch die Schutzmaßnahmen erhöht. Die Wache an der Zufahrtsstraße werde wieder dauerhaft besetzt.

Kleinod für Insider

Persönlich versteht Werner den Wunsch der Menschen, auf der schönen Sandbank zu verweilen, "gerade unter den momentanen Umständen", nimmt er auf die Corona-Pandemie Bezug. Der Pressesoldat bat aber im Namen der Bundeswehr die Bevölkerung um Verständnis: "Dies geschah zum Schutz der Zivilpersonen."

Ob das Wegbaggern der kleinen Sandidylle bei den Menschen auf Akzeptanz stößt, bleibt abzuwarten. Die Sandbank war ein einmaliges Kleinod für Insider, abseits des Massentourismus, wie er beispielsweise am beliebten Uferstück mit den Strandkörben neben der Nordheimer Fähre herrscht.

 
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  • fw@widdi.de
    Artikel gelesen? wenn Bundeswehrsoldaten beschimpft/bedroht und Schilder geklsut werden....

    WER HAT SICH DA FALSCH VERHALTEN? sicher nicht die Wache/der Presseoffizier
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  • Klsh
    Der Gewässerübungsplatz Nordheim wurde eingerichtet, als in Volkach Pioniere stationiert waren. Das ist schon lange nicht mehr der Fall, deshalb war dort auch praktisch kein Übungsbetrieb mehr. Nur wenn sich das künftig ändert, ist dieses Vorgehen zu rechtfertigen. Man darf also gespannt sein.
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  • a.nette
    Recht hin recht her. Fakt ist dass ein schönes fleckchen erde abgeschafft wurde und ein platz der lebensfreude verschwunden ist. Darüber bin ich sehr taurig.
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  • juergenmagic@t-online.de
    Selbst wenn es dem Freistaat Bayern gehört, heißt das noch lange nicht, dass dies ein "rechtsfreier" Raum ist. Zumal das Gelände wieder in die Nutzung der Bundeswehr übergeht. Dann ist es rechtlich gesehen Hausfriedensbruch, wenn sich jemand dort ohne Erlaubnis aufhält. Die jetzt so vehement gegen den Rückbau der Sandbank schreiben, würden ja wahrscheinlich auch nicht dulden, dass sich jemand auf ihrem Besitz sonnt. Das mit dem Naturschutz ist meines Erachtens nur ein Vorwand. Wenn man der Natur ihre Ruhe lassen möchte, dann darf man auch nicht zum Sonnenbaden auf die Sandbank. Allein schon die Formulierung "Freizeitoase inmitten unberührter Natur" widerspricht sich hier gewaltig.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    ich finde die Lösung radikal! Wie richtig erkannt begingen die Besucher Hausfriedenbruch. Dagegen kann man doch auch anders vorgehen! Wenn die ersten eine Rechnung präsentiert bekommen wird sich das schnell rumsprechen.

    Das Problem aus dem Weg zu räumen indem man die Sandbank vernichtet ist unüberlegt und stellt nicht unbedingt eine Lösung da. Der Hausfriendensbruch kann ja weiter bekangen werden - die Sandbank allerdings ist unwiederbringlich verloren.

    Wenn auf meinem Grundstück jemand Hausfriedensbruch begeht dann reagiere ich doch nicht indem ich mein Grundsück zerstöre bzw. unattraktiv gestalte!
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  • nkestler@aol.com
    "Das Gelände gehört dem Freistaat Bayern, also der Bundeswehr"
    Eigentlich würde es, wenn es dem Freistaat gehört, ja uns allen Mitbürgern gehören, dann dürften auch alle drauf und es gäbe gar keinen Hausfriedensbruch, da Allgemeingut....
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Ein mündiger Bürger wie Sie dürfte aber wohl auch selbst mal in der Lage sein, bei der Naturschutzbehörde nachzufragen, ob alles mit rechter Ordnung zugegangen ist.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    im Gegensatz zu Mitarbeitern der Mainpost werde ich dafür nicht bezahlt und könnte mein "Wissen" anschließend auch nur schwer der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Ach, sich mal kostenlos für die Allgemeinheit einsetzen, das können Sie sicherlich auch.

    Und recherchieren dürfte Ihnen ja wohl auch in die Wiege gelegt worden sein, so wie Sie immer schreiben.

    Und Ihnen fällt mit Sicherheit auch eine Möglichkeit ein, dass Ergebnis nach außen zu kommunizieren, immerhin schreiben Sie ja oft, wie erwähnt, Kommentare hier in der Main-Post.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    ob das wirklich alles mit der Naturschutzbehörde abgestimmt gewesen ist? Ich bitte hier die Mainpost mal nachzufragen.

    Solche Sandbänke sind nicht sonderlich häufig und dienen auf verschiedenste Weise auch der Natur!

    Weiterhin hätte hier die Bundeswehr den Umgang mit Zivilisten üben können - hier am Badestrand ist sie stark, da wird weggebaggert... Da braucht man sich nicht wundern wenn es in Konfliktsituationen anderswo mal "scheppert".
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