
Uwe Hartmann und seine Angehörigen sind nicht zu beneiden: Der Kitzinger Kreis- und Stadtrat bekannte bei seiner Mahnwache für Corona-Opfer am Sonntagmorgen, "dass der psychologische Druck auf meine Familie weiter da ist". Auch wenn er am Samstag erfahren musste, dass der am Freitag gefasste mutmaßliche Täter, der einen Brandanschlag auf Hartmanns Fahrzeug verübt haben soll, tags darauf von einem Richter wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, blieb der Frontmann der Bayernpartei in Kitzingen standhaft.
Auf dem Kitzinger Marktplatz bedankte sich Hartmann (Bayernpartei) am Sonntag für "mitfühlende Worte von vielen Menschen in den vergangenen Tagen" und lobte die "Super-Polizeiarbeit, die aller Ehren wert ist". Deswegen kündigte der Etwashäuser an, einen Dankesbrief an den obersten Dienstherrn der bayerischen Polizei, Innenminister Joachim Herrmann, schreiben zu wollen.
Solidarität mit dem Anschlagsopfer

Zugleich kann Hartmann es nicht verstehen, dass der Tatverdächtige freigelassen wurde. "Wir sind nahe dran, unsere Zelte in Kitzingen abzubrechen, denn wir wollen nicht in ständiger Angst leben, uns dauernd umdrehen müssen", erklärte Hartmann mit Blick auf seine Familie. Hartmanns Stadtrat-Kollege Klaus Heisel (SPD) war vor Ort, um vor allem seine Wertschätzung gegenüber dem Personal im Gesundheits- und Pflege-Bereich auszudrücken, so wie es Hartmanns Anliegen ist. Er brachte volles Verständnis dafür auf, dass Hartmann nach der Freilassung des Tatverdächtigen ungehalten sei: "Da würde ich mich in einer solchen Situation auch fürchterlich aufregen" sagte Heise.
Bei der zweiten und von mehreren Polizeibeamten gesicherten Mahnwache beteiligte sich erstmals der Etwashäuser Kurt Lamparter. "Ich unterstütze die Aktion, denn es muss auch andere Aktionen geben als die Impfgegner-Demonstrationen mit Handgreiflichkeiten wie in Leipzig", sagte der Rentner. "Es tut mir weh, wenn ich sehe, wie sich unsere Politiker verhalten und für noch mehr Verdruss in der Bevölkerung sorgen", schilderte Lamparter seine Haltung. Denn wenn sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder dagegen wehre, ein Bundesgesetz umzusetzen, dann verhalte er sich nicht nachvollziehbar und setze damit falsche Zeichen.