
Traditionell sind die Bürgermeister die ersten, denen Landrätin Tamara Bischof und Kreiskämmerin Sibylle Goller den Haushaltsentwurf des Landkreises Kitzingen vorstellen – noch bevor die Beratung in den Ausschüssen des Kreistags beginnt. Die Städte und Gemeinden mit ins Boot zu nehmen ist wichtig, denn sie tragen über die Kreisumlage einen großen Teil der Ausgaben mit.
Knapp 152 Millionen Euro schwer ist der Gesamthaushalt 2024, im Vorjahr waren es 129 Millionen. Sowohl Verwaltungshaushalt als auch Vermögenshaushalt steigen deutlich an. Letzterer umfasst 24 Millionen Euro, das sind zehn mehr als im vergangenen Jahr, eine Steigerung um 71 Prozent.
Der Landkreis hat sich einiges vorgenommen
In diesem Teil des Haushalts "verstecken" sich die Ausgaben, die der Bürger sieht: die Investitionen und Investitionsfördermaßnahmen. Und da hat der Landkreis in diesem Jahr viel vor. Der Abriss und Neubau des ehemaligen Jobcenters neben dem Landratsamt gehört zu den großen Posten. Ebenso die Fortführung der Generalsanierung der Berufsschule. Die Teilstrecke zwischen B13 und Gnodstadt wird ausgebaut. Ein bebautes Grundstück in den Marshall Heights wird gekauft: Die ehemalige Elementary-School hat der Landkreis bereits erworben, um daraus ein Landkreis-Feuerwehrzentrum zu machen.

1,2 Millionen Euro fließen in den Katastrophenschutz und das Feuerwehrlöschwesen, unter anderem in neue Fahrzeuge für Schwarzach und Volkach, eine Drehleiter für Geiselwind und ein Mehrzweckboot für die Ölwehr. Auch die ehemalige Hausmülldeponie in Nenzenheim kostet den Landkreis immer noch eine Stange Geld: 2,1 Millionen Euro fallen für die dritte Rate für die Sanierung der maroden Sickerwasserleitungen an. Zu den geringeren Ausgaben gehören im Vergleich dazu die 100.000 Euro, die der Kreis als Zuschuss für die Ansiedlung der Verwaltungsschule an die Stadt Kitzingen zahlt.
Der Verwaltungshaushalt steigt ebenfalls an, um 10,7 Prozent auf 127 Millionen Euro. Mit diesem Haushaltsteil können die meisten Bürger eher weniger anfangen. Mehreinnahmen bei der Schlüsselzuweisung, pauschalen Finanzzuweisungen und überlassenem Kostenaufkommen sind dort aufgelistet, außerdem eine Integrationspauschale von 785.840 Euro, die sich nach den Asylbewerberzahlen richtet und 2024 erstmals gezahlt wird. Geringer als im Vorjahr fällt dagegen der Grunderwerbssteueranteil aus, den der Landkreis erhält.
Was die Städte und Gemeinden zahlen
Knapp 60 Millionen Euro zahlen die Städte und Gemeinden in diesem Jahr als Kreisumlage an den Landkreis. Das sind fast vier Millionen Euro mehr als 2023. Erhoben wir die Umlage über ein Punktesystem. Der Hebesatz für die Kreisumlage beträgt 44,2 Punkte, ein Punkt macht 1,3 Millionen Euro aus. Der Hebesatz bleibt unverändert, während er beispielsweise im Landkreis Würzburg deutlich erhöht werden soll.
Nur indirekt sichtbar sind für viele Bürger die Ausgaben im Verwaltungshaushalt, wie beispielsweise die Personalkosten, die Ausgaben für Sozialhilfe und Grundsicherung, für die Jugendhilfe, der Zuschussbedarf der Schulen. In allen diesen Bereichen sind die Ausgaben höher als im Vorjahr. Lediglich der Betrag, den der Landkreis an den Bezirk abführen muss, sinkt. Der Umlagehebesatz wurde um 1,7 Punkte verringert, Kitzingen muss knapp 500.000 Euro weniger zahlen als 2023. Fürs nächste Jahr sei aber wieder mit einem Anstieg zu rechnen, erklärten Landrätin Tamara Bischof und Kreiskämmerin Sibylle Goller in der Bürgermeisterversammlung.
Mit Blick auf die Personalausgaben kritisierte die Landrätin zum wiederholten Mal, dass die Kreise Aufgaben des Staates übernehmen müssen, der die Kosten dafür aber nicht voll übernimmt beziehungsweise kein Personal dafür stellt. In den 23 Millionen Euro, die der Landkreis für das Personal ausgibt, sind daher 3,9 Millionen Euro enthalten, die eigentlich der Staat zahlen müsste.

Fast elf Millionen Euro gibt der Landkreis für den Öffentlichen Personennahverkehr aus. "Wir haben die Ausgaben in den vergangenen Jahren verzigfacht", machte Bischof deutlich. Mehr könne sich der Landkreis nicht leisten und deshalb müsse man schauen, dieses Geld möglichst effizient einzusetzen. Sie rief die Fraktionen auf, in den Diskussionen über den ÖPNV "Maß zu halten", zumal in den Kosten die Mainschleifenbahn noch nicht mal enthalten sei. Womöglich seien dort alleine für den Schienenbereich "20+x" Millionen zu investieren.

Die vielen Mehrausgaben und die Investitionen im Jahr 2024 führen dazu, dass die Einnahmen nicht ausreichen. Der Landkreis wird neue Schulden aufnehmen müssen. 8,1 Millionen Euro betrug der Schuldenstand Ende 2023, bis Jahresende 2024 wird er auf voraussichtlich 13 Millionen Euro ansteigen. Das entspricht 140,11 Euro pro Einwohner.