Einmal in aller Ruhe über die sechs Fahrspuren der Autobahn bei Geiselwind laufen, wo sonst mehr als 50 000 Fahrzeuge täglich vorbei rauschen – ein ungewohnter und ungewöhnlicher Moment. Ruhig blieb es nicht unbedingt bei der Premiere, als von Samstag auf Sonntag erstmals überhaupt beide Fahrtrichtungen zwischen Wiesentheid und Höchstadt für beinahe 24 Stunden gesperrt waren.
Erhöhte Einsatzbereitschaft in Wiesentheid
Von Samstagabend, 20 Uhr, bis Sonntag, gegen 19 Uhr, musste der gesamte Verkehr über die Nebenstraßen außen herumgeleitet werden. Die befürchtete Blechlawine blieb am Sonntag jedoch auf der Umleitungsstrecke durch Orte wie Geesdorf, Gräfenneuses, Geiselwind oder Wasserberndorf aus.
Im Vorfeld hatten sich Feuerwehren und Retter vorsichtshalber Gedanken gemacht, was wäre, wenn es etwa im steilen und schmalen Waldstück zwischen Geesdorf und Gräfenneuses einen Unfall gäbe. "Es ist schon eine relativ lange Umleitung, bei der es auch das ein oder andere Nadelöhr gibt", meinte Wiesentheids Feuerwehrkommandant Michael Rückel kurz bevor die Sperrung erfolgte. Er habe von vorneherein lieber etwaige Familienausflüge für das Wochenende abgesagt, gab er zu. Man wisse ja nie. Seine Wehrmänner und -frauen hat Rückel vorsichtshalber per Rundmail noch einmal auf die Situation aufmerksam gemacht, dass "erhöhte Einsatzbereitschaft" bestehe.
Gespannte Erwartung in Geiselwind
Entspannt sah man es in Geiselwind. "Wir sind in gespannter Erwartung. Aber nervös macht uns die Sperrung nicht, wir sind es doch gewohnt. Bei Unfällen auf der Autobahn rauscht der ganze Verkehr meist auch bei uns durch", blieb Geiselwinds Bürgermeister Ernst Nickel, gleichzeitig auch aktiver Feuerwehrmann, gelassen. Am Sonntag selbst registrierten Rückel und Nickel keine größeren Zwischenfälle. "Wir hatten keinen Einsatzfall. Wir haben zwischendurch geschaut, was los ist auf der Strecke, um uns ein Bild zu machen. Es war ziemlich ruhig", bilanzierte es Wiesentheids oberster Feuerwehrmann.
Der Verkehr floss ziemlich zügig durch die Dörfer. Lediglich wenn parkende Autos auf der Hauptstraße standen, bildete sich bisweilen mal ein kleinerer Rückstau. "Es geht, unter der Woche ist es meist viel schlimmer", berichtete eine Anwohnerin am Geiselwinder Marktplatz.
Aggressive Fahrer auf der Umleitung
Geiselwinds Bürgermeister Nickel monierte das Tempo, mit dem einige der umgeleiteten Fahrzeuge durch die Orte gefahren seien. Er selbst sei in Wasserberndorf bei Tempo 50 im Ortsbereich sogar überholt worden, teils werde sehr aggressiv gefahren. "Nächstes Mal werde ich bei den Umleitungen Tempo 30 in den Ortschaften anregen", sagte Nickel. Zeitweise sei es am Vormittag in Geiselwind wegen des Verkehrs nicht einfach gewesen als Fußgänger die Straße zu überqueren. "Ich habe es mir schlimmer vorgestellt, als es dann war", stellte Nickel fest. Ähnlich fiel das Fazit aller aus, mit dem man sich vor Ort unterhielt am Tag, an dem die Autobahn in Geiselwind ruhig blieb.
Am Abend wurde die Umleitung etwas später, als zunächst vorgesehen, wieder aufgehoben. Gegen 18.30 Uhr staute sich der Verkehr mit den nun zunehmenden Lastwagen auf der B286 bei Wiesentheid kurzzeitig etwas. Eine halbe Stunde später lief alles, wie gewohnt.