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Volkach
Ausgezeichnet von Königin Silvia: Volkacherin bekommt in Deutschland keinen Studienplatz, in Schweden nun einen Förderpreis
Ihr Traumberuf: Ärztin. Doch von den Unis hierzulande erhielt Angela Hoyer nur Absagen. Dann hatte sie eine Idee, die nicht nur ihr berufliches Leben verändert hat.
Ein bewegender Moment: Die schwedische Königin Silvia hat der Volkacherin Angela Hoyer den Förderpreis für ihre medizinischen Forschungen  überreicht.
Foto: Carina Begkvist | Ein bewegender Moment: Die schwedische Königin Silvia hat der Volkacherin Angela Hoyer den Förderpreis für ihre medizinischen Forschungen überreicht.
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:15 Uhr

Dass eine junge Volkacherin eine Königin sieht, ist in Unterfrankens Weinlandschaft nichts Besonderes. Aber dass sie auf eine echte Royale trifft, nämlich Schwedens Königin Silvia, hat Seltenheitswert. Gelungen ist das Angela Hoyer vor zwei Monaten. Die 30-jährige Molekularforscherin mit Zweitwohnsitz in Stockholm ist für Forschungsleistungen, zusammen mit weiteren 29 Kollegen und Kolleginnen, durch Schwedens Königin mit einem nicht unerheblichen Förderpreis belohnt worden – bei einem besonderen Festbankett.

"Doch bis es so weit war, war es ein sehr, sehr weiter und steiler Weg", erzählt die Volkacherin. Nach ihrem Abitur am Wiesentheider Gymnasium war es ihr fester Berufswunsch, Ärztin zu werden. Und obwohl sie den Notendurchschnitt von 1,6 erreicht hatte, musste sie für das entsprechende Studium immer wieder Absagen einstecken.

Der Numerus Clausus für das Medizinstudium war eine große Hürde 

Angela Hoyer an ihrem Arbeitsplatz: Sie forscht am Karolinska-Institut bei Stockholm, einem der besten medizinischen Forschungseinrichtungen der Welt.
Foto: Femke Hartefdeld | Angela Hoyer an ihrem Arbeitsplatz: Sie forscht am Karolinska-Institut bei Stockholm, einem der besten medizinischen Forschungseinrichtungen der Welt.

Der Numerus Clausus war eine unüberwindbare Hürde bei ihren vielseitigen Bewerbungen. Zuletzt hatte sie sich bei der Bundeswehr für das Medizinstudium beworben – inklusive der Bereitschaft, nach der Ausbildung als Ärztin bei der Bundeswehr zehn Jahre zu praktizieren. Auch hier kam letztlich eine Absage. Entmutigen ließ sich die zielstrebige junge Frau dadurch nicht. 

Sie näherte sich ihrem Traumberuf von einer anderen Seite: der Forschung. An der Universität in Erlangen bekam sie einen Studienplatz auf dem Gebiet der molekularen Medizin. Ziel dieses Studiengangs ist die Ausbildung in der medizinischen Grundlagenforschung – im Gegensatz zum Medizinstudium, das auf die Tätigkeit als Arzt gerichtet ist.

Schweden ist kein Bullerbü, Midsommar ist faszinierend

2018 wurde Angela Hoyer ein fünfmonatiges Auslandspraktikum angeboten. Eine Wende in ihrem Leben. Sie entschied sich für die Universität in Uppsala, 180.000 Einwohner, 70 Kilometer nördlich von Stockholm. Aus den fünf Monaten sind mittlerweile fünf Jahre geworden, und aus einer kleinen Studentenbude eine schöne Wohnung in Stockholm. Schwedisch spricht sie fließend.

Schwedens größtes Fest ist Midsommar. Hier steht Angela Hoyer zusammen mit ihrem Freund unter einem geschmückten Midsommar-Baum.
Foto: Christine Kanuth-Hoyer | Schwedens größtes Fest ist Midsommar. Hier steht Angela Hoyer zusammen mit ihrem Freund unter einem geschmückten Midsommar-Baum.

Überhaupt hat Schweden die junge Frau in ihren Bann gezogen. Die langen Tage mit herrlichen Festen und Bräuchen im Midsommar faszinieren sie am meisten. Aber: "Schweden ist kein Bullerbü", sagt sie mit Blick auf Astrid Lindgrens Kinderbuch. Auch hier habe es harte Zeiten für sie gegeben. Insgesamt sei der zunächst kühl wirkende Schwede ein ganz lieber Mensch – wenn man ihn näher kennengelernt hat.

Und: Die Dozenten an der Universität gehen viel stärker auf die Studierenden ein, fördern sie, bauen ihre speziellen Fähigkeiten aus. Hoyer forscht zwischenzeitlich am Karolinska-Institut. 40 Prozent aller schwedischen medizinischen Forschungen werden hier betrieben. Es gilt als eine der besten medizinischen Forschungseinrichtungen der Welt.

Nach Weihnachten ging es zurück nach Schweden. Angela Hoyer (Mitte) wurde von ihren Eltern Heinrich Hoyer und Christine Kanuth-Hoyer zum Flughafen gefahren.
Foto: Hanns Strecker | Nach Weihnachten ging es zurück nach Schweden. Angela Hoyer (Mitte) wurde von ihren Eltern Heinrich Hoyer und Christine Kanuth-Hoyer zum Flughafen gefahren.

Angela Hoyer hat sich auf die Forschung zum Thema "Kindliche asthmatische Erkrankungsverläufe" spezialisiert. Aus der Studentin ist eine Doktorandin geworden. Ihre mehrfach prämierten Forschungsergebnisse ließen das schwedische Königshaus aufhorchen, denn Königin Silvia hat sich der Hilfe und Unterstützung kranker Kinder verschrieben. Ihre Stiftung stellt dafür reichlich Fördermittel bereit, aus denen Angela Hoyer jetzt einen Preis erhielt.

In Stockholm kostet der Wein deutlich mehr als in Volkach

"Ein Zwischenschritt", wie sie sagt. Sie hat noch viel vor auf dem Gebiet der Medizin. An Weihnachten war sie – wie immer – eine Zeitlang bei den Eltern in Volkach. Solche Besuche gibt es öfters. Hoyer genießt es dann, verwöhnt zu werden. Herrlich findet sie es, wenn sie mit ihrer Mutter in Volkach "auf ein Glas Wein" unterwegs ist. In Stockholm ist das nicht so prickelnd, bei einem Schoppenpreis von etwa 15 Euro. Bleibt die Frage, ob Angela Hoyer auch nach diesem Erfolg noch Ärztin werden will. Sie lächelt und meint: "Sag niemals nie!"

 
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Kommentare
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  • H.J. Schmidt
    Wenn der politische Wille in den letzten 20-25 Jahren da gewesen wäre, etwas zum Positiven zu verändern, hätten wir jetzt keinen Fachkräftemangel und Frau Hoyer hätte vielleicht nicht dem Umweg über Schweden nehmen müssen. So oder so, ich wünsche ihr alles Gute und weiterhin viel Erfolg.
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  • Peter Bartosch
    Deutschland ein einziger bürokratischer Moloch.
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  • Johannes Metzger
    Wir haben in allen Tätigkeitsfeldern in D einen Fachkräftemangel. Der im akademischen Bereich, Ärzte , Ing. Lehrer, Naturwissenschaftler, etc. Ist besonders tragisch, weil er die nachhaltige Zukunftsfähigkeit Deutschlands stärker beeinflußt, als die in einigen anderen Bereichen.
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  • Elisabeth Sauer
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  • Thomas Voll
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  • Werner Fritsch
    Hier zeigt sich erneut der Unsinn eines numerus clausus.
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  • Hartmut Haas-Hyronimus
    Wir bilden keine Ärzte aus und wundern uns dann, dass es zuwenige gibt.
    Stattdessen haben wir die Balkanländer ausgeplündert. Die Ärzte von dort verdienen inzwischen aber anderswo besser als bei uns, wenn es denn dort überhaupt noch welche gibt.
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