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Mainbernheim
Ausgesetzt im Mainbernheimer Eichelsee: Schildkröte bedroht heimische Tiere
Der Schildkröte überdrüssig? Ab damit in den nächsten See. Keine gute Idee, denn ausgesetzte Exoten schaden den heimischen Arten. Ein Problem, das es im Landkreis immer öfter gibt.
Im Eichelsee bei Mainbernheim schwimmt eine Wasserschildkröte.
Foto: Robert Nowak | Im Eichelsee bei Mainbernheim schwimmt eine Wasserschildkröte.
Julia Lucia
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:41 Uhr

Libellen schwirren durch die Luft, Frösche geben lautstark ein Konzert, ein Reiher fliegt eine elegante Kurve übers Wasser, und eine Schildkröte sonnt sich im Schilf. Eine Schildkröte? Am Eichelsee in Mainbernheim? "Leider ja", sagt Sandra Malguth, Leiterin der Schildkrötenauffangstation in Hoheim. "Mittlerweile gibt es in fast jedem stehenden oder langsam fließenden Gewässer im Landkreis eine Schildkröte." Regelmäßig rufen Bürger bei ihr an und melden ein Tier. Auch von dem Exemplar im Eichelsee hat sie schon gehört. Es könnten auch zwei oder drei sein, sicher weiß das niemand.

Sandra Malguth ist Leiterin der Schildkrötenauffangstation in Hoheim und die Expertin im  Landkreis. In der Station dürfen nur Landschildkröten leben – wie 'Batzi', eine maurische Landschildkröte. Und keine Bange: Die Schildkröte im Regal ist aus Plastik.
Foto: Michael Mößlein | Sandra Malguth ist Leiterin der Schildkrötenauffangstation in Hoheim und die Expertin im  Landkreis. In der Station dürfen nur Landschildkröten leben – wie "Batzi", eine maurische Landschildkröte.

Was exotisch aussieht, ist für die heimische Tierwelt ein Problem. Schmuckschildkröten, dazu gehört das Exemplar aus dem Eichelsee, zählen zu den invasiven Arten. Das heißt, sie fügen hiesigen Tieren und Pflanzen Schaden zu. "Junge Schildkröten fressen vor allem Laich, ältere dann Pflanzen", erklärt Malguth. Kaulquappen, Libellenlarven, kleine Fische und Amphibien stehen ebenfalls auf dem Speiseplan.

Natürliche Feinde: Fehlanzeige. "Der Mensch und eventuell mal ein Hund", nennt Malguth als mögliche Widersacher. Selbst den deutschen Winter überleben die Reptilien oft problemlos, wenn der See tief genug ist. Oder sie verbuddeln sich im Sand am Ufer. 

Auch im Birkensee auf dem Schwanberg lebt mindestens eine Wasserschildkröte. 
Foto: Marcel Schellenberg | Auch im Birkensee auf dem Schwanberg lebt mindestens eine Wasserschildkröte. 

Doch wie kommt die Schildkröte in den Eichelsee? Sehr wahrscheinlich wurde sie dort ausgesetzt. Eigentlich leben Schmuckschildkröten östlich des Mississippi in Amerika. In den Achtzigerjahren wurden die Tiere oft im Baumarkt oder der Zoohandlung verkauft. Was nicht berücksichtigt wurde: Die Tiere brauchen sehr viel Platz, die Haltung kostet viel Geld, und sie werden sehr alt. "40 bis 50 Jahre" nennt Malguth als Hausnummer.

Als immer mehr Schildkröten ausgesetzt wurden und die Europäische Sumpfschildkröte bedrohten, schob erst Deutschland (1994), dann die EU (1998) dem Import einen Riegel vor: Rotwangenschildkröten durften nicht mehr eingeführt werden. Die Folge: Jetzt wurden andere Schmuckschildkröten verkauft. Seit 2017 gilt deshalb für Rot- und Gelbwangen-Schildkröten ein europaweites Verkaufs-, Handels- und Zuchtverbot.

Wer noch eine Schmuckschildkröte hält, muss dafür sorgen, dass die Tiere nicht ausbrechen und sich nicht vermehren. Das erleichtert nicht gerade die Weitervermittlung von Fundtieren. In der Schildkrötenauffangstation ist nur Platz für Landschildkröten. "Aber wir haben ein gutes Netzwerk und helfen auf jeden Fall weiter", erklärt Malguth. Sie bittet, die Tiere nicht einfach in einem See auszusetzen. Auch vom Fangen rät sie ab. "Sie würden die Schildkröte gar nicht erwischen", sagt sie. "Sie sind scheu und unglaublich schnell." Es gibt aber eine Ausnahme. Ist das Tier weit weg von einem Gewässer, kann es sterben und sollte in die Auffangstation gebracht werden.

Invasiv und verboten: nordamerikanische Schmuckschildkröten

Verbot: Seit 2017 gibt es für Nordamerikanische Schmuckschildkröten ein europaweites Verkaufs-, Handels- und Zuchtverbot. Generell sind zahlreiche Schmuckschildkröten als potenziell invasive Neozooen (gebietsfremde Tierarten, die sich ansiedeln und heimischen Pflanzen und Tieren Schaden zufügen könnten) zu betrachten. Deshalb muss sichergestellt werden, dass die Tiere nicht in die Natur entkommen können und dort auch nicht ausgesetzt werden dürfen. Gebietsfremde Tierarten, die sich erst einmal in einem neuen Lebensraum angesiedelt haben, können von dort nicht mehr entfernt werden. 
Hilfe: Ansprechpartner für Schildkröten aller Art ist die Landschildkröten-Auffangstation Kitzingen. Wasserschildkröten dürfen dort nicht gehalten werden, aber Sandra Malguth und ihr Team sind gut vernetzt und helfen weiter: info@landschildkroeten-auffangstation-kitzingen.de oder 0160/96 96 70 86 (Montag bis Samstag von 8 bis 19 Uhr)
Quelle: www.reptilienauffangstation.de
 
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