Die Mainschleifenregion hat ihre Anziehungskraft als Touristenmagnet in Pandemiezeiten nicht verloren. Am Pfingstwochenende waren nach den Lockerungen der Corona-Regeln Hotels, Wohnmobilstell- und Campingplätze wieder geöffnet. Viele Übernachtungsbetriebe in Volkach, Sommerach und Nordheim waren ausgebucht. Der Ansturm in der Außengastronomie hielt sich am Sonntag allerdings in Grenzen.
Bildbuchwetter an Pfingsten? Fehlanzeige. Starker Wind und Regenschauer sorgen in den Bier- und Weingärten für eine übersichtliche Besucherfrequenz. Dennoch sind unzählige Wanderer und Radfahrer unterwegs. Mit wenigen Ausnahmen werden die Corona-Regeln überall befolgt. Vor allem für Touristen sind die Corona-Testzentren erste Anlaufstelle.
Schlange stehen für einen Corona-Test
Wer im Hotel, in Pension, auf Campingplatz oder Wohnmobilstellplatz übernachtet, muss alle 48 Stunden einen Negativtest vorweisen. Diese Regel gilt auch für Biergartenbesucher. An den Schnellteststationen stehen die Menschen Schlange. Ein Stau mit gut 25 Personen bildet sich am Sonntagvormittag am Schnelltestzentrum der Riemenschneider-Apotheke in Volkach. 30 Minuten Zeit muss man schon mitbringen, um den Freischein für den Biergarten zu erhalten.
Hermann Burkert aus Künzelsau nimmt die Wartezeit gelassen hin und nutzt die Zeit zum Plausch. „Zum Essen gehen brauchen wir die Bescheinigung“, nennt er seine Beweggründe für den Test. „Alles easy, es gibt Schlimmeres“, bekennt er sich zu den Regeln. Hauptsache wieder mal raus von zuhause. Mit seiner Frau genehmigt er sich den ersten Hotelurlaub nach vielen Monaten.
In Sommerach sind die Gärten der Gastronomie zur Mittagszeit gut belegt. Die Sonne spitzt durch die Wolken, am Markbrunnen genießt ein Ehepaar einen Rotling. „In geselliger Runde einen Schoppen zu trinken, darauf haben wir sehnsüchtig gewartet. Es gibt nix Schöneres“, erzählt Armin Amann aus Siegenburg. „Es war eine harte Zeit.“ Mehrfach hat er seit Januar ein Hotelwochenende gebucht und wegen Corona wieder storniert. Das Glück steht ihm ins Gesicht geschrieben, die Menschen um ihn herum sind weinselig. „Es ist alles Corona-konform, man fühlt sich wohl“, lobt er das Krisen-Management vor Ort.
Nach Sommerach waren die Amanns mit Traktor und Personenanhänger von Thilo Gutermuth gekommen, der seine Premiere-Erlebnis-Fahrt absolvierte. Wegen Corona konnte er seine Geschäftsidee bisher nicht verwirklichen. Auf dem Campingplatz Katzenkopf in Sommerach sind nur wenige Stellplätze frei. Es herrscht eine ruhige Atmosphäre, keine Hektik, keine Menschenansammlungen. Eine Familie spielt Minigolf, ein älteres Paar sitzt in Decken eingehüllt vor seinem Wohnwagen und telefoniert mit den Enkelkindern.
Homeschooling und Homeoffice hinter sich lassen
In Nordheim an der Mainfähre herrscht reges Treiben. Viele Radler sind unterwegs. In den Strandkörben genießen Jung und Alt den Blick auf den augenscheinlich voll belegten Escherndorfer Campingplatz am anderen Mainufer. Dort chillen Camper vor ihren Fahrzeugen wie auch auf dem komplett besetzten Nordheimer Wohnmobilstellplatz.
Anne Grimm aus Kassel ist mit „Mann und Maus“ unterwegs. „Endlich können wir mal Homeschooling und Homeoffice hinter uns lassen“, schwärmt sie. Das durchwachsene Wetter spielt für sie keine Rolle: „Wir haben gute Klamotten dabei.“ Am Vormittag waren sie zum Schnelltest im Nordheimer Rathaus. „Zehn Minuten, es ging sehr schnell“, schildert sie ihre Erlebnisse.
Diszipliniertes Verhalten der Gäste
Auch der Volkacher Wohnmobilstellplatz ist voll, der Kanuverleih ist geschlossen. Gemütlich geht es in der Altstadt zu. „Wir sind komplett ausgebucht“, sagt Philip Aczél. Der Inhaber des Hotels „Tuchhaus" am Marktplatz ist begeistert vom disziplinierten Verhalten seiner Gäste. Ein paar Ausnahmen im Biergarten gibt es dennoch. „Manchmal setzen sich Leute an einen Tisch und sagen, sie hätten ihren Impfpass zuhause vergessen.“ Der Aufforderung, den Platz zu verlassen, seien alle sofort nachgekommen.
Auch Tanja Herlitz vom Volkacher Camping Ankergrund schwärmt vom einsichtigen Mittun ihrer Gäste. „Da bin ich echt baff.“ Auf dem Ankergrund war an Pfingsten kein Stellplatz mehr frei. Jetzt hofft die Betreiberin darauf, dass der Bürokratieaufwand wegen Corona bald wegfällt. Bis dahin gilt: „Ohne Negativtest gibt es bei uns keinen Stellplatz.“