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Kitzingen
Ausbau von Windrädern und Photovoltaikanlagen: Wie der Landkreis mehr Ordnung schaffen will
Gemeinsam die erneuerbaren Energien voranbringen: Der Landkreis schießt sich aller Voraussicht nach der 'Gesellschaft zur Entwicklung von Wind- und Photovoltaikkraftwerken im Landkreis Kitzingen' an.
Foto: Daniel Reinhardt, dpa | Gemeinsam die erneuerbaren Energien voranbringen: Der Landkreis schießt sich aller Voraussicht nach der "Gesellschaft zur Entwicklung von Wind- und Photovoltaikkraftwerken im Landkreis Kitzingen" an.
Frank Weichhan
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:29 Uhr

Es erinnert ein wenig an das Gänseblümchen-Orakel: Man zupft die Blättchen ab und sagt dabei "Er liebt mich, er liebt mich nicht" vor sich hin. Im Landkreis Kitzingen wurde gerade auch ziemlich gezupft, der Spruch dazu hieß allerdings "Ich mache mit, ich mache nicht mit!" Gemeint ist ein Konstrukt, das sich "Gesellschaft zur Entwicklung von Wind- und Photovoltaikkraftwerken im Landkreis Kitzingen" nennt. Dabei schließt sich die öffentliche Hand mit örtlichen Energieversorgern zusammen. Das Ergebnis sieht derzeit so aus: 22 Gemeinden sind im Boot, sieben haben abgelehnt, und von zwei Orten ist das Ergebnis noch nicht bekannt. Der Landkreis, so schien es im Umwelt- und Klimaauschuss des Kreistags am Dienstag, ist wohl auch mit von der Partie.

Hintergrund ist, dass die Energiewende auf die Beschleunigungsspur wechseln soll. Für mehr Klimaschutz, für bezahlbare Energie, für mehr Unabhängigkeit von Kohle, Öl und Gas. Das Beschleunigen birgt aber auch Gefahren: Hier werden ein paar Windräder in die Landschaft gesetzt, dort ein paar Photovoltaikanlagen. Einmal kreuz und quer durch das Kitzinger Land, unkontrolliert und unkoordiniert. Und: Wer genau als Investor dahintersteckt, erschließt sich mitunter auch schwer. Genau hier soll die neue Gesellschaft, eine GmbH, ansetzen: mehr Ordnung, den richtigen Mix herausfinden, die passendste Lage. Kurzum: die Entwicklung in sinnvolle Bahnen lenken. Überholspur ja, aber vorausschauend und mit Verstand.

Fest steht: Die Dimension ist gigantisch, wie Klimamanagerin Anke Hormel den Rätinnen und Räten skizzierte. Um bis zum Jahr 2030 den Stromverbrauch – wie politisch gewollt – zu mindestens 80 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken, muss sich der bisherige Anteil in acht Jahren verdoppeln. Was wiederum bedeutet: Wind- und Solarenergie müssen dreimal schneller als bisher ausgebaut werden. Ganz schnell wird ganz viel passieren, das Kitzinger Land bekommt teilweise ein neues Gesicht.

Die neue Gesellschaft soll mitbestimmen statt zusehen

Dieses Gesicht mitbestimmen, nicht tatenlos zusehen, was da wo auch immer passiert – genau das will die neue Gesellschaft. Es spricht inzwischen einiges dafür, dass diese Landkreis-Allianz auch tatsächlich kommt: Nach der Abstimmung in den Städten und Gemeinden ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit dafür. Auch der Landkreis scheint auf dem Weg, sich an der neuen Gesellschaft zu beteiligen, die mit örtlichen Energieversorgern kooperiert. Im Umwelt- und Klimaausschuss gab es ein positives Votum von 9:4. Die endgültige Abstimmung bleibt allerdings dem Kreistag im April vorbehalten. Bis dahin soll dann auch der endgültige Gesellschaftervertrag vorliegen, der die Rechte und Pflichten und alle Details regelt.

Bei der Diskussion in dem Fachausschuss gab es einerseits Bedenken, wie die von Grünen-Kreisrat Klaus Sanzenbacher,  etwa weil der gemeinsame Vertrag noch nicht vorliegt. Gleichzeitig überwog aber der Zuspruch. Dass man "die Chance nutzen" müsse, betonte Freie-Wähler-Fraktionschef Josef Mend. Otto Hünnerkopf (CSU) warnte vor "Wildwuchs", den die neue Gesellschaft zumindest etwas verhindern könne.

Strom findet in Spitzenzeiten erst gar keine Abnehmer

Dabei will sich die Kreis-Allianz nicht nur um den geordneten Ausbau  bei Wind- und Sonnenenergie kümmern, sondern sie hat auch die Netzinfrastruktur im Blick, die schon jetzt an ihre Grenzen stößt. Das Problem: Strom wird zum Teil an anderer Stelle erzeugt als verbraucht. Der Transport bräuchte leistungsfähige Stromnetze in ausreichender Menge. Weil das nicht gegeben ist, findet die Produktion in Spitzenzeiten erst gar keine Abnehmer.

Rainer Kleedörfer von der N-Ergie (Nürnberg) hob als Referent ebenfalls "die einmalige Chance" hervor, die sich den Kommunen und dem Landkreis mit der gemeinsamen Gesellschaft bieten würde. Wenn Stromerzeugung unkoordiniert erfolge, könne es mit dem Abtransport schwierig werden. Die Folgen: Anlagen werden abgeschaltet, die Bürgerinnen und Bürger zahlen trotzdem für die Stromerzeugung über ihre Stromgebühren mit. Gegen diesen Unsinn anzugehen – auch das sei ein Ziel der möglichen Kreis-Allianz.

 
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