Neues Schuljahr, neues Glück: Das Schulamt in Kitzingen sucht für eine Reihe von Grund- und Mittelschulen noch Lehrkräfte. Wie sieht der Bedarf aus und welche Wege geht die Behörde, um dem Mangel zu begegnen?
Wie kann es sein, dass von einem aufs andere Schuljahr 18 Klassleiter fehlen?
Traditionell herrscht in den Lehrerzimmern eine hohe Fluktuation, erklärt das Kitzinger Schulamt: Ruhestandsversetzungen, Altersteilzeit, Versetzungen und Beurlaubungen, meist wegen Elternzeit, müssen kompensiert werden. Die Regierung von Unterfranken erteilt darum Zuweisungen: Versetzungen aus anderen Schulamtsbezirken, Neueinstellungen von Lehrkräften und falls nötig bedarfsgerechte "Einstellungskontingente für Arbeitsverträge".
Mangelt es nur an Klassleitern?
Dem Schulamt Kitzingen fehlten Ende Juli nicht nur 18 Klassleiter, sondern auch Kräfte für Fach- und Förderunterricht sowie die Mobile Reserve. Diese Situation ist auch in Kitzingen nicht neu: In den vergangenen drei Jahren wurde die Personaldecke immer dünner: vor einem Jahr hatte man immerhin neun offene Stellen zu besetzen.
"Wir haben viel geplant, organisiert und in punkto Personalakquise einiges erreicht", erklärt Schulrat Florian Viering. Der Planungsprozess laufe weiter: "Wir sind zuversichtlich, dass zu Schuljahresbeginn alle Grund– und Mittelschulen im Landkreis Kitzingen ausreichend gut versorgt sind und vor jeder Klasse eine Klassleitung steht."
Wie soll das bewerkstelligt werden?
Dem Kitzinger Schulamt wurden 25 neue Lehrkräfte zugewiesen und zudem bedarfsgerechte Kontingente für Neueinstellungen zugeteilt. Durch die Nähe zur Universität Würzburg und damit zu Lehramtsstudierenden ist Kitzingen hinsichtlich der Versorgung mit Hilfskräften in einer angenehmeren Lage als andere Schulamtsbezirke.
"Wir haben gezielt nach Kräften mit Lehrbefähigung und mindestens 1. Staatsexamen gesucht", gibt der Schulrat einen Einblick in seine Vorgehensweise. Lehramtsstudierende höherer Semester unterstützen Schulen bei Differenzierung und Sprachförderung und wirken zum Teil als Vertretung für kurzfristig ausfallende Lehrkräfte.
Zusätzlich kann sich das Schulamt über Zweitqualifikanten freuen, also Lehrkräfte anderer Schularten wie Gymnasium oder Realschule, die im Grund- und Mittelschulbereich aushelfen. Dass ungelernte Kräfte als Klassleiter eingesetzt werden, könne man indes noch vermeiden.
Anderswo werden vermehrt Quereinsteiger angeworben – nicht in Kitzingen?
Das auf zwei Jahre angelegte Förderprogramm "gemeinsam.Brücken.bauen" wurde zwar um ein Jahr verlängert, allerdings in stark verringertem Umfang. Zwei dieser "Brückenbauer" nehmen im kommenden Jahr an einem angepassten zweijährigen Vorbereitungsdienst teil, den das Kultusministerium inzwischen auch Bewerbern ohne Lehramtsstudium anbietet.
"Man darf aber nicht vergessen, dass die Grundvoraussetzung für die Teilnahme an solchen Programmen mindestens ein abgeschlossenes Hochschulstudium ist", so Viering. Diese und weitere Bedingungen könnten Interessenten auf der Homepage des Kultusministeriums einsehen.
Wie will das Schulamt Fachpersonal für Grund- und Mittelschulen akquirieren?
Kitzingen nehme in diesem Punkt eine Sonderrolle ein, sagt Viering. In vielen Schulamtsbezirken sei der Bedarf an Mittelschullehrkräften höher als der Bedarf an Grundschullehrkräften. "Grund dafür ist die geringe Anzahl nachrückender Mittelschullehrer. Und die Pensionierungswelle." Die werde Kitzingen aber erst in drei bis vier Jahren erreichen. Nichtsdestotrotz sei es wichtig, das vorhandene Personal aller Schularten für die Zukunft fit zu machen, ihnen über fachgestützte Fort- und Weiterbildungen das entsprechende Rüstzeug an die Hand zu geben.
"Das gibt ihnen Sicherheit", hält Viering die Begleitung durch erfahrene Lehrkräfte für extrem wichtig. "Viele Lehrkräfte, die selbst überwiegend Frontalunterricht erlebt haben, müssen erst in die schulartgemäßen Unterrichtsformen hineinwachsen." Es gelte, sich an den anderen zu orientieren, gerne auch zu hospitieren. Wenn das gelänge, könne man – zumindest an den Schulen im Landkreis Kitzingen – optimistisch ins nächste Schuljahr und die nahe Zukunft schauen.
Drohen trotzdem Stundenkürzungen?
"Es wird im Pflichtstundenbereich im kommenden Schuljahr keine Kürzungen geben!", heißt es aus dem Kitzinger Schulamt, das somit von der Situation in Schweinfurt noch weit entfernt ist. Dort drohte der Werken- und Gestalten-Unterricht auszufallen, weil die Fachlehrkräfte fehlten. In Kitzingen sei die Personalplanung noch nicht ab-, eine Stundenpriorisierung aber auch nicht ausgeschlossen.
Das bedeutet, dass zum einen Pflichtunterricht über Zusatzangeboten wie Differenzierungsstunden und Sprachfördermaßnahmen steht. Und zum anderen die prüfungsrelevanten Jahrgänge ab der 8. Klasse Priorität beim Einsatz der Fachlehrkräfte hätten. In den ersten und zweiten Klassen werde Unterricht in Werken und Gestalten durch Grundschullehrkräfte erteilt, teilweise auch durch die Klassleitung. Diese Stellen hat das Schulamt Kitzingen aktuell besetzt. Unter Vorbehalt.