Sabine Huppmann erinnert sich mit Grauen an die Zeit vor den Weihnachtsferien. "Es war wirklich heftig: Jeder schniefte und hustete, so mancher Kollege war richtig schwer erkrankt." Die Grippewelle hatte auch das Kollegium der Grund- und Mittelschule Volkach, an der die Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (BLLV) unterrichtet, fest im Griff. "Nichtsdestotrotz mussten wir den Unterricht aufrecht erhalten", erklärt die Grundschulpädagogin. Es habe geklappt. Irgendwie.
Schulrat Florian Viering kennt das Problem – natürlich. An einzelnen Schulstandorten gingen die Kinder ins Distanzlernen, anderswo wurden Klassen zusammengelegt, Randstunden entfielen. "Der Krankenstand war im Dezember wirklich sehr hoch", so Viering. Er betont aber auch, dass die Kinderbetreuung für Eltern, die darauf angewiesen sind, immerzu gewährleistet war. Und auch die Kinder, die zu Hause lernten, wurden mit Arbeitsmaterial versorgt. Für den Moment habe sich die Lage entspannt. "Die Mobile Reserve ist aber nach wie vor gut ausgelastet", sagt Viering.
Lehrermangel: Betrieb durch Notlösungen am Laufen halten
Gut ausgelastet sind auch alle anderen Lehrkräfte – vor allem, wenn sie kranke Kolleginnen und Kollegen vertreten müssen. Sabine Huppmann spricht da aus eigener Erfahrung. "Wir erhalten den Betrieb durch vielfältige Notlösungen am Laufen", erklärt sie. Und meint damit unter anderem auch die Mobile Reserve. Die sollte eigentlich mit voll ausgebildeten Lehrkräften besetzt sein – ist sie aber nicht. "Das sind Hilfskräfte und Studenten, die alle einen tollen Job machen", betont Huppmann. "Aber es sind Leute, die man an die Hand nehmen muss, denen man Dinge zeigen muss." Das koste wiederum die gelernten Kräfte viel Zeit.
Die muss sich auch Florian Viering immer wieder nehmen, um überhaupt eine Mobile Reserve besetzen zu können. "Wir haben sie immer wieder mit Lehramtsstudierenden aufgestockt", erklärt der Schulrat. "Wir können uns nur mit diesem Personal über Wasser halten." In seinem Zuständigkeitsbereich profitiere man von der Nähe zur Uni Würzburg, die viele Lehramtsstudierende auch nach Kitzingen bringt. Zudem kehrten im laufenden und im nächsten Schuljahr auch wieder Lehrkräfte aus der Elternzeit zurück. Man habe darüber hinaus auch pensionierten Kollegen Angebote gemacht. Die könnten aber die Lücke aktuell nicht schließen.
Huppmann: Schulamt kann nur den Mangel verwalten
"Das Schulamt gibt sich wirklich alle Mühe", findet Huppmann. "Es kann auch nur den Mangel verwalten." Dafür blieben wichtige Themen wie die Schulentwicklung auf der Strecke, Mitarbeitende und Schulpersonal könnten die vielfältigen Fortbildungsmöglichkeiten kaum nutzen. Im Schulalltag beschränke man sich inzwischen auf den Unterricht, der notwendig ist. Die schönen Sachen blieben auf der Strecke: Musikangebote, Theater- oder Sport-AGs und andere Wahlfachangebote. "Wir haben das alles fast auf null gesetzt", bedauert die Lehrervertreterin. "Da fehlt dann einfach ein Stück Persönlichkeitsbildung." Zum einen.
Zum anderen leide die Qualität des Unterrichts. "Alles in allem werden die Kinder einfach auch schlechter ausgebildet." Und gefördert. Schließlich bräuchten nicht nur die vielen Flüchtlingskinder ein spezielles Sprach- und Förderangebot, sondern auch alle anderen leistungsschwachen Grundschüler. Das ist auch dem Schulrat bewusst. Er zählt auf die vielfältigen Qualifizierungsprogramme, die angelaufen sind. "Die Qualität kann natürlich trotzdem nicht die sein, die eine voll ausgebildete Lehrkraft hat. Das muss allen Beteiligten klar sein."
Auch den Eltern. Huppmann sagt, sie stoße überwiegend auf Verständnis und auch Viering erklärt, dass die Beschwerden sich in Grenzen gehalten hätten, auch wenn mal eine Klasse ins Distanzlernen geschickt werden musste. "Alle Berufstätigen kennen das. Wenn im Büro jemand krank wird, müssen die anderen ja seine Arbeit auch mitmachen." Die Lage habe sich beruhigt. Die laut Huppmann "heftige" Situation vom Jahresende sei wieder etwas entspannter. Mehr aber auch nicht. Es ist eine, an die man sich gewöhnen müssen wird.