
Welche Parteien regieren künftig Deutschland? Wer schafft es ins Parlament? Und wer wird wahrscheinlich zum Bundeskanzler gewählt? An diesem Sonntag, 23. Februar, fällt die Entscheidung bei der vorgezogenen Bundestagswahl. Von 8 bis 18 Uhr haben die Wahllokale geöffnet.
Ein großer Teil der Wahlberechtigten hat schon per Brief seine Stimme abgegeben. Eine Stichprobe dieser Redaktion ergab, dass sich trotz der kurzen Fristen in vielen Städten und Gemeinden in Unterfranken zwischen 40 und 50 Prozent der Wahlberechtigten die Briefwahlunterlagen zuschicken ließen. Die Zahlen liegen damit nur geringfügig unter denen von September 2021, als die Bundestagswahl während der Corona-Pandemie stattfand.
Viele Briefwahlunterlagen in Unterfranken beantragt
In Kitzingen etwa wollten 42 Prozent der knapp 15.000 Wahlberechtigten ihre Kreuze für Kandidaten und Parteien schon im Vorfeld des Wahlsonntags setzen. Im Stadtteil Sickershausen lag die Quote sogar bei 54 Prozent, teilt Rathaussprecher Ralf Dieter mit.
Mainabwärts in Würzburg hatten 47,6 Prozent der rund 96.000 Wahlberechtigten bis Donnerstagabend Briefwahl beantragt. Bei der Bundestagswahl vor dreieinhalb Jahren waren es 54,9 Prozent. Für kurzentschlossene Briefwähler hat das städtische Wahlamt im Würzburger Rathaus noch an diesem Samstagvormittag geöffnet.
Hohe Briefwahlquoten meldet auch die Verwaltungsgemeinschaft Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld). 48,6 Prozent der 8800 Wahlberechtigten in den fünf Gemeinden Mellrichstadt, Hendungen, Oberstreu, Stockheim und Bastheim hatten bis Donnerstagabend die Unterlagen geordert, hieß es auf Nachfrage.
Umfragen sehen die CSU in Bayern bei über 40 Prozent
Bundesweit treten 4506 Kandidatinnen und Kandidaten an, sie verteilen sich auf 29 Parteien. In Bayern stehen 17 Gruppierungen auf den Stimmzetteln. 630 Sitze sind im Bundestag zu vergeben.
Erste Hochrechnungen werden am Sonntag kurz nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr erwartet. Glaubt man den Umfragen, werden CDU und CSU mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz mit rund 30 Prozent Stimmenanteil vorne liegen. Für die CSU in Bayern wurden zuletzt über 40 Prozent prognostiziert, das wäre deutlich mehr als die 31,7 Prozent vor dreieinhalb Jahren.

Die in Teilen rechtsextreme AfD kann mit 20 Prozent und damit mit einer Verdoppelung des Ergebnisses von 2021 rechnen. Verluste sagen die Meinungsforscher den bisherigen Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP voraus.
SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz dürfte damit - allen Durchhalteparolen zum Trotz - abgewählt sein, seinen Sozialdemokraten droht ein Minus von bis zu zehn Prozentpunkten. Deutlich geringer fällt der prognostizierte Verlust für die Grünen aus. Allerdings war auch die Partei von Vizekanzler Robert Habeck mit größeren Ambitionen in den Wahlkampf gezogen.
Bitter könnte der Wahlabend für die FDP enden. Bis zuletzt waren sich die Wahlforscher nicht einig, ob es für die Partei von Christian Lindner für fünf Prozent und damit zum Wiedereinzug in den Bundestag reicht. Der ehemalige Finanzminister warb am Freitag noch bei einem Wahlkampfauftritt in Würzburg um Stimmen. Nur die Liberalen könnten eine Beteiligung der Grünen an der künftigen Bundesregierung verhindern, sagte der FDP-Chef vor 250 Zuhörern.
Spannende Frage: Welche Koalitionen sind möglich?
Die spannendste Frage am Wahlabend dürfte tatsächlich sein, für welche Regierungskoalition es am Ende reicht. CDU und CSU ziehen Schwarz-Rot allen anderen Koalitionen vor. Ob es für diese Konstellation eine Mehrheit gibt, hängt allen voran vom Abschneiden der kleinen Parteien ab. Je weniger es in den Bundestag schaffen, desto wahrscheinlicher ist es, dass künftig wieder ein Zweier-Bündnis die Bundesrepublik regiert.
Während die Linke in den Umfragen zuletzt überraschend stark zulegte, rutschte das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) gefährlich nah an die Fünf-Prozent-Hürde. Die Freien Wähler hoffen, es durch den Gewinn dreier Direktmandate erstmals ins Parlament zu schaffen.