Altlandrat Dr. Rolf Bauer ist am Samstag im Alter von 92 Jahren gestorben. Der Kommunalpolitiker hat ein bewegtes Leben hinter sich. Zwar ist er gebürtiger Marktbreiter und lebte seit 1988 auch wieder dort, doch verbrachte Rolf Bauer seine Jugend in Lindau am Bodensee, wo er auch sein Abitur ablegte. Es folgte das Studium der Rechtswissenschaften in München und an der Harvard-Universität in Cambridge im Großraum Boston in den USA.
1958 erhielt er die Einberufung in den Staatsdienst bei der Regierung von Unterfranken als Jurist. Im selben Jahr trat der CSU bei. Weitere berufliche Stationen führten ihn an das Bundesverwaltungsgericht in Berlin, die Landratsämter von Hofheim, Lohr und Kitzingen, später wieder an die Regierung von Unterfranken und das Land Thüringen.
14 Jahre lang war Rolf Bauer Landrat im Landkreis Kitzingen
Dazwischen lagen die 14 Jahre, die Bauer im Landkreis Kitzingen bekannt machten, in denen er die Geschicke des Kreises führte. Und das begann mit einer Überraschung, denn Bauer kandidierte 1970 nicht für „seine Partei“, sondern gegen einen CSU-Bewerber mit Unterstützung vieler Bürgermeister für das Amt des Landrats – und gewann die Wahlen. Was erst einmal das Aus Bauers in der CSU bedeutete, denn die Partei schloss ihn aus. Später fand Bauer den Weg zurück zur CSU und wurde 1972 und 1978, diesmal mit Unterstützung seiner Partei, von den Wählern im Amt bestätigt.
In Bauers Amtszeit wurde das Kitzinger Krankenhaus gebaut
1984 dann wieder ein Bruch: Die CSU nominierte bei den damaligen Wahlen Siegfried Naser für das Amt des Landrats und eben nicht Rolf Bauer. „Mir wurde damals meine Scheidung angekreidet“, sagte Bauer einmal in einem Interview. Die Umsetzung der Gebietsreform Mitte der 1970er war wohl die eine große Leistung Bauers als Landrat. Keine leichte Aufgabe, denn der Landkreis erweiterte sich vor allem nach Norden und Osten. Dabei verlor die Stadt Kitzingen ihren Status als kreisfreie Stadt, wurden Teile der ehemaligen Landkreise Gerolzhofen und Scheinfeld eingegliedert. Schon die Vorarbeiten dazu wurden unter der Regie Bauers getroffen: die Neuregelung der Schulen im Landkreis.
In Bauers Amtszeit fiel auch der Bau der Klinik Kitzinger Land, der Erhalt des Krankenhauses in Volkach oder der Neubau der Fachoberschule. Für seine Leistungen wurde er 1984 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Das Hadern mit seiner Partei zieht sich weiter durch Bauers Leben, vor einigen Jahren trat er wieder aus der CSU aus. Der Grund: seine Unzufriedenheit mit der Politik von Angela Merkel und Horst Seehofer.
Fünf Kinder, 22 Enkel und mehrere Urenkel trauern um Rolf Bauer. Seine Frau Dietgard ist vor sieben Jahren gestorben.