
Vordergründig geht es um Wein und Tourismus, aber es geht auch um Natur, um Romantik, um Landschaft – und, nun ja, auch um Salami. Der Bau eines Weinguts in freier Natur, im Iphöfer Schießgrund, macht in der Stadt gerade die Runde, so wie vor etwa zwei Jahren der Bau einer Maschinenhalle an gleicher Stelle. "Erschreckend", heißt es im Stadtrat mit Blick auf das Postkartenidyll.
Schon bei der Maschinenhalle habe man um jeden Meter gekämpft, damit nicht das ganze Tal verschandelt werde. "Wenn das jetzt kommt, ist das der Tod." So sieht es der Stadtrat Matthias Schuhmann. "Wenn das nicht kommt, wird es schwierig für uns." So beschreibt es der betroffene Winzer Andreas Weigand.
Der Schießgrund ist ein idyllisches Fleckchen Natur, sanft mündet hier das Baugebiet Ost in eine bislang weitgehend unberührte Natur. Doch im Sommer 2021 wird dieses Idyll gestört: durch den Antrag eines örtlichen Weinguts zum Bau einer Maschinenhalle. Es ist der Ersatz für jene Halle, die der Erschließung des neuen Baugebiets Ost IV im Wege steht. Dem Winzer werden alternative Standorte angeboten, doch er beharrt – so schildern es mehrere Stadträte – auf dem Platz im Schießgrund.
Ein Weingut mit Wohnhaus und Ferienwohnungen auf der grünen Wiese
Die Sorge, die Halle sei nur der Anfang für weitere Bauten, teilt Bürgermeister Dieter Lenzer zu dieser Zeit nicht. Davon wisse er nichts. Doch genau das steht nun im Raum: Das bislang in der Iphöfer Altstadt verwurzelte Weingut Weigand möchte aussiedeln und plant im Umgriff der Halle ein neues Weingut samt Wohnhaus und zwei bis drei Ferienwohnungen, das alles im Außenbereich an einem "exponierten Standort", wie auch der Bürgermeister bestätigt.

Lenzer spricht von einem "bedeutsamen Bauvorhaben, das wir nicht alle Tage haben". Die Sache landet im Bauausschuss, der am Montagabend kontrovers diskutiert. Tourismusreferent Schuhmann wirft dem Bauherrn "Salamitaktik" vor, weil der sein Projekt scheibchenweise vorangetrieben habe. Der Schießgrund sei "das letzte schöne Naherholungsgebiet direkt an der Stadt", sagt er. "Müssen wir das jetzt auch noch zubauen?" Diese Frage wird das Gremium an diesem Abend spalten.
Für den Bauherrn Andreas Weigand geht es mit dem Projekt um die Zukunft, um "absolute Existenzsicherung", wie er gegenüber dieser Redaktion sagt. Während seine Schwester Franziska das Gästehaus im Altort weiterführen soll, will er mit dem Weingut auf die grüne Wiese und sich dort eine Existenz aufbauen. Die Idee sei erst Ende 2022 geboren worden. Den Vorwurf der Salamitaktik weist er deshalb weit von sich.
Die Phalanx der Gegner wird im Bauausschuss von Otto Kolesch angeführt. Er spricht von "wuchtiger Architektur" und einer "dramatischen Störung des Landschaftsbildes". Rund 2600 Quadratmeter Ackerfläche würden überbaut, 1700 Quadratmeter komplett versiegelt – und das zu einer Zeit, da "der ganze Freistaat sich gegen Flächenversiegelung ausspricht". Als "kritische Punkte" nennt Kolesch den Hochwasserschutz, die Wasserversorgung über eine 400 Meter lange Leitung, den Verkehr auf einer bisher als Feldweg genutzten Trasse. "Und die öffentlichen Belange wurden bisher überhaupt noch nicht berücksichtigt." Denn die Iphöfer Bevölkerung, so Kolesch, stehe dem Vorhaben "sehr kritisch" gegenüber.
Der Bürgermeister erkennt die objektiven Bedenken an, sagt aber, die "Meinung der Bevölkerung" reiche nicht aus, um das Projekt zu stoppen, dafür müssten schon "Schutzgüter" wie Bodendenkmäler oder ähnliches vorliegen. Der Bauherr sei als Winzer privilegiert – das bedeutet, er darf wie ein Landwirt von Gesetzes wegen im Außenbereich bauen.
Weigand, der die Diskussion am Montagabend als Zuhörer erlebt, sagt am Tag danach: "Architektur muss nicht immer nur hinderlich für das Landschaftsbild sein." Geplant sei ein Dreiseithof im fränkischen Stil mit fränkischem Dach. Er achte sehr auf Nachhaltigkeit, sowohl in seinem Bioweingut als auch bei dem jetzt geplanten Neubau. Zum Einsatz kämen viel Holz, viel Grün, "Materialien, die mit der Natur gehen", so Weigand. Das alles ergebe ein schönes Gesamtbild.
Der Bürgermeister ringt sichtlich um Fassung und um Lösungen
Die von Weigand genannten Punkte greifen auch die Befürworter des Projekts an diesem Abend immer wieder auf. Gerhard Heubach kann "die Diskussion nicht verstehen". Hier sei ein Betrieb, der sich entwickeln und den Tourismus fördern wolle. Zweiter Bürgermeister Hans Brummer spricht von einem "in sich geschlossenen Vorhaben", das "optisch verträglich" sei. Und Norbert Melber geht die Kritiker frontal an: "Wenn wir uns lächerlich machen wollen, müssen wir nur so weitermachen."
Emotionen pur. Kolesch sagt: "Wenn wir nicht mehr diskutieren sollen, können wir gleich heimgehen." Jörg Schanow ruft zu Sachlichkeit auf. Und auch der Bürgermeister ringt sichtlich um Fassung und um Lösungen. Man müsse sicherstellen, so Lenzer, dass der Winzer nicht nur sein Wohnhaus dort hinstellt und auf die Betriebsstätte verzichte. "Das sollte man ihm zur Auflage machen."
Beschlossen wird an diesem Abend allerdings nichts. Die Sache ist zu wichtig, als dass sie vom Bauausschuss entschieden würde. Sie soll kommenden Montag vor den Gesamtstadtrat. Bis dahin, sagt Lenzer, könne jeder Stadtrat seine Bedenken und Fragen vorbringen, diese würden dann gebündelt dem Landratsamt als Bauaufsichtsbehörde vorgelegt – in der Hoffnung, von dort neue Antworten zu bekommen.
Wie schon in einem vorherigen Kommentar erwähnt, für den Schandfleck am Ortseingang über Rödelsee interessiert sich niemand. Wieso ist das ok?
https://www.frankenwein-aktuell.de/Winzer_d_692.html
www.mainpost.de/regional/kitzingen/stadt-verweigert-wunschadresse-art-6546839
Jetzt steht dort eine riesige Investionsruine.
Im Artikel wird doch arg übertrieben. Da könnte man den Eindruck gewinnen als wolle jemand eine Fabrik mitten in den Regelwald bauen.
Im wunderschönen Voralpenland ist es gang und gäbe, dass die Höfe weit verstreut sind. Und über so einen armseeligen Blick auf eine Agrarfläche würde man dort nur lachen.
Bislang hat sich keiner dafür interessiert!
Und der Zeitpunkt des Antrags ist völlig irrelevant!
Die rechtliche Situation ist eindeutig.
Das Vorhaben ist privilegiert und somit zulässig.
Beobachten Sie bitte die Nutzung dieses so genannten Naherholungsgebietes. Wenn nicht jemand seinen Hund ausführen würde, wäre es sehr einsam.
Aber das kann sich jetzt ja in den nächsten Tagen in ändern wenn die Ipphöfer das jetzt bevölkern werden sollen.
Und mal ehrlich, 2600 m² sind in dieser Lage peanuts! Jeder DurchschnittsBauernhof ist um ein vielfaches größer.
Bis zum nächsten Knauf Werk sind es gerade mal 350 m, bis zum nächsten Aussiedlerhof 300m.
Und der idyllsche Siechhausbach ist ein Entwässerungsgraben entlag einer Schotterstrasse. Da naherholt sich kein Mensch. Das stadtnahe Naherholungsgebiet liegt 1000m nördlich am Wehrbach mit Kneippbecken und anderen Annehmlichkeiten.
Der Spießgrund ist äußerst beliebt bei Spaziergängern (oft mit Hund), Wanderern, Radfahrern und Joggern. Hier hat man NOCH Ruhe und einen herrlichen Blick zur Kalb und den Wäldern im Osten.
Sehr sehr viele Iphöfer Bürger sind entsetzt und v.a. überrascht, dass zum Gewinn einiger weniger das letzte Naherholungsgebiet in Iphofen geopfert werden soll.
Mit Natur hat das nur noch wenig zu tun.