
Die Sonne scheint, das Wasser glitzert, ringsherum die grünen Weinberge. Während es sich die einen schon auf der Wiese direkt am Badesee bequem gemacht haben, frühstücken die anderen noch gemütlich vor ihrem Camper oder machen einen kleinen Spaziergang durch die großzügige Anlage des Sommeracher Campingplatzes "Katzenkopf".
Das ist genau diese Art von Freiheit, die Volker Neuhaus und Ursula Gumpert so lieben. Die beiden 83-Jährigen sind mit ihrem Wohnwagen über 500 Kilometer aus Gartow in Niedersachsen nach Sommerach gefahren, um dort ein paar schöne Wochen zu verbringen. Sie sind erfahrene Camper. Neuhaus urlaubt auf diese Weise schon seit seinem elften Lebensjahr und blickt damit auf über 70 Jahre Camping zurück. Gumpert hat das Campen mit ihrer Familie 1972 entdeckt.
Gemeinsam campen die beiden nun seit 1998, als sie sich auf dem Campingplatz in Gartow kennenlernten und sich verliebten. Dort lebt das Paar in seinem feststehenden Wohnwagen von April bis Oktober und fährt im Sommer mit seinem mobilen Wohnwagen in den Urlaub, seit 25 Jahren auch nach Sommerach. Die Wintermonate verbringen die beiden dann in ihrer Wohnung in Berlin.
"Campen bedeutet Freiheit und Unabhängigkeit"

Campen bedeutet für Neuhaus Freiheit, Unabhängigkeit und "Freude am Leben". Als Kind und dann später mit seiner eigenen Familie reiste er mit dem Wohnwagen oder zeltete auch mal, bevor er sich 1975 seinen ersten eigenen Wohnwagen kaufte. Seitdem ist er Dauercamper, zuerst in Berlin und seit 1996 in Gartow, "weil es draußen einfach viel schöner ist als drinnen", sagt er lachend.
Gumpert hat es nach dem Tod ihres Mannes von Berlin auf den Campingplatz nach Gartow verschlagen. "Dort ist man frei, hat frische Luft und die Natur. Da lebt man ganz anders als in einer Wohnung", erklärt sie. Auf die Frage, ob es mit 83 Jahren nicht langsam zu beschwerlich sei, auf einem Campingplatz zu leben, meint sie nur: "Nein. Man hat alles, was man braucht." Das Einzige, was mittlerweile anstrengend für die beiden sei, sei der Aufbau des Vorzeltes bei ihren Urlaubsfahrten. Trotzdem wollen sie weiterhin nach Sommerach reisen, versichern sie.
Auf den Campingplatz "Katzenkopf" ist Neuhaus durch Zufall gestoßen und kommt seit 1999 jedes Jahr hierher, seit 2000 gemeinsam mit seiner Partnerin. Beide schwärmen von der "tollen Atmosphäre", dem Badesee und den hilfsbereiten Menschen. Darüber hinaus haben sie sich mit dem Chef des Campingplatzes angefreundet. "Wir fahren auch oft nach Volkach und gehen dort frühstücken oder einkaufen", ergänzt Gumpert. Der Campingplatz und die ganze Region seien inzwischen ihre zweite Heimat, sagen die beiden strahlend.
Camper kommen immer wieder von Berlin an den Main

Im Laufe ihrer Campingkarriere waren die beiden schon auf vielen Campingplätzen, hauptsächlich in Deutschland, aber auch in Österreich, Italien oder Spanien, und haben daher schon viel gesehen und erlebt. In den letzten 70 Jahren habe sich viel getan, meint der 83-Jährige. "Sowohl die Fahrzeuge und Zelte als auch die Campingplätze haben sich deutlich verbessert. Die Wagen waren damals viel schwerer als heute. So wog die Türe meines ersten Wohnwagens 25 Kilogramm." "Und die Sanitäranlagen waren früher auch primitiv. Die Toilette hatte nicht mal eine Brille", ergänzt Gumpert.
Über die Jahrzehnte wurden es nach Ansicht der beiden immer mehr Camper in Deutschland. "In den Corona-Jahren gab es noch mal einen richtigen Schub", meint Neuhaus. "Aber mittlerweile wollen viele von diesen Campern ihre Wagen wieder verkaufen." Das kommt für die Dauercamper niemals infrage. Für sie ist ein Leben ohne Campen nicht vorstellbar - "bis wir umfallen", sagen sie lachend.
Drei Familien lernten sich auf dem Campingplatz kennen

Auf dem Campingplatz machen auch drei Familien Urlaub, die sich hier kennengelernt und angefreundet haben. Das Ehepaar Andreas (52) und Melissa B. (44) aus Erlangen, das Ehepaar Alexander (60) und Claudia B. (57) mit ihrem Hund Sammy, ebenfalls Erlangen, und Najip M. (50) mit seinen beiden Söhnen (10 und 7) aus Neuss.
Letztere sind im fünften Jahr auf dem "Katzenkopf" und kommen immer wieder gerne. "Als Angler bin ich naturverbunden und gerne draußen", begründet der 50-Jährige seine Entscheidung fürs Campen vor sechs Jahren. "Außerdem ist man unabhängig und kann machen, was man will."
Auch seine Kinder fänden es toll auf dem Campingplatz, der für sie einiges zu bieten hat: Wasser, Spielplätze, Minigolf. Trotzdem unternehmen sie auch immer wieder mal eine Flugreise. "Aber am Ende würde ich mich immer fürs Campen entscheiden", betont Najip M.

Dort hat er vor drei Jahren Andreas und Melissa B. getroffen und seitdem sind sie Freunde. "Wir sitzen zusammen, kochen, angeln und haben einfach eine gute Zeit", so Andreas B. "Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden, telefonieren regelmäßig und treffen uns seitdem jedes Jahr wieder hier", fügt seine Frau hinzu.
Das Ehepaar hat erst vor drei Jahren mit dem Campen begonnen und sich einen Wohnwagen zugelegt. Auf die Idee dazu kam es durch einen Arbeitskollegen, dessen Eltern Dauercamper in Sommerach sind. "Uns hat es sofort hier gefallen und wir haben uns direkt mit einigen Familien angefreundet, mit denen wir für jedes Jahr wieder hier buchen", erzählt der 52-Jährige.
"Wir sind wie eine Familie hier", stimmt Melissa B. zu. Das Tolle am Campen ist für die beiden die Freiheit. "Man hat sein eigenes Reich", sagt die 44-Jährige. In diesem Jahr haben die beiden Familien noch zwei weitere Mitglieder in ihre Gruppe aufgenommen: Alexander und Claudia B.
"In Sommerach sind die Plätze schön und die Menschen locker"

Das Ehepaar campt seit 2018 mit seinem Wohnwagen in Deutschland, Österreich oder Kroatien und ist in diesem Jahr zum ersten Mal in Sommerach. Claudia B. liebt vor allem die Unabhängigkeit beim Campen. "Man ist an keine Essenszeiten wie im Hotel gebunden und muss sich nicht in der Schlange anstellen." Und auch wenn man mit dem Wohnwagen nicht überall hinreisen könne, störe sie das nicht.
"In Deutschland ist es auch schön", sagt sie. Komplett spontan reisen könne man allerdings auch nicht, meint ihr Mann. "Seit Corona ist viel mehr los auf den Campingplätzen, sodass man meistens ein Jahr im Voraus buchen muss und nicht von einem auf den anderen Tag entscheiden kann, wohin man fährt." Auf dem "Katzenkopf" gefalle es ihnen gut, weil die Plätze schön und die Menschen locker seien. Deshalb haben auch sie schon wieder für nächstes Jahr gebucht – mit ihrer neuen Campingfamilie.