
Im zeitigen Frühjahr ist Krötensammeln angesagt. Die Amphibien machen sich zu Tausenden auf den Weg zu ihrem Geburtsort, um dort zu laichen. Sie suchen sich Partner, die Weibchen nehmen den Erwählten auf dem Rücken mit, sorgen für Nachwuchs. Eine Wanderung voller Gefahren. Damit sie nicht tödlich endet, helfen ihnen ehrenamtliche Helferinnen und Helfern über die Straßen. Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Haßberge meint: "Oft unbemerkt, weil bei Regen und im Dunklen, verdient dieser wichtige Beitrag zum Artenschutz mediale Aufmerksamkeit."
Alle Amphibien Europas sind besonders geschützt
Christian Raehse, Geschäftsstellenleiter vom Bund Naturschutz Kreisgruppe Haßberge, zählt auf, wer so alles unterwegs ist: die Erdkröte, der Laubfrosch, der Grünfrosch, der Grasfrosch, der Bergmolch, der Teichmolch, der Kammmolch und der Feuersalamander. Sämtliche Amphibien in Europa sind im Naturschutzgesetz als "besonders geschützt" klassifiziert, Laubfrosch und Kammmolch sogar "streng geschützt". Es ist untersagt, diese Tiere zu fangen, zu stören, den Lebensraum zu zerstören oder die Tiere selbst zu töten. Direkt vom Aussterben sei jedoch keine Art bedroht.
Dramatischer Rückgang der Tiere im Landkreis Haßberge
Es gehe dennoch um viel, meint Raehse, denn die Populationen verringere sich dramatisch: Im Jahr 2022 wurden im Landkreis Haßberge noch zirka 10.000 Tiere gerettet, im Jahr 2023 ungefähr 6000 Tiere. Die heißen, langanhaltenden Sommer mit geringen Niederschlägen ließ im Steigerwald und in den Haßbergen Tümpel, Lebensraum der feuchtebedürftigen Wesen, austrocknen. Veränderungen der Kulturlandschaft könnten die Wanderung erschweren, und Salamandern bereite eine aus Asien eingeschleppte Pilzinfektion große Probleme. Damit möglichst viele von ihnen die Reise unbeschadet überstehen, sei daher Hilfe durch Ehrenamtliche angesagt.

Der Salamander sei ein regelrechtes Sorgenkind, erklärt Jonas Nalmpantis, Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde. In den Niederlanden habe der Pilz zu einem Zusammenbruch der Population um 96 Prozent geführt. Auch in der hiesigen Region beginne er sich auszubreiten. "Dem treten wir mit Hygienemaßnahmen entgegentreten", erklärt Nalmpantis; "Wir stellen Handschuhe zur Verfügung, Desinfektionsmittel, und schulen alle Beteiligten".
Hilfe mit Schildern, Schutzzäunen und Eimern
Zunächst werden Verkehrsschilder aufgestellt, Schutzzäune angebracht und Eimer eingegraben. Ein Tipp: "Sehen Sie einen Frosch auf der Straße herumhüpfen, können Sie abwarten, wenn dabei keine anderen Verkehrsteilnehmer beeinträchtigt werden. Kommt er zwischen die Räder, verbleibt eine Überlebenschance, wenn das Fahrzeug unter 30 Kilometer schnell fährt".

Früh am Morgen und spät am Abend wird kontrolliert: Befinden sich Amphibien in den Eimern, werden sie über die Straße gebracht. Die Wanderungen ziehen sich über etwa zehn Wochen hinweg, die meisten Reisenden seien Mitte März zu erwarten. "Die Tiere zu sehen und ihnen über die Straße zu helfen ist ein richtiges Erlebnis und Abenteuer." Manche wanderten täglich über 500 Meter, die Gesamtstrecke sei bis zu mehrere Kilometer lang.
Handschuhe sollen Übertragungen von Infektionen verhindern
Beim Anfassen der Amphibien ist Sorgfalt angesagt, denn es solle verhindert werden, dass Krankheiten durch Hautkontakt übertragen werden: jeder Helfer erhält Handschuhe, Desinfektionsmittel wird bereitgestellt. Neulinge werden gründlich geschult, wie man die Tiere richtig anfasst, wie man Grasfrösche von Springfröschen oder Bergmolche von Teichmolchen unterscheidet.

"Naja, wenn es sein muss, stellen wir natürlich die Zäune auf; bereits im elften Jahr", erklärt Helmut Rügheimer (63) aus Gemünd, den der Maschinenring beauftragt hat. Melanie Assel und Maike Rottschäfer laufen ehrenamtlich hochkonzentriert die Strecke entlang, sie genießen die Geräusche der Nacht: das sanfte Plätschern des Ebelsbachs, das Rauschen der Wälder, in der Ferne erklingt der Ruf eines Käuzchens. "Zweimal pro Woche ein Abendspaziergang von zirka zwei Stunden, das macht schon Spaß."
14 Amphibienschutz-Standorte im Haßbergkreis
1980 startete der Bund Naturschutz Kreisgruppe Ebern unter der Leitung von Klaus Mandery mit der Amphibiensammlung. Mittlerweile arbeiten das Landratsamt Haßberge, Bund Naturschutz, Ehrenamtliche und der Maschinenring eng zusammen. Vierzehn Standorte gibt es: Fabrikschleichach, Stöckach, Unterpreppach, Kirchaich, Salmsdorf, Stettfeld, Klaubmühle, Schönbachsmühle, Gemünd, Kehlingsdorf, Hafenpreppach, Hofstetten. Und erstmalig 2024 Altershausen an der Kreisstraße nach Ebern. Cirka 60 Ehrenamtliche beteiligen sich aktuell.

Helferinnen und Helfer gesucht: Insbesondere in Kirchaich-Kotzmühle, Ebelsbachtal Paßmühle und Klaubmühle werden weitere Bereitwillige gesucht. Interessenten mögen sich an folgende Anlaufstellen wenden: Christian Raehse, Bund Naturschutz Kreisgruppe Haßberge, Rufnummer, Mobil 0160 -99131474, Jonas Nalmpantis, Landratsamt Haßberge, Telefon (09521) 27-148