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LKR Bad Kissingen
Welche Arten sich ausbreiten und welche aussterben
Veränderte Umweltbedingungen führen dazu, dass manche Tierpopulationen sich regional vermehren, andere hingegen schrumpfen. Ein Experte ordnet ein.
Aussterbende und sich vermehrende Tierarten: Die Grille 'Weinhähnchen' (o.l.) , die Feuerlibelle (o.r.) und die Tigermücke (u.l.) können sich im wärmeren Klima besser ausbreiten, wohingegen dem Rebhuhn (u. r.) die Trockenheit zu schaffen macht.       -  Aussterbende und sich vermehrende Tierarten: Die Grille 'Weinhähnchen' (o.l.) , die Feuerlibelle (o.r.) und die Tigermücke (u.l.) können sich im wärmeren Klima besser ausbreiten, wohingegen dem Rebhuhn (u. r.) die Trockenheit zu schaffen macht.
Foto: Jürgen Hust stock.adobe/ Studio M. Brix - stock.adobe/ Uryadnikov Sergey - stock-adobe/ fotomarekka - adobe.stock | Aussterbende und sich vermehrende Tierarten: Die Grille "Weinhähnchen" (o.l.) , die Feuerlibelle (o.r.) und die Tigermücke (u.l.) können sich im wärmeren Klima besser ausbreiten, wohingegen dem Rebhuhn (u.
Ellen Mützel
 |  aktualisiert: 30.09.2024 15:25 Uhr

Der Klimawandel macht sich schon jetzt in der Region bemerkbar – etwa dadurch, dass sich die Jahreszeiten im Jahresverlauf nach vorne verschieben, die vegetationsfreie Zeit im Winter immer kürzer wird oder die Sommer heißer und trockener.

Wie der Würzburger Klimaforscher Heiko Paeth immer wieder erklärt, trifft der Klimawandel Unterfranken besonders stark. Das macht sich auch in der Tierwelt bemerkbar: So gibt es Tierarten, die von den veränderten Bedingungen profitieren, aber auch welche, die aussterben oder in der Region seltener werden.

Welche Tierarten sich hier ausbreiten

Matthias Franz, Biodiversitätsberater des Landkreises Bad Kissingen, hat genauere Informationen zu den Tierbeständen im Landkreis: „Tierarten, die profitieren, sind eher wärmeliebend. Das sind Arten, die ihr Hauptverbreitungsgebiet im Mittelmeerraum haben und relativ mobil sind.“

Damit meint er nicht, dass diese Arten sich von dort auf den Weg nach Unterfranken machen. Er meint Arten, die zwar im Mittelmeerraum ihren Schwerpunkt haben, aber bisher auch vereinzelt hier vorkamen. „Dadurch, dass sich die Bedingungen für sie hier verbessern, können sie sich hier auch besser ausbreiten.“

Bienenfresser galt als ausgestorben

Der Bienenfresser galt als ausgestorben. Nun nimmt die Vogelart in Unterfranken wieder zu.       -  Der Bienenfresser galt als ausgestorben. Nun nimmt die Vogelart in Unterfranken wieder zu.
Foto: henk bogaard - stock.adobe | Der Bienenfresser galt als ausgestorben. Nun nimmt die Vogelart in Unterfranken wieder zu.

Er denkt dabei an Vogelarten wie den Bienenfresser. Laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) „galt der Bienenfresser in Deutschland als ausgestorben. Seit Anfang der 1990er Jahre wird der ursprünglich in Süd- und Südosteuropa beheimatete Vogel in weiten Teilen Deutschlands wieder ansässig.“ Auch in Unterfranken nimmt der Vogel immer weiter zu.

Zugvögel überwintern hier

Bei Zugvögeln gebe es Langstreckenzieher, die etwa in Afrika überwintern, aber auch Kurzstreckenzieher, die nur bis nach Frankreich oder Italien fliegen. „Bei denen, die nicht weit weg fliegen, steigt langsam die Tendenz, hier zu überwintern“, sagt der Biodiversitätsberater.

Das sei bisher aber noch nicht häufig der Fall. Beispiele für solche Kurzstreckenzieher wären die bei uns häufigen Zilpzalp, Bachstelze oder Hausrotschwanz.

Bachstelzen gehören zu den Vögeln, die vermehrt in der Region überwintern       -  Bachstelzen gehören zu den Vögeln, die vermehrt in der Region überwintern
Foto: Frank Hammerschmidt (dpa) | Bachstelzen gehören zu den Vögeln, die vermehrt in der Region überwintern

Viele Heuschrecken bevorzugen warmes Klima

Aber auch in anderen Klassen vermehren sich die Tierarten: etwa viele Heuschrecken. Die meisten bevorzugen trockenes und warmes Klima. Forscher des Julius-Kühn-Instituts fanden in einer Studie heraus, dass vor allem die Italienische Schönschrecke sich hier ausbreiten würde.

Laut Matthias Franz sei auch das Weinhähnchen (eine Blütengrille) eine Art, die immer öfter anzutreffen ist. „Die war mal auf der Roten Liste 1“, ordnet er ein. Auch die Blauflügelige Ödlandschrecke sei vermehrt zu finden.

Das Weinhähnchen zirpt immer öfter in der Region.       -  Das Weinhähnchen zirpt immer öfter in der Region.
Foto: Jürgen Hust stock.adobe | Das Weinhähnchen zirpt immer öfter in der Region.

Feuerlibelle: schon 2011 Beleg für Erderwärmung

Ebenso verbreiten sich Libellenarten wie die Feuerlibelle. 2011 war sie „Libelle des Jahres“– schon damals galt sie als „besonders eindrucksvolles Beispiel für die Auswirkungen des Klimawandels “, hieß es vom BUND. „Dass sie inzwischen auch bei uns vorkommt, ist ein klarer Beleg für die zunehmende Erderwärmung“, erklärte die damalige Naturschutzreferentin des BUND.

Die Feuerlibelle kommt in der Region vermehrt vor.       -  Die Feuerlibelle kommt in der Region vermehrt vor.
Foto: Studio M. Brix - stock.adobe | Die Feuerlibelle kommt in der Region vermehrt vor.

Kommt und bleibt die Tigermücke?

Wie ist es mit krankheitsübertragenden Mücken und Moskitos? Berichten zufolge verbreite sich etwa die Asiatische Tigermücke vermehrt in Deutschland. Diese sei jedoch vor allem im Süden Bayerns und Baden-Württembergs vermehrt zu finden, ordnete eine Mücken-Expertin jüngst gegenüber der Tagesschau ein.

Die Asiatische Tigermücke verbreitet sich im Süden Deutschlands. Hotspots ändern sich jährlich.       -  Die Asiatische Tigermücke verbreitet sich im Süden Deutschlands. Hotspots ändern sich jährlich.
Foto: fotomarekka - adobe.stock | Die Asiatische Tigermücke verbreitet sich im Süden Deutschlands. Hotspots ändern sich jährlich.

Matthias Franz ergänzt: „Im Winter haben wir in den meisten Regionen immer noch Frost und Schnee. Das macht es für sie schwer, zu überwintern. Fragt sich, ob sie sich daher hier dauerhaft halten können.“ Jedoch seien die Winter regional sehr unterschiedlich. So sei etwa der Winter in Würzburg viel milder als der in der Rhön.

Welche Tierarten hier aussterben

Doch es gibt auch Verlierer des Klimawandels in der Region: Darunter fallen zum Beispiel feuchtigkeitsliebende Arten.

Unter den Vögeln sind das beispielsweise die Wiesenbrüter, die Feuchtwiesen zum Brüten benötigen. Laut dem Landesbund für Vogel und Naturschutz (LBV) sind etwa das Braunkehlchen, die Bekassine, der Wachtelkönig oder der Kiebitz vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet.

Das Braunkehlchen benötigt als Wiesenbrüter feuchte Wiesen. Die werden durch die Trockenheit in der Region immer seltener.       -  Das Braunkehlchen benötigt als Wiesenbrüter feuchte Wiesen. Die werden durch die Trockenheit in der Region immer seltener.
Foto: Wolfram Riech - stock.adobe | Das Braunkehlchen benötigt als Wiesenbrüter feuchte Wiesen. Die werden durch die Trockenheit in der Region immer seltener.

Trockenheit gefährdet Lebensräume

Nordische Arten wie etwa das Birkhuhn haben es ebenfalls schwer. Es ist ursprünglich ein Vogel der Heiden und Moore. Wenn die Flächen nicht mehr so feucht sind, haben es Prädatoren wie der Fuchs leichter. Daneben machen dem Birkhuhn noch viele andere Faktoren wie hoher Besucherdruck zu schaffen.

Das Birkhuhn hat es aus verschiedenen Gründen schwer, seine Population hier zu hatlen.       -  Das Birkhuhn hat es aus verschiedenen Gründen schwer, seine Population hier zu hatlen.
Foto: Uryadnikov Sergey - stock-adobe | Das Birkhuhn hat es aus verschiedenen Gründen schwer, seine Population hier zu hatlen.

Moorliebende Libellenarten verlieren Lebensraum

Gehört die Feuerlibelle zu den Gewinnern, sieht es mit moorliebenden Arten in der Region schlechter aus: Sie verlieren ihren Lebensraum durch die Trockenheit.

Auch den Amphibien macht die Trockenheit zu schaffen – sie brauchen das Wasser.  

Mehrere Faktoren, die Zu- und Abnahme begünstigen 

„Für viele Arten gibt es aber mehrere Faktoren, die die Zunahme oder Abnahme begünstigen“, betont Matthias Franz. Am Beispiel der Schwalbe zeigt er: „Verringert sich das Insektenangebot und die Verfügbarkeit seiner Brutplätze, weil etwa ihre Nester am Haus entfernt werden, sinkt die Population ebenfalls.“ 

Allgemein sei es bei Insekten so, dass deren Population jährlich stark schwanke. Daher könne eine Veränderung erst über viele Jahre hinweg erkannt werden. Ähnlich, aber nicht so stark, sei es bei Vögeln.

Bei den heimischen Säugetierarten gibt es aufgrund des Klimawandels in der Regel keine Ausbreitungstendenzen, da die meisten Säugetierarten im Vergleich zu Vögeln beispielsweise auch weniger mobil sind.

 

Mehr zum Klimawandel in der Region: 

 
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