
Zehn Jahre wirkte Pfarrer Hans-Christian Neiber in der evangelischen Kirchengemeinde Zeil-Sand. Am Samstag wurde er im Rahmen eines Gottesdienstes unter Einhaltung der derzeit geltenden Corona-Auflagen im Rudolf-Winkler-Haus - an der Stelle, an der ihn die Zeiler 2011 begrüßt hatten - verabschiedet. Neben Vertretern der eigenen Konfession waren auch Geistliche der katholischen Kirche anwesend, ganz nach dem ökumenischen Gedanken, der im letzten Jahrzehnt ausgiebig in der Fachwerkstadt gelebt wurde.
Nach einer eindrucksvollen Predigt von Neiber, die unter dem Motto "Die Liebe Gottes zu den Menschen" stand, entpflichtete Dekan Jürgen Blechschmidt den beliebten Pfarrer von seinen Aufgaben. Hoch geschätzt im Dekanat Rügheim und sehr nahe beim Menschen habe Neiber seine Aufgaben engagiert und theologisch durchdacht wahrgenommen, oft auch mit einem Augenzwinkern, so Blechschmidt.
Er gilt als sehr unkomplizierter Geistlicher
"Die Spuren, die Sie hinterlassen, haben sich fest in das Gemeindeleben eingeprägt. Sie haben unserem Landkreis gut getan", sagte Landrat Wilhelm Schneider in einem Grußwort zum scheidenden Pfarrer. Besonders dankte Schneider für die unkomplizierte Bereitschaft, im Jahre 2016 das ehemalige Mesnerhaus für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen: "Mit Ihrem Einsatz haben Sie, lieber Pfarrer Neiber, einen wertvollen Beitrag bei deren Aufnahme und zur Integration unserer Neuzugewanderten geleistet".
"Wir haben nie über Ökumene geredet, wir haben Sie immer gelebt", betonte Bürgermeister Thomas Stadelmann, der sich gerne an viele gemeinsame Begegnungen erinnerte. Ohne Probleme war es damals auch möglich, den Neujahrsempfang mit einem gemeinsamen Gottesdienst beider Konfessionen auf die Beine zu stellen. Auch der Neubau und die Erweiterung der Kindertagesstätte am Söhrlein sei fest mit dem Namen Hans-Christian Neiber verbunden, habe er doch die Maßnahmen großartig unterstützt und als Verantwortlicher mitgetragen, so Stadelmann.

Als Vertreter des "kleinen Außenpostens" mit einem Anteil von 8,5 Prozent der Gläubigen dankte Sands Bürgermeister Bernhard Ruß Pfarrer Neiber für sein Wirken. Mit niederbayerischer Gelassenheit, überzeugenden Argumenten, einem rustikalen Outfit und einem markanten Hut habe er auch in der Korbmachergemeinde ganze Arbeit geleistet. Einen Seitenhieb konnte sich der "Landbürgermeister" gegenüber dem Zeiler "Stadtbürgermeister" nicht verkneifen. Im Gegensatz zur "profanen" Weinkiste, die Stadelmann als Abschiedsgeschenk überreichte, hatte Ruß etwas besonderes auf Lager und überreichte "Wein in Weiden", einen guten Schluck aus Sand in einem kunstvollen Weidekörbchen verpackt.
Gelebte Ökumene in der Fachwerkstadt
"Mit Dir ist alles möglich", erinnerte sich Pfarrer Michael Erhart an "so viel tolle Ökumene". Besonders in Erinnerung ist dem katholischen Geistlichen eine gemeinsame Pfingstandacht in Sand mit Pfarrer Neiber geblieben, die sogar eine Marienandacht war.
Yvonne Rosatti und Ulrich Dölker als Vertrauensleute des Kirchenvorstandes zeigten die Meilensteine in Neibers zehnjähriger Geschichte in Zeil auf: "Mit ihm ist das Ehrenamt zur Herzensangelegenheit geworden".
Auch sehr herzlich ging es immer einmal im Monat in der Kindertagesstätte zu, wenn Hans-Christian Neiber mit seiner Gitarre zu Besuch kam und den Jüngsten kindgerecht die Inhalte der Bibel näher brachte. Im Namen der verhinderten Leiterin Susanne Schmid präsentierte Anita Reichardt ein Video, in dem die Kindergartenkinder in Reimform Abschied von Pfarrer Neiber nahmen.
Der Weg führt ihn nach Oberfranken
Der neue Wirkungskreis von Hans-Christian Neiber wird zukünftig die Pfarrei St. Veith in Wunsiedel sein. Seine Frau Astrid machte aber Hoffnung, dass sie im Rentenalter wieder zurück in die Maingegend kehren würden: "Irgendwo zwischen Oberhaid und Zeil werden wir uns wohl zur Ruhe setzen", so die gebürtige Oberhaiderin. Bis die Stelle in Zeil neu besetzt werden kann, die derzeit ausgeschrieben ist, wird Pfarrerin Claudia Winterstein aus Hellingen die Vakanz übernehmen.
