Eine Fläche von 2349 Hektar war laut Umwelt-Bundesamt im Jahr 2018 in Deutschland von Waldbränden betroffen. Das ist die größte Fläche seit 26 Jahren. Die lange Trockenheit der Sommermonate ist eine der Hauptursachen für das außergewöhnliche Waldbrandjahr, dem sich das laufende Jahr nahtlos anschließt. Der Klimawandel bescherte Deutschland nun schon das zweite Jahr in Folge einen außergewöhnlichen Dürresommer mit teils katastrophalen Auswirkungen. Verheerende Waldbrände grassieren außerdem weltweit. In den vergangenen Wochen folgte eine Horrormeldung der nächsten. Das ist auch eine Katastrophe für das Klima. Millionen Tonnen an CO2 werden so zusätzlich in die Atmosphäre gepustet und der zerstörte Wald fehlt als Teil unseres Klimasystems.
Waldbrände sind auch hierzulande ein wichtiges Thema für die Feuerwehren. Diese Einsätze sind anders als "normale" Löscheinsätze. Ab einer gewissen Größe des jeweiligen Waldbrandes ist zum einen ein gewaltiger Personaleinsatz erforderlich. Auch müssen große Mengen an Löschwasser bereitgestellt werden, dazu gilt es, die Herausforderungen eines gänzlich anderen Geländes zu bewältigen und vieles mehr. In diesem Sommer, der sich nun langsam seinem Ende nähert, blieb die heimische Region weitgehend von Waldbränden in größerem Ausmaß verschont. "Einen großen Waldbrand hatten wir zum Glück nicht", so Kreisbrandrat Ralf Dressel auf Anfrage dieser Redaktion. "Es gab einige kleinere Brände im Bereich der Wälder, wo zum Beispiel ein Brand auf einem Acker war und dann sich in Richtung Wald entwickelt hat." Nichts desto Trotz stellt sich den Feuerwehren im Landkreis Haßberge die Frage, ob und wie sie sich auf die steigende Gefahr von Waldbränden einstellen. Der nächste Sommer kommt nämlich bestimmt.
Abstimmung mit Landwirten und Bauhöfen
"Grundsätzlich sind Waldbrände nicht planbar", sagt Kreisbrandrat Ralf Dressel. Einzelne Maßnahmen seien jedoch im Vorfeld sinnvoll. Die Umsetzung im Landkreis sowie bei den Gemeinden und den Wehren erfolge aber recht unterschiedlich, so Dressel. "Die Feuerwehren stimmen sich in vielen Gemeinden zum Beispiel mit dem örtlichen Bauhof oder Landwirten ab und es stehen gefüllte Wasser- und Güllefässer in Bereitschaft, die dann sofort bei der Brandbekämpfung genutzt werden können."
Personaleinsatz und Löschwasser sind jedoch nicht die einzigen Faktoren, die für einen etwaigen Einsatz im Wald angepasst werden müssen. Wie weit kommen die Wehren im Fall X mit ihrer herkömmlichen Ausstattung? Muss vielleicht eine spezielle Waldbrand-Ausrüstung angeschafft werden? Oder ist eine solche schon bei einzelnen Wehren vorhanden, eventuell gar Wasserwerfer?
Wehren führen die Anpassung individuell durch
"Es gibt zum Beispiel Feuer- beziehungsweise Waldbrandpatschen, Löschrucksäcke, kleinere Schläuche und Strahlrohre, die besser im Wald verlegt werden können", erklärt der Kreisbrandrat. "Je nach Größe der Feuerwehren und Region ist die Ausstattung der Feuerwehren unterschiedlich, Anpassungen an die Ausrüstung werden von den Feuerwehren eigenständig durchgeführt. Im Tanklöschfahrzeugekonzept des Landkreises mit den Kommunen ist der Bereich Waldbrand mit berücksichtigt und entsprechende Ausrüstung auf den Fahrzeugen verlastet."
Einen eigenen Weg geht die Feuerwehr Haßfurt. "Wir haben im Zuge der Umsetzung unseres Wechselladerkonzeptes einen Abrollbehälter AB-Wasser mit einem Fassungsvermögen von bis zu 10 000 Liter beschafft. Mit dem Wechselladerfahrzeug WLF-K (mit Kran) können damit rund 3800 Liter Wasser, mit dem zweiten Wechselladerfahrzeug WLF (ohne Kran), das im Oktober in Dienst gestellt wird, sogar etwa 9000 Liter Wasser an Einsatzstellen, also auch zu Waldbränden transportiert werden und dort die Löschfahrzeuge mit Löschwasser versorgen", erklärt Kommandantin Julia Volpert auf Anfrage dieser Redaktion. "Sollte ein Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen eingerichtet werden, kann dieser im vom Fahrzeug abgesetzten Zustand bis zu 10 000 Liter Wasser aufnehmen und ,Zwischenspeichern', also als Wasserpuffer für die Löschwasserversorgung dienen."
Wasserpuffer schon erfolgreich eingesetzt
Dies sei auch so schon bei diversen Einsätzen erfolgreich praktiziert worden, erinnert Volpert, zum Beispiel beim Brand im Juli bei einem Altpapierverwertungsbetrieb in Knetzgau und bei zwei Waldbränden. "Zusätzlich verfügen wir noch über einen Abrollbehälter AB-Mulde, der flüssigkeitsdicht ausgeführt ist und somit ebenfalls als Zwischenspeicher für bis zu 15 000 Liter genutzt werden kann. Bei diesem Abrollbehälter kann dann sogar im Gegensatz zum AB-Wasser auch Wasser aus offenen Wasserentnahmestellen wie Flüssen, Bächen und Seen eingefüllt, zwischengespeichert und wieder entnommen werden."
Eine bis zu zwei Kilometer lange Schlauchstrecke könne mit dem bereits 2008 beschafften Gerätewagen GW-L2 während der Fahrt zügig verlegt werden, um die Einsatzstelle mit Löschwasser zu versorgen. "Neben den Abrollbehältern haben wir zudem auch in spezielle Ausrüstung für die Vegetationsbrandbekämpfung investiert", sagt Julia Volpert. "Es wurden erst in diesen Jahr zwei Rucksäcke mit kleinen D-Schläuchen, speziellen Strahlrohren und passenden Verteilern sowie in zwei weitere Rucksäcke mit jeweils 20 Liter-Wassertank und Spritze investiert." Alle Löschfahrzeuge der Haßfurter Wehr führen zudem Waldbrandpatschen zum Ausschlagen von Bodenfeuern und Saumbränden mit. "Natürlich schulen wir die Handhabung der oben genannten Gerätschaften dementsprechend."
Sogar zwei Wasserwerfer stehen bereit
Die Haßfurter Wehr hält aktuell sogar zwei Wasserwerfer vor. "Diese kommen aber aufgrund des sehr hohen Wasserbedarfs selten bei der Waldbrandbekämpfung zum Einsatz", erklärt die Kommandantin. "Meistens nur dann, wenn noch nicht brennender Wald gewässert werden soll und dann auch meist von einem Fahrzeug aus." Aber auch mit der vorhandenen Standardausrüstung für die Brandbekämpfung lasse sich zum Beispiel ein „Waldbrandverteiler“ für die unterbrechungsfreie Löschwasserabgabe bei einem Tanklöschfahrzeugpendelverkehr „bauen“, so Volpert. "Man muss nur wissen wie."
Unterscheidet sich denn ein Einsatz bei einem Waldbrand grundsätzlich von einem „normalen“ Brandeinsatz, fragen wir die Haßfurter Kommandantin? "Grundsätzlich ist kein Einsatz wie der andere. Bei einem großen Waldbrand hat man natürlich andere Gefahren als bei einem Mülltonnen-, Pkw- oder Zimmerbrand. Die Ausbreitung bei einem Wald- oder Flächenbrand kann zum Teil sehr schnell vonstatten gehen. Der Wind spielt hier auch eine sehr große Rolle. Erschwerend kommen bei einem Waldbrand zudem hinzu, erstmal die Einsatzstelle zu finden, die richtigen Waldwege zu befahren, an das Feuer von der richtigen Seite heran zu kommen, nicht die Orientierung im dichten Wald zu verlieren, nicht vom Feuer eingeschlossen zu werden, genügend Löschwasser an die Einsatzstelle zu bringen und vieles mehr."
Führt der Klimawandel auch zu einer Art Wandel bei den Feuerwehren, das heißt, ändern sich die Einsatzkonzepte? "Bedingt durch den Klimawandel", so Ralf Dressel, "kommt es häufiger zu Unwettereinsätzen wie zum Beispiel Sturmschäden an Gebäuden, Baum auf Straße, Keller und Straßen unter Wasser. Darauf sind die Feuerwehren eingestellt, entsprechend ausgebildet und Ausrüstung vorhanden."
"Definitiv ja", sagt Julia Volpert. "Der Klimawandel ist meiner Meinung nach deutlich spürbar. Die Sommer wurden vor allem in den letzten beiden Jahren immer heißer und trockener. Die Wald- und Flächenbrandstufen waren so hoch wie selten zuvor. Waldbrandeinsätze häufen sich, auch wenn wir bisher im Landkreis Haßberge zum Glück vor großen Waldbränden verschont wurden." Dazu habe sicher auch die Luftbeobachtung durch die Luftrettungsstaffel Bayern beigetragen.
Immer mehr Unwetter
"Wenn es dann mal regnet", erläutert die Haßfurter Kommandantin, "kommen oft innerhalb kürzester Zeit enorme Regenmengen, oft lokal sehr eng begrenzt, zusammen; eine Häufung und Intensivierung von Starkregenereignissen. Oder es kommt zu Dauerregenlagen mit anschließendem Hochwasser. Auch die Gewitter werden gefühlt von der Intensität stärker mit ihren Begleiterscheinungen wie extremen Windböen, Hagel und Starkregen wie zum Beispiel am 5. Juli 2015 in Haßfurt. Dies haben wir bereits vor einigen Jahren erkannt und unser Geräte- und Fahrzeugkonzept darauf ausgerichtet. So werden zum Beispiel unsere Stadtteilwehren nach und nach bei Fahrzeugneubeschaffungen mit Tauchpumpen, Stromerzeugern und Motorkettensägen ausgestattet."
Konsequentes Hochwasser-Risikomanagement
Zudem betreibe die Stadt Haßfurt ein konsequentes Hochwasser-Risikomanagement, um den Hochwasserschutz stetig weiter zu verbessern. Hier arbeiteten unter Federführung des Bürgermeisters alle Abteilung der Stadt - Bauamt, Bauhof, Kläranlage, Stadtwerk - sehr eng mit den Feuerwehren des Stadtgebietes und dem THW zusammen. 2018 sei das Projekt „Personen-Hochwassersteg Augsfeld“ erfolgreich umgesetzt worden. "Damit wird bei einem Hochwasser die Versorgung, vor allem bei medizinischen Notfällen, der Bürger von Groß-Augsfeld zu jeder Tages- und Nachtzeit sichergestellt und eine schnelle Evakuierungsmöglichkeit bei größeren Hochwassern ermöglicht", sagt Kommandantin Volpert.
Das Atemschutzzentrum in Knetzgau ist bislang noch nicht in ein spezielles Waldbrandkonzept integriert, das heißt, "derzeit gibt es keine spezielle Ausbildung, die seitens Kreisbrandinspektion und Landkreis angeboten wird. Wenn Bedarf in der Zukunft besteht", so Ralf Dressel, "werden wir uns darüber Gedanken machen und dieses mit den Feuerwehren abstimmen."