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Trossenfurt mit Hummelmarter
Wie in das Gasthaus Moserhof in Trossenfurt neues Leben einzieht
Fast 400 Jahre lang war der Moserhof ein Treffpunkt mitten in Trossenfurt. Zuletzt drohte die Schließung. Warum es jetzt doch weiter geht, obwohl alles ganz anders wird.
Bianca und Hartmut Strohwald haben den Moserhof in Trossenfurt grundlegend saniert. Ab April gibt es hier wieder Gastronomie.
Foto: Sabine Weinbeer | Bianca und Hartmut Strohwald haben den Moserhof in Trossenfurt grundlegend saniert. Ab April gibt es hier wieder Gastronomie.
Sabine Weinbeer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:12 Uhr

Wenn Mauern reden könnten, hätte der Moserhof viel zu erzählen. Seit fast 400 Jahren gab es das Gasthaus mitten in Trossenfurt, gleich neben der Kirche und der Feuerwehr. Dann sah es eine Zeitlang so aus, als müsse man sich auch von dieser Gastwirtschaft verabschieden – doch ab April wird es hier wieder Gastronomie geben. Bianca Strohwald hat sich ihren Jugendtraum erfüllt und führt die Familientradition nun fort, obwohl sie zunächst beruflich andere Wege eingeschlagen hatte.

"Aufgewachsen bin ich eigentlich hier in der Wirtschaft bei den Großeltern", erzählt sie beim Rundgang durch das Haus. Ihre Mutter hatte sich für einen anderen Beruf entschieden, der Onkel führte die Gaststätte weiter. Der Moser war früher ein zentrales Gasthaus, direkt an der Straßenkreuzung aus Richtung Eltmann gelegen, im Saal fanden rauschende Bälle statt. Nicht nur zur Kirchweih wurde groß aufgekocht. Doch auch an der Gastwirtschaft Moser ging der Strukturwandel nicht spurlos vorbei. Dazu kam der Gesundheitszustand von Wirt Heinz Moser, sodass zuletzt nur noch für die ein oder andere Kartrunde geöffnet war.

Die Gemeinde Oberaurach kaufte eines der landwirtschaftlichen Nebengebäude, brach es ab und schuf einen öffentlichen Parkplatz. Dann reifte in Bianca Strohwald der Gedanke, hier doch noch ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Ehemann Hartmut und die drei Kinder standen von Beginn an hinter ihr und unterstützten nach Kräften.

"Das Kerngebäude stammt aus dem 17. Jahrhundert, das zeigte der Dachstuhl, und sowas reißt man nicht einfach ab."
Bianca Strohwald

Die Industriekauffrau setzte sich zusammen mit ihrer Familie hin und strickte einen Businessplan, bestehend aus einer Pension, Ferienwohnungen und einem Café-Bistro. Die Banken und auch Fördergeber wie die Regierung von Unterfranken und das Amt für Ländliche Entwicklung akzeptierten und so konnte es an den Abbruch weiterer Nebengebäude gehen. Am einfachsten wäre ein kompletter Neubau gewesen, aber: "Das Kerngebäude stammt aus dem 17. Jahrhundert, das zeigte der Dachstuhl, und sowas reißt man nicht einfach ab", sagt Bianca Strohwald.

Aus dem 17. Jahrhundert ist der Dachstuhl, der eisgestrahlt wurde und jetzt einer der Ferienwohnungen einen ganz besonderen Rahmen gibt.
Foto: Sabine Weinbeer | Aus dem 17. Jahrhundert ist der Dachstuhl, der eisgestrahlt wurde und jetzt einer der Ferienwohnungen einen ganz besonderen Rahmen gibt.

Stück für Stück wurden wahre Schätze freigelegt. Der inzwischen eisgestrahlte Dachstuhl ist das Highlight in einer der Ferienwohnungen, die noch nicht möbliert sind. Hier eine Sandsteinwand, dort Ziegelmauerwerk, auch mal eine Fachwerk-Fläche – auch ohne reden zu können, erzählt das Haus Geschichten.

Viele Passanten staunten, als ein weiteres Kleinod zum Vorschein kam, das bisher nur die Familie und die direkten Nachbarn kannten: Das Gasthaus Moser hatte die vielleicht schönste Holzlege weit und breit in Sandstein mit drei großen Bügen. Das kleine Gebäude, das künftig als Freisitz für die Gäste dienen soll, kam erst zur Geltung, als der große Saal abgerissen war.

Der frühere Gastwirt Heinz Moser mitten auf der Baustelle. Leider erlebt er die Wiedereröffnung nicht mehr.
Foto: Familie Moser | Der frühere Gastwirt Heinz Moser mitten auf der Baustelle. Leider erlebt er die Wiedereröffnung nicht mehr.

Schnell war für Bianca Strohwald klar, dass sie in der Gestaltung mit dem Vorhandenen, lange Versteckten arbeiten will. So lebt der Gastraum mit der großen Verkaufs- und Frühstücksbuffet-Theke von den dicken Fenstergewänden und den Backsteinmauern. Den Kachelofen hat der Handwerker aus vorhandenen Materialien vom Abbruch gebaut. Viele Fundstücke aus dem Haus, aber auch von Freunden fügen sich zu einem Harmonischen Neuen. Hier ein Spiegel, dort die Nähmaschine der Oma. Handwerker aus der Region haben Historisches und Modernes ideal verbunden mit viel Gespür für die richtigen Materialien.

Am ersten April-Wochenende geht der "Moserhof" nun an den Start, das Café-Bistro öffnet, wenig später kann dann auch die Pension die ersten Gäste aufnehmen. Im Café soll es künftig von Dienstag bis Freitag ab 6 Uhr Backwaren einer Bäckerei aus dem Landkreis und Kaffee to Go geben, ab 8 Uhr dann Frühstück. Zu Mittag plant Bianca Strohwald kleine Gerichte und eine Salattheke. Kaffee und Kuchen gibt es auch am Wochenende. "Ob wir im Winter samstags öffnen, das werden wir noch sehen", so Bianca Strohwald.

So sah der Dachstuhl während der Sanierung aus.
Foto: Familie Moser | So sah der Dachstuhl während der Sanierung aus.

Die Gäste stehen bereits in den Startlöchern: "Wir hatten so viel Zuspruch während der Bauarbeiten", erinnert sie sich dankbar. Die waren nämlich nicht nur von den üblichen Schwierigkeiten begleitet, die alle Bauherren kennen, sondern auch von mehreren Todesfällen in der Familie. Das habe viel zusätzliche Kraft gekostet, sagt Bianca Strohwald, aber immer hätten sie viel Unterstützung bekommen und das habe sie bestärkt, ihr Projekt weiter durchzuziehen. "Und jetzt haben wir schon zwei Kommunionfeiern und eine Taufe angemeldet und der Seniorenkreis hat auch schon angefragt", freut sie sich.

Momentan wird draußen noch gepflastert, der Parkplatz gegenüber muss auch noch angelegt werden, damit auch die Pensionsgäste ihre Autos abstellen können. Es gibt also noch viel zu tun, doch wie seit Beginn des Abbruchs im Juli 2020: "Die ganze Familie und Freunde packen mit an und auf meine örtlichen Handwerker kann ich mich zu 100 Prozent verlassen", sagt die künftige Gastgeberin.

 
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