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Hofheim
Trotz Krebserkrankung: Hans-Peter Wagner versorgt die Hofheimer seit 40 Jahren mit Wasser
Bricht ein Rohr, ist Wasserwart Wagner zur Stelle. Über einen Mann, der seinen Beruf liebt und den auch eine bösartige Krebserkrankung nicht von seiner Rückkehr abhalten konnte.
Die Technik ist inzwischen moderner, als sie es noch vor 40 Jahren war: Hans-Peter Wagner prüft die Messwerte der Enthärtungsanlage im Wasserwerk Hofheim-Lendershausen.
Foto: Werner Mock | Die Technik ist inzwischen moderner, als sie es noch vor 40 Jahren war: Hans-Peter Wagner prüft die Messwerte der Enthärtungsanlage im Wasserwerk Hofheim-Lendershausen.
Werner Mock
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:01 Uhr

Er sorgt dafür, dass die Hofheimer nicht auf dem Trockenen sitzen. Die Rede ist von Hans-Peter Wagner, den die Menschen auch einfach den "Wasser-Peter" nennen. Sein Gesicht ist in der ganzen Stadt bekannt. Denn dort ist Wagner seit nunmehr 40 Jahren als Wasserwart tätig. Doch nicht nur für seine Arbeit schätzen und kennen ihn die Leute. In Hofheim, so hört man, gilt Wasser-Peter als beliebt, belastbar, zuverlässig und überwiegend gut gelaunt. Seine optimistische Grundeinstellung und sein Glaube haben ihm vermutlich schon das Leben gerettet: Denn es ist nicht lange her, dass er eine bösartige Krebserkrankung überwand. Über einen Mann, der seinen Beruf liebt und seit 40 Jahren lebt.

Die Grundlagen für seinen Spitznamen legte der heute 63-jährige Wagner schon vor seiner Zeit als Wasserwart: Durch seine Ausbildung bei der ehemaligen Firma Brunnquell in Ostheim erwarb er sein Wissen im Bereich Installation, Heizungsbau, Spenglerei und Wasserleitungstiefbau. Fachkräfte für Wasserversorgung müssen vielseitig sein, gerne auch mal anpacken. Und so kam es, dass Hans-Peter Wagner am 1. März 1982 bei der Stadt Hofheim als Wasserwart begann.

Er kümmert sich um "das höchste Gut"

Seine Aufgabe war es nun, sich um die Wasserversorgung in Hofheim zu kümmern - von der Wassergewinnung über die Aufbereitung und Speicherung bis hin zur Wasserverteilung. Schließlich ist Trinkwasser "das höchste Gut", weiß Wagner. Zudem sei es Pflichtaufgabe der Stadt, den Einwohnern davon in ausreichender Menge und Qualität bereit zu stellen. Langeweile kommt bei seiner Arbeit keine auf: "Als Wasserversorgungstechniker läuft fast kein Tag wie der andere und immer wieder gibt es neue, unvorhergesehene Überraschungen."

Hans-Peter Wagners Arbeitstag beginnt meist an der zentralen Leittechnik im Wasserwerk. Hier überprüft er die Brunnen, das Leitungssystem, die Wasserstände, die Pumpleistungen, die Enthärtungsanlage - und protokolliert alles exakt. Wo der Laie einem Gewirr von Rohren in unterschiedlichen Stärken, Leitungen und blinkenden Displays gegenübersteht, behält Wagner den Überblick. Inzwischen ist auch hier alles mit modernster Technik ausgerüstet.

Ein Leben in ständiger Rufbereitschaft

Auch Wagner ist immer auf dem aktuellsten Stand. Zeigt die Anlage oder das Handy des Wassermeisters Störmeldungen, so "läuten bei ihm alle Alarmglocken". Dann weiß Wagner: Er muss handeln. "Da kann es zum Wasserabfall im Hochbehälter kommen, was auf einen Rohrbruch hindeuten kann. Die Förderpumpen können ausgefallen sein oder durch Stromschwankungen hat die gesamte Anlage ihren Geist aufgegeben. Die Ursachen können vielseitig sein", erläutert Wagner.

Hans-Peter Wagners Aufgabe ist es, sich um die Wasserversorgung in Hofheim zu kümmern.
Foto: Werner Mock | Hans-Peter Wagners Aufgabe ist es, sich um die Wasserversorgung in Hofheim zu kümmern.

Da die Wasserversorgung rund um die Uhr sichergestellt sein muss, ist die ständige Rufbereitschaft Teil von Hans-Peter Wagners Leben. Für ihn und die Mitarbeiter des Hofheimer Bauhofs bedeutet dies des Öfteren eine kurze Nacht. "Auch geplante Großreparaturarbeiten müssen manchmal am Sonntag sein, um die Beeinträchtigung der Anlieger so gering wie möglich zu halten", sagt Wagner. In Erinnerung geblieben sei ihm etwa der Wasserleitungsbau zwischen Erlsdorf und Manau: "Verlegt wurden 1400 Meter Rohr aus hochwertigem Polyethylen. Wir arbeiteten täglich zwölf Stunden."

Im Jahr 2015 die Hiobsbotschaft: Diagnose Magenkrebs

Dann kam der Tag, der vieles veränderte: Es war im Frühjahr 2015, als Hans-Peter Wagners plötzlich ein Druckgefühl im Oberbauch verspürte. Die Diagnose: Magenkrebs. Die Gastrektomie, also die vollständige operative Entfernung des Magens, sowie die Chemotherapie waren die einzig erfolgversprechenden Behandlungsmethoden. Er willigte ein.

"Keiner hat damit gerechnet, dass ich im selben Jahr, im Dezember 2015, wieder meinen normalen Dienst aufnehmen würde."
Hans-Peter Wagner, Wasserwart

"Voll meinem Schicksal ergeben, aber mit Vertrauen und Zuversicht, habe ich kurz vor der Narkose dem OP-Team gesagt, dass sie sich keine Vorwürfe oder Gedanken machen sollen, falls etwas schief läuft oder nicht klappt, was sie sehr in Erstaunen versetzte. Aber es ging, Gott sei Dank, gut", erzählt er schmunzelnd und fügt lachend hinzu: "Viele dachten ich komme überhaupt nicht mehr und keiner hat damit gerechnet, dass ich im selben Jahr, im Dezember 2015, wieder meinen normalen Dienst aufnehmen würde, wobei mich seitdem Jens Becker und seit Kurzem Manuel Lutsch unterstützen."

Kaum ein Zweiter kennt die unterirdischen Gefilde besser

Hans-Peter Wagners Expertise und Erfahrung sind auch heute weiter gefragt. Kaum ein Zweiter kennt die unterirdischen Gefilde und Katakomben, die Bodenbeschaffenheiten, das Rohrnetz der Stadt Hofheim und seiner Ortsteile besser. Wenn das Wasser ausbleibt oder Rohrbrüche zu beklagen sind, sind er und seine Kollegen den beschädigten Leitungen mit Presslufthammer, Schneidgerät und Bagger auf der Spur. Und das bei jedem Wetter, ob in Gluthitze, Sturm oder Eiseskälte. "Manchmal kommt es ganz dick, wie vor zwei Jahren in Lendershausen, wo vier Rohrbrüche zugleich auftraten und im Eiltempo repariert werden mussten", erinnert sich Wagner. Offensichtlich, so seine Erklärung, hatte der gesunkene Grundwasserspiegel aufgrund der extremen Trockenheit in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass sich das Erdreich setzte und die Rohre im Untergrund unter Spannung gerieten. "Dann macht´s immer öfter knack", sagt Wagner.

Grundsätzlich, so ist der Hofheimer Wasserwart überzeugt, bereite auch die Geologie große Probleme: "Das Wasser aus den Einzugsgebieten der Brunnen hat häufig einen hohen Anteil an Eisen und Mangan. Und dann kommt es zur sogenannten Verockerung, wie es bei uns im Fachjargon heißt." Das seien Ablagerungen am Brunnenrohr, mit der Folge, dass die Leistungen der Brunnen zurückgingen. In seinen Anfangsjahren sei vor allem Chemie zum Einsatz gekommen, um dieses Problem zu lösen. Salzsäure wurde benutzt. "Dies waren schwierige Prozeduren", erinnert sich der Wassermeister zurück. Doch heute bedarf es keiner Chemie mehr. "Die Trinkwasserbrunnen werden vor allem mit Wasser, Druck (über 400 bar) und einer besonderen Technik von Ablagerungen befreit."

Der Beruf liegt ihm auch nach 40 Jahren am Herzen

Ob mit Magen oder ohne: Essen und Trinken bereiten dem "Wasser-Peter" nach wie vor Freude. Spricht er über seinen Beruf, spiegelt sich in seinen Augen wider, wie zufrieden und dankbar er ist. Und wie sehr ihm seine Tätigkeit als Wasserversorgungstechniker noch immer am Herzen liegt. Ein Beruf, der im wahrsten Sinne des Wortes Berufung ist und der sich für ihn am Dienstag, dem 1. März, zum 40. Mal jährt.

 
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