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Haßfurt
Wie eine Antisemitismus-Razzia in den Hassbergen für Schlagzeilen sorgt - und welche Rolle Habeck dabei spielt
Dass die Beleidigung des Vizekanzlers als "Schwachkopf" zu einer Hausdurchsuchung in Unterfranken führte, sorgte bundesweit für mediale Aufregung. Was passiert ist.
Zeigt Hass im Netz konsequent an: Vizekanzler Robert Habeck von den Grünen. Jetzt wurde auch ein Fall aus dem Landkreis Haßberge der Polizei gemeldet. Es geht um Beleidigung - und mehr.
Foto: Carsten Koall, dpa | Zeigt Hass im Netz konsequent an: Vizekanzler Robert Habeck von den Grünen. Jetzt wurde auch ein Fall aus dem Landkreis Haßberge der Polizei gemeldet. Es geht um Beleidigung - und mehr.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 20.11.2024 02:45 Uhr

Im Zuge ihres bundesweiten "Aktionstags gegen antisemitische Straftaten" haben Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstagmorgen auch die Wohnung eines 64-Jährigen aus dem Landkreis Haßberge durchsucht. Dabei stellten sie ein Tablet sicher. Dem Beschuldigten wird laut Staatsanwaltschaft Bamberg Volksverhetzung sowie die Beleidigung von Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) vorgeworfen.

Im Durchsuchungsbeschluss, der als Kopie im Internet kursiert, ist allerdings nur von der Beleidigung des Ministers die Rede. Der Beschuldigte soll den Grünen-Politiker in einer auf seinem X-Account verbreiteten Fotomontage als "Schwachkopf" bezeichnet haben. Habeck selbst hat dieses sogenannte Meme, angelehnt an eine Werbekampagne der Kosmetik-Firma "Schwarzkopf", wie viele hundert andere mutmaßliche Beleidigungen über sein Büro bei der Polizei anzeigen lassen, bestätigt die Staatsanwaltschaft.

In vielen, vor allem auch rechtspopulistischen Medien sorgt nun für Aufregung, dass die Justiz wegen eines eher banal klingenden Anwurfs gegen einen Politiker gleich eine Durchsuchung wegen Volksverhetzung veranlasst. Es wird über eine Einflussnahme der regierenden Politik spekuliert. Die Staatsanwaltschaft Bamberg will sich zu diesem Vorwurf nicht äußern.

Nach Recherchen dieser Redaktion ist den Behörden beim Beantragen des Durchsuchungsbeschlusses ein Fehler unterlaufen. Die Bamberger Staatsanwälte hätten schlicht den Verdacht der "Volksverhetzung" dort nicht konkret formuliert, sondern bei den Gründen für die Durchsuchung nur das Habeck-Meme genannt, sagt ein gut informierter Insider.

Bei einem Aktionstag gegen Antisemitismus durchsuchten Polizei und Staatsanwaltschaft an diesem Dienstag auch die Wohnung eines 64-Jährigen in den Haßbergen (Symbolbild).
Foto: Daniel Reinhardt, dpa | Bei einem Aktionstag gegen Antisemitismus durchsuchten Polizei und Staatsanwaltschaft an diesem Dienstag auch die Wohnung eines 64-Jährigen in den Haßbergen (Symbolbild).

Immerhin bestätigt man bei der Staatsanwaltschaft Bamberg auf mehrfache Nachfrage, dass dem 64-Jährigen aus den Haßbergen auch vorgeworfen wird, im Frühjahr 2024 auf der Internetplattform X eine Bilddatei hochgeladen zu haben, auf der ein SS- oder SA-Mann mit Plakat zu sehen ist. Darauf zu lesen: "Deutsche kauft nicht bei Juden". Zudem sei der "Zusatztext 'Wahre Demokraten! Hatten wir alles schon mal!'" zu sehen. Es bestehe "der Anfangsverdacht einer Volksverhetzung".

Habeck-Umfeld: Verantwortung liegt bei Staatsanwaltschaft

Aus dem Umfeld von Robert Habeck hieß es am Freitagabend, man sei verwundert über die Hausdurchsuchung in den Haßbergen, sollte sie lediglich wegen der Strafanzeige des Ministers stattgefunden haben. Aber die Entscheidung liege allein in Händen der Staatsanwaltschaft.

Der Vizekanzler hatte Ende September in einem Podcast erklärt, er wolle verstärkt gegen die Verbreitung von verbaler Gewalt und Drohungen im Internet vorgehen. Presseberichten zufolge hat Habeck deshalb seit April 2023 über 700 Anzeigen erstattet.

 
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  • Albrecht Schnös
    Die NZZ liefert mehr Informationen und ohne politische Colorierung.
    Das kann die MP offensichtlich nicht leisten.
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  • Michael Czygan
    Herr Schnös, was hat die NZZ mehr an Informationen? Michael Czygan
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  • Albrecht Schnös
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  • Vielleicht kann man in der NZZ lesen, was heute auch WELT-online berichtet. Dass das Gericht mit ausdrücklicher Billigung Habecks gehandelt hat. Dass Habeck der strafrechtlichen Verfolgung wegen des „Schwachkopf“-Bildes hätte widersprechen können.

    Dass die Staatsanwälte ausdrücklich bei Habeck nachgefragt haben, ob er Anzeige erstatten wolle. Dass er das bestätigte und damit klarmachte, dass er eine Verfolgung von Niehoff wünsche. Er hätte auch widersprechen können, die Gelegenheit dafür hatte er. Tat er aber nicht.
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  • Michael Czygan
    Keine Frage, Habeck hat Anzeige erstattet. Das hat er auch nicht bestritten - und wir haben es berichtet.
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  • Albrecht Schnös
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  • Albrecht Schnös
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  • Das Dilettanten-Duo Habeck und Baerbock hat seit 2021 mehr 1300 Strafanzeigen stellen lassen. Also in knapp 3 Jahren Regierungszeit haben die von ihnen von der Leine gelassenen Suchhunde circa 4 Anzeigen pro Tag gegen die Menschen gestellt. Je mehr man um die eigene miese Leistung weiß, umso empfindlicher reagiert man natürlich, wenn man darauf hingewiesen wird. Ein Helmut Kohl ("Birne") wäre Millionär geworden und die Satire-Zeitschrift "Titanic" wohl insolvent gewesen, hätte Kohl sich aufgeführt wie das Duo Infernales.
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  • Johannes Metzger
    Lieber Frank Brenner, Sie sollten sich an die Staatsanwaltschaft Bamberg wenden. Denn diese Stelle ist in einem Rechtsstaaat verantwortlich.
    Da aber Bayern von dem Diletantten-Duo Söder Aiwanger regiert wird, können Sie Ihren Frust auch dort auslassen.
    im übrigen finde ich es gut, wenn es noch Menschen gibt, die gegen Hass und Hetze im Netz vorgehen und Anzeige erstatten.
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  • Lieber Herr Mätzger, warum sollte ich Frust schieben? Robärt will, dass ihn alle knuffig finden und ist eben sehr empfindlich, wenn man ihn nicht lieb hat. Das ist sein Problem und nicht meins.

    Die Staatsanwaltschaft betreffend ein kleiner Auszug aus Wikipedia. Für Sie. Zur Einordnung:

    Die Staatsanwaltschaft (StA) in Deutschland ist eine weisungsgebundene Behörde, die für die Strafverfolgung und -vollstreckung zuständig und als solche ein Teil der Exekutive ist. Sie ist in der Behörden- und Ministerialhierarchie letztlich weisungsabhängig vom Justizminister und wird Anklagebehörde genannt.

    Weisungsgebunden, Herr Mätzger.
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  • Karl Weeth
    Nach dem Grundgesetz (GG) der Bundesrepublik Deutschland sind die Staatsanwaltschaften den Justizministerien der jeweiligen Bundesländer unterstellt. Dies bedeutet, dass die Staatsanwaltschaften einer Weisungsbefugnis durch den jeweiligen Landesjustizminister unterliegen. Auf Bundesebene ist die Generalbundesanwaltschaft dem Bundesministerium der Justiz unterstellt.
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  • Eugen Endres
    Ja, weissunsgebunden gegenüber dem Bayerischen Justizminister! Georg Eisenreich steht NICHT im Verdacht ein Handlanger, oder gar Freund von Habeck und Barbock zu sein. Kurz sie erzählen Blödsinn.
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  • Einfach mal nachlesen, was heute in WELT-online zu dem Vorfall berichtet wird. Danach können Sie sich bei mir entschuldigen und dann husch zurück ins Körbchen.
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  • Johannes Metzger
    Für Wikipedia spende ich jedes Jahr, damit die Plattform unabhängig ihre Arbeit machen kann. Wenn sie schon Wikipedia zitieren, sollten sie die Texte dort schon ganz lesen. Dort steht:“Die Staatsanwaltschaften der Länder unterstehen den Generalstaatsanwälten der Länder und den Landesjustizministerien. Die Bundesanwaltschaft kann allerdings unter bestimmten, gesetzlich geregelten Voraussetzungen Verfahren der Landesstaatsanwaltschaften an sich ziehen oder an diese abgeben (§ 230 Abs. 2, § 142a GVG).“
    In diesem Fall war die Staatsanwaltschaft Bamberg eingeschaltet.
    Da das bayrische Justizministerium Teil der Regierung des Dilettanten-Duos Söder-Aiwangers ist, können Sie ihren Unmut gerne auch dort ablassen. Ich allerdings empfehle Ihnen sich an die Staatsanwaltschaft zu wenden, denn die Stimmung in der bayrischen Staatsregierung ist, milde ausgedrückt, wegen der ausgeprägten Inkompetenz des bay Wirtschaftsministers, stark gedämpft. Und Söder schmollt. Man hat ihn nicht gerufen.
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  • Hubert Endres
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  • Ulrike Schneider
    Es wäre sicher interessant zu erfahren, was die anderen Angezeigten verbrochen haben. Diese eine Anzeige hat es in die Medien geschafft - wodurch wir von den übrigen erfahren durften.

    Robert Habeck muss viel Zeit haben wenn er die sozialen Medien danach durchforsten kann ob und was man über ihn schreibt... und denkt. Nicht vergessen: der Mann der mit Vaterlandsliebe nie etwas anfangen konnte will unser Kanzler werden.

    https://correctiv.org/faktencheck/politik/2019/06/14/ja-robert-habeck-hat-sich-kritisch-zu-vaterlandsliebe-geaeussert/
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  • Walter Vonhof
    Und deswegen darf er sich gegen Hass und Hetze im Netz und persönliche Angriffe nicht wehren, oder was meinen Sie? Und wer entscheidet darüber? Auch Sie?
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  • Hubert Endres
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  • Martin Heberlein
    Glauben Sie wirklich, dass Habeck nachts persönlich am Computer sitzt und das Web durchforstet??
    Übrigens ist VaterlandsLIEBE schon ein arg dumpfer Begriff. Da halte ich es mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann: Ich LIEBE meine Frau, nicht mein Land.
    Das heißt nicht, dass man sein Land nicht wertschätzt und hochhält. Habeck spricht in dem Buch ja von einem "linken Patriotismus". Sagt Ihnen der Begriff was?
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