
Dass Vizekanzler Robert Habeck sich konsequent gegen Hass und verbale Gewalt in den sozialen Netzwerken wehrt, ist richtig. Bereits die mutmaßliche Beleidigung, er sei ein "Schwachkopf", bei der Polizei anzuzeigen, mutet allerdings arg dünnhäutig an. Berufspolitiker sollten deutlich mehr aushalten können, auch unschöne Worte und böse Kritik.
Viel problematischer ist jedoch, dass der Justiz in Bamberg bei ihren Ermittlungen gegen einen Mann aus den Haßbergen offensichtlich Fehler unterlaufen sind. Ausgerechnet an einem von den Behörden propagierten "Aktionstag gegen Antisemitismus". Denn selbst wenn das Habeck-Meme justiziabel ist: In diesem Fall geht es nicht um "Volksverhetzung". Genau dieser Eindruck aber konnte beim Lesen des Durchsuchungsbeschlusses entstehen.
Falscher Eindruck: Wasser auf die Mühlen rechter Aktivisten
Dieser Eindruck ist Wasser auf die Mühlen von rechten Aktivisten und Verschwörungstheoretikern. Und von allen, die glauben, dass Justiz und Politik unter einer Decke stecken, um missliebige Meinungen zu unterdrücken und kritische Bürgerinnen und Bürger zu verfolgen.
Mehrere Nachfragen dieser Redaktion hat es gebraucht, bis die Staatsanwaltschaft Bamberg am Freitag wenigstens bestätigte, dass sie gegen den Verdächtigen auch wegen eines Beitrags mit dem Slogan "Deutsche kauft nicht bei Juden" ermittelt.
Fehler einzugestehen: Das stünde der Justiz gut an
Jetzt auch den verkorksten Durchsuchungsbeschluss als Fehler einzugestehen und ihn aufzuarbeiten, stünde der Justiz gut an. Und wäre förderlich für das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in den Rechtsstaat.
Obwohl man sich im Internet eine Ablichtung des Beschlusses der Staatsanwaltschaft Bamberg ansehen kann. In dem die Durchsuchung zwar am Aktionstag gegen judenfeindliche Straftaten stattfand. Das zu diesem Zeitpunkt jedoch kein Zusammenhang mit Antisemitismus hergestellt werden konnte..
Erst nach dem bundesweiten medialen Aufschrei, suchte man wahrscheinlich verzweifelt in seinem Account, bis man nach Tagen einen Post fand der Juden in meinen Augen jedoch nicht beleidigte, sondern nur einen Bezug zwischen damals und heute darstellt.
Den beteiligten Behörden hätte es gut zu Gesicht gestanden den Fehler zuzugeben.
Hier nachzulesen:
https://www.nius.de/politik/news/hausdurchsuchung-wegen-retweet/180517b3-9bb1-4dc0-9139-ce76f49b760c
https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldung/detail/lg-hamburg-afd-politikerin-alice-weidel-muss-satirische-bezeichnung-als-nazi-schlampe-hinnehmen