"Kontrollen sind unser täglich Brot", sagte Daniel Seeburg, der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Haßfurt, am Mittwoch bei der Vorstellung der Verkehrsstatistik 2019 für den gesamten Landkreis Haßberge. Viele Unfälle wären vermeidbar, gerade in Bezug auf Abstand und Geschwindigkeit, so der Polizeirat, der für mehr Rücksichtnahme der Verkehrsteilnehmers appelliert.
Der bayernweite Trend, der einen Anstieg der Gesamtunfallzahlen um 6359 Unfälle (plus 1,55 Prozent) verzeichnet, trifft im Landkreis Haßberge noch deutlicher zutage. Hier weist die Unfallstatistik für das vergangene Jahr erneut einen deutlichen Anstieg um 3,02 Prozent auf 2492 Verkehrsunfälle aus. Laut Polizei wirken sich hier vermutlich auch die gestiegenen Zulassungzahlen negativ aus. Waren 2018 noch 75 367 Fahrzeuge im Landkreis angemeldet, so stieg die Zahl im Jahr 2019 um 1,65 Prozent auf 76 613 Kraftfahrzeuge.
Eine Tendenz nach oben ist auch bei den Unfällen mit Personenschaden zu erkennen. Wurde im letztjährigen Bericht ein geringer Anstieg von 0,36 Prozent vermeldet, war es diesmal eine Steigerung von 0,71 Prozent auf 284 Fälle. Hierbei wurden 360 Personen verletzt.
Tote: Leider nur Stagnation
"Bei den Verkehrstoten ist leider nur eine Stagnation zu vermelden", erklärte der stellvertretende Dienststellenleiter Kurt Etzel. Im bayernweiten Vergleich (Rückgang um 12,46 Prozent) steht der Landkreis Haßberge mit der gleichbleibenden Zahl von drei getöteten Personen hintenan. Im März vergangenen Jahres stürzte ein Rentner in Ebelsbach ohne Fremdbeteiligung vom Fahrrad und zog sich lebensbedrohliche Kopfverletzungen zu, ehe er 29 Tage später an den Unfallfolgen verstarb. Weiterhin kam ein Motorradfahrer alleinbeteiligt bei Krum von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Wasserdurchlass. Trotz notärztlicher Versorgung und Reanimation erlag der 43-Jährige seinen Verletzungen.
Dramatisch verlief auch ein Unfallgeschehen im Dezember auf der Staatsstraße 2274 im Gemeindebereich Ebelsbach. Dort stieß ein Kleintransporter auf winterglatter Fahrbahn mit einem entgegenkommenden Pkw zusammen. Dessen Fahrer erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen. Seine Ehefrau auf dem Beifahrersitz wurde dabei scherst verletzt.
Fehlendes Rechts- und Verantwortungsbewusstsein
Während schwerwiegende Verkehrsunfälle mit Sachschaden (544) und Kleinunfälle (1664) nur leicht anstiegen, so gab es bei den Unfallfluchten einen markanten Anstieg. 391 Fälle bedeuten eine Steigerung von 8,61 Prozent. Dies begünde sich zum großen Teil auf fehlendes Rechts- und Verantwortungsbewusstsein der Unfallverursacher, machte Verkehrssachbearbeiter Stefan Scherrer deutlich. Sein Kollege Werner Rottmann ergänzte, dass wohl viele Verkehrsteilnehmer eine Höhergruppierung bei der Kfz-Haftpflichtversicherung scheuten. Die beiden Polizisten erinnerten daran, dass der Gesetzgeber vom Unfallverursacher erwarte, eine angemessene Zeit auf die Rückkehr des geschädigten Autofahrers zu warten, wenn der Unfall im ruhenden Verkehr passiert. "20 bis 30 Minuten sind hier durchaus angemessen", so Scherrer.
Schaden würde es auch nichts, wenn man sich aktiv auf die Suche macht und zum Beispiel in nahegelegenen Geschäften versucht, den Fahrer ausfindig zu machen. Ein Zettel an der Windschutzscheibe alleine reiche bei weitem nicht aus, denn es sei keine Gewähr gegeben, dass dieser auch dauerhaft dort bleibe. Wenn man den Geschädigten nicht kontaktieren kann, bleibe als letzter Ausweg, die Polizei anzurufen und von dem Unfall in Kenntnis zu setzen.
Gestiegen sind auch die Alkoholunfälle von 31 auf 36 Fälle. Spektakulär war zum Beispiel ein Unfall in Rügheim, bei dem ein junger Mann unter Alkoholeinfluss von der Fahrbahn abkam, einige Schilder ummähte, ehe eine Blumeninsel als "Sprungschanze" für den Flug auf eine nahegelegene Gartenmauer diente. Mit gezielten Präventationsveranstaltungen will die Polizei im Haßbergkreis zusammen mit der Verkehrswacht gerade junge Leute dafür sensibilisieren, was Drogen im Straßenverkehr bewirken können. Möglicherweise sorgt auch die zunehmende Verharmlosung des Cannabiskonsums und das damit verbundene sinkende Unrechtsbewusstsein dafür, dass im Bereich der beiden Polizeiinspektionen Haßfurt und Ebern mit 89 Fällen im Jahr 2019 die Fallzahl um 14 stieg.
Es gibt auch Unfallschwerpunkte im Landkreis: Eine Unfallkommission stellt im Dreijahres-Rhythmus die Schwerpunkte zusammen. Für den Zeitraum 2015 bis 2018 waren das zum Beispiel die Staatsstraße (St) 2447 zwischen Gädheim und Ottendorf, die Staatsstraße zwischen Rügheim und Hofheim oder die Serpentinen am Hambach.