Zwischen Juni und Mitte August kommt es häufig vor, dass Menschen junge Fledermäuse finden, die aus der Stube gefallen oder bei ihren ersten Flugversuchen irgendwo gestrandet sind. Und auch zu anderen Jahreszeiten kann es passieren, dass die kleinen Insektenfresser Hilfe brauchen – beispielsweise, weil sie sich verletzt haben. Doch was kann ein Mensch tun, wenn er ein solches Tier findet, das ohne Hilfe wohl verloren wäre? Da hilft Barbara Eibl aus Eltmann. Bei sich zuhause betreibt die 57-Jährige ehrenamtlich die einzige aktive Fledermaus-Pflegestelle im Landkreis Haßberge.
Der Auslöser dafür, dass sie diese Aufgabe übernommen hat und dabei nicht nur für den eigenen Heimatkreis, sondern auch für Bamberg und dessen Umland zuständig ist, war ein Erlebnis vor fünf Jahren. "Ich bin dazu gekommen, wie es bei vielen passiert: Ich habe selber eine Fledermaus gefunden", beschreibt sie, was im August 2017 geschah. Das halbwüchsige Tier war in Eibls Garten in einen Übertopf gefallen und kam nicht mehr heraus. "Ich habe Kratzgeräusche gehört", erzählt die Fledermaus-Retterin.
Vorgänger Arthur Scholl hat ihr Interesse geweckt
Damals hatte sie noch keine Ahnung, was in einer solchen Situation zu tun ist, also suchte sie im Internet nach einer Anlaufstelle. Zwar fand sie mehrere Adressen, aber: "Nirgendwo ist jemand ans Telefon gegangen." Darüber habe sie sich geärgert: "Da wusste ich noch nicht, dass das alles ehrenamtlich ist." Also holte sie das Tier aus dem Topf und versuchte, es selbst nach bestem Wissen zu versorgen.
Zwei Tage dauerte es, bis sie dann doch einen Anruf erhielt. Der kam von Arthur Scholl aus Unfinden, dem damaligen Fledermauspfleger im Landkreis Haßberge. So lernte Barbara Eibl ihren Vorgänger kennen. Dieser zeigte ihr dann auch die Baby-Fledermäuse, die er selbst zu der Zeit in Pflege hatte. Damit war bei der Eltmannerin das Interesse geweckt. Und spätestens als Scholl ihr erzählte, dass er vorhabe, bald aus dem Landkreis Haßberge wegzuziehen, fiel Eibls Beschluss, seine Nachfolgerin zu werden.
Barbara Eibl will direkt mit den Tieren arbeiten
Darauf folgten Kurse, in denen sie lernte, was sie für die Fledermauspflege wissen muss. Los ging es mit dem ganztägigen Grundlehrgang in der großen Pflegestation auf Gut Morhard in Königsbrunn im Landkreis Augsburg. "Dann kann man sich bei der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt melden", erklärt Barbara Eibl. So konnte sie sich registrieren lassen und darf nun offiziell die Pflegestelle betreiben, mit der sie auch auf der Internetseite des Landratsamtes zu finden ist.
Durch zwei weitere Lehrgänge – ein Drei-Tages-Seminar im Berchtesgadener Land sowie ein zweitägiger Kurs in Ebern – wurde sie darüber hinaus zur Fledermaus-Beraterin beim Bund Naturschutz. Solche Fledermaus-Beraterinnen und -Berater gibt es mehrere im Landkreis. Barbara Eibl erklärt den Unterschied zwischen ihrer Rolle als Beraterin und als Pflegerin. So gehe es dem Bund Naturschutz bei der Fledermaus-Beratung vor allem um den Artenschutz. Also darum, Lebensräume zu schaffen und zu erhalten sowie festzustellen, wie viele Tiere dort leben. Außerdem sind die Beraterinnen und Berater Ansprechpartner für Menschen, die beispielsweise eine Fledermausstube auf ihrem Dachboden entdecken.
Diesen Aufgaben gegenüber steht der Individualtierschutz in der Pflege, wo Barbara Eibl die Gelegenheit bekommt, einzelnen Fledermäusen das Leben zu retten. "Mir ist es wichtig, dass ich Tieren, die wirklich Hilfe brauchen, eine zweite Chance gebe", beschreibt sie ihre Motivation. "Ich habe lieber die Fledermaus da. Kartografieren, welche Arten da sind – das ist mir zu weit weg."
Im Sommer gibt es mit den Fledermaus-Babys viel zu tun
Damit hat sie sich allerdings viel Arbeit aufgehalst, gerade in den Sommermonaten. In der Zeit von Mai bis Juli bekommen Fledermäuse ihren Nachwuchs. Nach vier Wochen starten die Kleinen ihre ersten Flugversuche, somit ist etwa von Juni bis August die Zeit, in der Menschen häufig Jungtiere finden, die ohne Hilfe nicht überleben würden.
So hat Barbara Eibl in dieser Zeit immer mehrere Fledermäuse gleichzeitig bei sich - die höchste Zahl, die sie einmal hatte, waren 35. Dass sie in diesem Jahr bis Mitte August alle Tiere ausgewildert hatte und somit am Ende des Monats keine mehr im Haus hat wie heute, sei daher äußerst ungewöhnlich.
Ein Karton mit Luftlöchern ist das beste Transportmittel
Verletzte Tiere zu versorgen, sei nicht das größte Problem, aber die Fütterung der Babys sei sehr anstrengend. Die kleinen Fledermäuse brauchen alle zwei Stunden Nahrung. "Wenn Sie zehn Babys da haben, können Sie am Ende wieder mit der ersten Anfangen", sagt Eibl. Besonders dankbar ist sie daher auch ihrem Chef, der es zulässt, dass sie ihre Pfleglinge mit ins Büro bringt, um sie regelmäßig füttern zu können.
Doch was sollten Menschen tun, die ein Tier finden, das möglicherweise Hilfe braucht? "Jede Fledermaus, die Sie bei Tageslicht sehen, braucht Hilfe", sagt die Fledermaus-Pflegerin. "Sie muss nicht verletzt sein, vielleicht ist sie auch dehydriert." Wer ein Tier findet, solle es in einen einen Karton legen und zur Pflegestation bringen. Dabei sind einige Dinge zu beachten.
So sollten Menschen eine Fledermaus nicht mit bloßen Händen anfassen, sondern dafür ein Tuch oder Handschuhe verwenden. Denn wenn die Tiere zubeißen, können sie die Tollwut übertragen. Barbara Eibl, die die Tiere als Pflegerin doch häufiger anfassen muss, ist deshalb gegen die Krankheit geimpft. Wer eine Fledermaus in einem Karton zu ihr bringt, sollte in diesen ein Stück Küchenrolle tun, die mit etwas Wasser getränkt ist, um dem Tier die Möglichkeit zu geben, etwas zu trinken. Außerdem sollte der Karton ein paar Luftlöcher haben und zugeklebt sein.
Die Fledermaus-Klappe: Wenn die Pflegerin mal nicht daheim ist
Da Barbara Eibl berufstätig ist und sich – wie alle Fledermaus-Pflegerinnen und -Pfleger – nur ehrenamtlich um die Tiere kümmern kann, ist es in jedem Fall nötig, sie anzurufen und etwas zu vereinbaren, bevor man ein Tier vorbeibringt. Seit Anfang August hat sie dafür etwas Neues: Um nicht immer persönlich anwesend sein zu müssen, wenn jemand eine Fledermaus vorbeibringt, hat sie nun eine "Fledermaus-Klappe", also eine Kiste vor ihrem Haus, in der Finderinnen und Finder eine Schachtel mit einem Tier ablegen können.
Das sollte aber nicht mit einer Art Babyklappe verwechselt werden, in die man anonym ein Lebewesen hineinlegen kann. Denn regelmäßige Kontrollen der Kiste kann Eibl nicht garantieren. Schließlich kann eine ehrenamtliche Fledermaus-Pflegerin auch mal krank werden oder im Urlaub sein. Dann müssten Finderinnen und Finder die Tiere wohl oder übel zu einer anderen Pflegestation bringen – die nächsten sind in Forchheim und Scheinfeld.
Wenn Fledermäuse von Menschen das Fliegen lernen
"Wir können den Fledermäusen alles beibringen, nur nicht die Sprache", sagt Eibl darüber, was in den Pflegestationen bis zur Auswilderung passiert. So gibt es beispielsweise Flugzelte, in denen die Tiere in einem geschützten Raum das Fliegen lernen können. Nur wie Fledermäuse untereinander kommunizieren, müssen sie voneinander lernen. "Deswegen ist es gut, wenn man nicht nur Babys da hat." Dafür muss es sich auch nicht unbedingt um die gleiche Fledermausart handeln. "Sie verstehen sich untereinander. Das ist wie bei verschiedenen Dialekten."