
In den letzten Wochen zeigte der Polizeibericht für den Landkreis Haßberge eine deutliche Häufung von Einbrüchen. Vor allem im Maintal hatten es die bisher noch unbekannten Täter auf Gaststätten, Geschäfte und Vereinsheime abgesehen. Bedeutet das, dass bereits jetzt die Zeit der vermehrten Einbrüche losgeht, die üblicherweise im Herbst beginnt? Dem widerspricht Kurt Etzel, stellvertretender Leiter der Polizeidienststelle Haßfurt.
Mit den klassischen Dämmerungseinbrüchen habe das, was sich in der zweiten Augusthälfte in Knetzgau, Sand, Zeil und Gädheim abgespielt hat, recht wenig zu tun. Deren Saison beginnt erst im Oktober so richtig, sagen Etzel und sein Kollege Michael Guthart, stellvertretender Leiter der Ermittlungsgruppe. Im Gespräch mit der Redaktion erklären die beiden Polizeibeamten, wann die Gefahr solcher Einbrüche besonders groß ist und was die Polizei tut, um gegen solche Taten vorzugehen.
Es ist meist eine Sache von wenigen Minuten
Dämmerungseinbrüche ereignen sich üblicherweise in der Jahreszeit, in der es früh dunkel wird. "Es passiert zur üblichen Feierabendzeit", sagt Michael Guthart, also etwa zwischen 16 und 20 Uhr. Denn dann sind viele Menschen noch nicht zu Hause, außerdem ist noch Bewegung auf den Straßen – vom Paketboten über die Spaziergängerin bis hin zu eben jenen Menschen, die sich auf dem Heimweg von der Arbeit befinden. Somit fällt ein Einbrecher, der ein mögliches Ziel ausspähen möchte, kaum auf. Gerade im Schutz der Dunkelheit.
Der eigentliche Einbruch sei dann "eine Sache von drei bis fünf Minuten", sagt Kurt Etzel. Üblicherweise seien es "überörtliche Täter", die Tatorte lägen oft autobahnnah, was eine schnelle Flucht möglich macht. Das Ziel sind laut Polizeiangaben in der Regel Wohnhäuser. Geklaut werden vor allem kleine Wertsachen, die sich schnell und leicht mitnehmen lassen. So hätten es die Täter besonders auf Bargeld und hochwertigen Schmuck abgesehen, berichten Etzel und Guthart. "Einen Flachbildschirm werden sie wohl eher nicht mitnehmen", meint Etzel.

Der Schaden, der durch das Aufbrechen von Türen entsteht, liege üblicherweise zwischen 1000 und 1500 Euro. Und der Beuteschaden? "Das ist total unterschiedlich", sagen die beiden Polizisten, je nachdem, was eben in einer Wohnung zu finden ist.
Aber: "Für die Geschädigten ist der materielle Schaden oft gar nicht das Problem", betont Etzel. Viel schlimmer seien für sie oft die psychologischen Folgen. Dass jemand in ihren beschützten Bereich eingedrungen ist, könne dazu führen, dass Menschen sich dauerhaft nicht mehr sicher fühlen. Die Chancen, solche Taten im Nachhinein aufzuklären, stünden eher schlecht. "Es kommt vor allem darauf an, ob Spuren vorhanden sind."
Die Polizei plant Schwerpunktkontrollen
Und wie geht die Polizei im Vorfeld gegen derartige Einbrüche vor? "Schwerpunktkontrollen werden stattfinden", kündigt Kurt Etzel an. Diese sollen dann auch dienststellenübergreifend passieren. Termine, zu denen solche Kontrollen geplant sind, seien aber noch nicht festgelegt.
"Die Sicherheitswacht wird sensibilisiert", spricht Etzel eine weitere Maßnahme an. Die Ehrenamtlichen, die die Polizei bei einigen Aufgaben unterstützen und laut Website der bayerischen Polizei ein "Bindeglied zwischen Bevölkerung und Polizei" darstellen, sollen unter anderem Flyer verteilen. Dieses Infomaterial soll Bürgerinnen und Bürgern wichtige Tipps geben, wie sie sich vor Einbrüchen schützen können.
Und schließlich sollen in der Zeit der Dämmerungseinbrüche Polizeistreifen speziell für den Kampf gegen Einbrecher abgestellt werden. Die Streifen sollen dann nicht für andere Arten von Einsätzen herangezogen werden, um im Zweifelsfall schnell vor Ort zu sein und "im besten Fall einen Einbruch zu verhindern". So fasst Kurt Etzel zusammen: "Es ist für die Einbrecher und für uns immer das Gleiche: Die wollen rein, wir wollen es verhindern."
Allerdings seien Dämmerungseinbrüche im Bereich der Haßfurter Polizei ohnehin nicht allzu häufig: Die beiden Polizeibeamten sprechen von insgesamt rund zehn bis 15 Einbrüchen im Jahr, von denen es sich nur in sechs oder sieben Fällen um den klassischen Dämmerungseinbruch handle.
Weniger Einbrüche während der Pandemie
Dazu kommt, dass während der Corona-Pandemie die Menschen viel mehr Zeit zu Hause verbracht haben, was in der Region bei den Einbrüchen zu einem Rückgang um bis zu 50 Prozent geführt habe. Zwar seien die Corona-Regeln mittlerweile nicht mehr so streng wie in den vergangenen beiden Jahren, "aber es gibt bei den Einbrüchen noch keinen Anstieg", sagt Etzel.