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Wülflingen
Wenn der beste Freund des Menschen stirbt: Wie Tierbestatterin Stefanie Trum Haustiere auf dem letzten Weg begleitet
Seit 2008 betreibt Trum in Wülflingen das Tierbestattungsunternehmen "Chronos". Was sie dazu inspiriert hat – und warum sie ihren Beruf nicht traurig, sondern schön findet.
Seit 2008 arbeitet Stefanie Trum als Tierbestatterin in ihrem Unternehmen 'Chronos' in Wülflingen.
Foto: Johanna Heim | Seit 2008 arbeitet Stefanie Trum als Tierbestatterin in ihrem Unternehmen "Chronos" in Wülflingen.
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 15.07.2024 14:12 Uhr

Es ist ein ungewöhnlicher Beruf, den Stefanie Trum ausübt. Die 39-Jährige ist Tierbestatterin.  Ob Hamster, Schildkröten, Hunde, Katzen, Meerschweinchen oder Pferde – in ihrem Tierbestattungsunternehmen "Chronos" im Haßfurter Stadtteil Wülflingen geleitet sie verschiedenste Tiere zur letzten Ruhe.

Dabei hatte Trum gar nicht vor, Tierbestatterin zu werden. Die gelernte Floristin, die ursprünglich aus Weitramsdorf bei Coburg kommt, wollte nach dem Fachabitur eigentlich Forstwirtschaft studieren, berichtet sie im Gespräch mit der Redaktion. Doch dann starb ihre Chihuahuahündin Lady.

"Ich habe bereits mit 15 Jahren alleine gewohnt, meine Tiere waren also meine Familie", sagt Trum. Sie sei sich unsicher gewesen, wie es mit Lady weitergehen soll, erinnert sie sich. "Wenn ich meinen Hund jetzt hier begrabe, bleibe ich auch immer hier?" Trum entschied sich deshalb dafür, ihre Hündin bei einem Tierbestatter in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart) einäschern zu lassen.

Tierbestattung statt Forstwirtschaftsstudium

"Ich habe mir damals erzählen lassen, wie das überhaupt funktioniert. Und dachte dann: Das passt zu mir", berichtet sie. "Wie wenn mich der Beruf gefunden hätte." Statt für ein Forstwirtschaftsstudium entschloss sich Trum deshalb für ein Praktikum bei dem Tierbestatter, bei dem sie selbst mit ihrer Lady war.  Und 2008 machte sie sich in Wüflingen – der Liebe wegen zog sie hierher – selbstständig. 

Die damals 24-Jährige startete ihr Tier-Bestattungsunternehmen aus dem Keller des Hauses ihrer Schwiegeroma heraus. Das Kühlhaus, in dem Trum die Tiere verwahrte, war als Gartenhütte getarnt. Zu Beginn habe sie noch mit ihrem Berufskollegen zusammengearbeitet, dessen Unternehmen ebenfalls den Namen des griechischen Gottes der Zeit, "Chronos", getragen hat. "Marktheidenfeld ist aber nicht gerade um die Ecke, das hat also nicht so gut funktioniert", berichtet Trum und schmunzelt. Immerhin sind die beiden Orte knapp 80 Kilometer voneinander entfernt.  

Seit Juni arbeiten Stefanie Trum und ihr Team vom neuen Standort in der Wässernachstraße 29 aus.
Foto: Johanna Heim | Seit Juni arbeiten Stefanie Trum und ihr Team vom neuen Standort in der Wässernachstraße 29 aus.

Mit der Zeit wurden die Räumlichkeiten zu klein. Trum erweiterte, richtete in der Garage einen Beratungsraum ein. Gerade in der Corona-Zeit sei viel zu tun gewesen, berichtet die Chefin von "Chronos", die mit ihrem Team im Umkreis von 70 Kilometern tätig ist.  "Ich glaube, dass sich der Stellenwert vom Haustier verbessert hat", ist sie überzeugt. Der Hund sei nicht mehr nur zum Bewachen des Hofes da, die Katze nicht mehr nur zum Mäuse fangen. Für viele Menschen sei das Tier heute ein Familienmitglied.

Seit Juni in neuem Gebäude in der Wässernachstraße tätig

Auch nach der Erweiterung reichte der Platz für sie und ihr Team nicht mehr aus. "Wir wussten, das ist nichts auf Dauer und haben deshalb ein anderes Haus gesucht." Seit Juni arbeiten die Tierbestatterin und ihre neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun vom neuen, größeren Standort in der Wässernachstraße 29 aus, empfangen hier Haustierbesitzerinnen und -besitzer, bieten nach Termin Beratungsgespräche an.

Trum fragt nach, ob das Haustier, wenn es so weit ist, gebracht wird, oder ob sie es von Zuhause – oder vom Tierarzt – abholen sollen. Sobald das Tier bei "Chronos" ist, wird es in einer Transportbox im Kühlhaus untergebracht. Im Gespräch gehe es beispielsweise auch darum, ob die Haustierbesitzerinnen und -besitzer eine Urne für ihr Tier möchten, und falls ja, welche.

Einzelkremierung und Gemeinschaftseinäscherung möglich

Soll es eine glasierte, bemalte oder dekorierte Schmuckurne werden, die man sich ganz klassisch auf den Kamin, das Fensterbrett oder ins Regal stellen kann? Oder doch die unglasierte Variante, die im Garten begraben werden kann und sich im Laufe der Zeit zersetzt? Auch die Art der Kremierung werde besprochen.

Wer mag, der kann nicht nur eine Urne, sondern auch einen Bilderrahmen wählen. Vorne wird ein Foto des verstorbenen Haustieres eingesetzt, im hinteren Teil wird die Asche verwahrt.
Foto: Johanna Heim | Wer mag, der kann nicht nur eine Urne, sondern auch einen Bilderrahmen wählen. Vorne wird ein Foto des verstorbenen Haustieres eingesetzt, im hinteren Teil wird die Asche verwahrt.

"Hier gibt es ebenfalls zwei Möglichkeiten", macht Trum klar. Eine Einzeleinäscherung, bei der die Besitzer die komplette Asche zurückbekommen. Oder eine Gemeinschaftseinäscherung, bei der das Tier mit wenigen weiteren Tieren kremiert wird. "Die Asche wird dann in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt", erklärt Trum.

Das Tierkrematiorium "Dank & Treu", das Trum und ihr Team einmal die Woche aufsuchen, um die verstorbenen Haustiere zur Kremierung zu bringen und die Asche bereits kremierter Tiere wieder abzuholen, ist in Schwäbisch Hall. Hier in der Nähe befinde sich das Gemeinschaftsgrab. Es gebe auch die Möglichkeit, direkt im Krematorium einen Termin auszumachen und hinzufahren. "Ich empfehle es nicht unbedingt, dass die Leute mit ins Krematorium gehen. Ich finde es emotional brutal", sagt Trum.

Ein bisschen Zeit verstreichen lassen tue gut

"Gerade verabschiede ich mich noch von meinem Tier, streichle das weiche Fell, schaue es noch einmal an, so wie ich es gekannt habe", erklärt sie. "Und zwei Stunden später habe ich einen Beutel voll Asche." Da sei es ganz gut, wenn zwischen der Abgabe des Tieres und der Abholung der Asche ein bisschen Zeit vergeht.

Wer möchte, der kann sein Haustier auch im Gemeinschaftsgrab neben dem Tierkrematorium in Schwäbisch Hall beisetzen lassen.
Foto: Johanna Heim | Wer möchte, der kann sein Haustier auch im Gemeinschaftsgrab neben dem Tierkrematorium in Schwäbisch Hall beisetzen lassen.

Freilich müssen Haustierbesitzerinnen und -besitzer ihr Tier nicht zwingend einäschern lassen – sondern können es nach seinem Tod auch vom Tierarzt entsorgen lassen. Oder im eigenen Garten vergraben. Wie das Landratsamt Haßberge auf seiner Homepage mitteilt, ist das Vergraben allerdings nur auf der von der Behörde genehmigten Plätzen erlaubt. Beispielsweise auf dem eigenen Grundstück, sofern dieses nicht in unmittelbarer Nähe zu öffentlichen Plätzen und nicht im Gewässerschutzgebiet liegt. Trum rät hier, bei der zuständigen Gemeinde oder Stadt nachzufragen, was konkret erlaubt ist und worauf die Tierliebhaber beim Begräbnis achten müssen.

"Oder man fragt beim nächsten Tierfriedhof nach, bei uns um die Ecke gibt es da aber nichts", so die Tierbestatterin. In Coburg gebe es einen Waldfriedhof für Tiere, in Lichtenfels befinde sich der Tierfriedhof neben dem Tierheim. In Münnerstadt, im Landkreis Bad Kissingen, gebe es noch den Tierfriedhof des Tierheims Wanningsmühle, doch der sei schon recht voll. Je nach Betreiber fallen hier unterschiedliche Pachtgebühren für das Tiergrab an.

Sondergenehmigung für die Kremierung von Pferden nötig

Rund 350 Euro koste bei Trum beispielsweise die Bestattung eines mittelgroßen Hundes. Der Preis variiere aber, je nachdem, ob und welche Urne sich das Herrchen oder Frauchen aussucht. Welche Urnengröße nötig ist, hänge nicht nur davon ab, wie schwer das Haustier war - sondern beispielsweise auch davon, ob es muskulös oder gar ein bisschen speckig war. Und auch auf das Alter des Tieres komme es an.  "Mit dem Alter nimmt die Knochendichte ab", erklärt Trum.

Die Kosten für die Bestattung eines Pferdes lägen bei rund 3000 bis 3500 Euro. Denn die sei deutlich aufwändiger. Für die Kremierung eines Pferdes müsse Trum beim zuständigen Veterinäramt eine Sondergenehmigung einholen. "Das Tier wird dann direkt abgeholt und ins Krematorium gefahren", erklärt sie. 

"Viele sagen: Mensch, das ist ja ein total trauriger Beruf", sagt Trum. Sie selbst sei ganz anderer Ansicht – und finde den Beruf schön. Sie lerne viele Schicksale kennen, bekomme Dankbarkeit von ihren Kundinnen und Kunden zurück und Vertrauen geschenkt.  

Neben unglasierten, biologisch abbaubaren Urnen gibt es auch bemalte Schmuckurnen.
Foto: Johanna Heim | Neben unglasierten, biologisch abbaubaren Urnen gibt es auch bemalte Schmuckurnen.

"Für mich ist es nicht traurig, wenn ich das tote Tier abhole", erklärt sie. "Das ist friedfertig." Weil Trum weiß, dass sie mit dem Tier den allerletzten Weg geht. "Und weil mir die Leute ein Tier anvertrauen, das für sie ein großer Teil ihres Lebens war."

 
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