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Bamberg
Wende im Missbrauchsprozess: Angeklagter gibt Großteil der Vorwürfe zu
Der pensionierte Polizeibeamte hat am vierten Verhandlungstag einen Großteil der Vorwürfe zugegeben. Das schwer traumatisierte Mädchen muss deshalb nicht mehr aussagen.
Im Missbrauchsprozess gibt es eine Wende. Der Angeklagte hat einen Großteil der Vorwürfe zugegeben  (Archivbild).
Foto: Julien Becker, dpa | Im Missbrauchsprozess gibt es eine Wende. Der Angeklagte hat einen Großteil der Vorwürfe zugegeben  (Archivbild).
Redaktion
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:32 Uhr

Am Landgericht Bamberg muss sich derzeit ein pensionierter Polizist verantworten, dem vorgeworfen wird, seine Enkelin sexuell missbraucht zu haben. Auf einen Deal, den ihm die Staatsanwaltschaft am dritten Verhandlungstag angeboten hatte, ging er nicht ein. 

Am vierten Verhandlungstag wurde dann erneut hinter verschlossenen Türen verhandelt. Nach mehr als zwei Stunden kann man auf dem Flur des Justizpalastes einem erleichterten Jürgen Scholl begegnen. Der Rechtsanwalt aus Schweinfurt vertritt die Enkelin des Angeklagten.

Das Mädchen muss nicht mehr befragt werden

Das Rechtsgespräch hat am vierten Verhandlungstag doch noch zu einem Deal geführt. Damit ist die für den nächsten Verhandlungstag angesetzte Befragung des Mädchens vom Tisch. "Wir sind erleichtert, dass sie nicht aussagen muss und der Angeklagte endlich Verantwortung übernommen hat", so Scholl.

Diese Wendung hat zur Folge, dass die über einstündige Aussage des Mädchens bei der Kriminalpolizei Schweinfurt vor einem halben Jahr von der Vorsitzenden Richterin Marion Schmidt verlesen werden kann. Ohne, dass das Mädchen die Details noch einmal im Zeugenstand schildern und sich weiteren Fragen stellen muss.

Maximal sechseinhalb Jahre Freiheitsstrafe für den Angeklagten

Auch der Angeklagte profitiert von dem Deal, der sich "Verständigung" nennt. Er weiß nun, dass er maximal sechseinhalb Jahre Freiheitsstrafe bekommen wird. Zudem ermöglicht ihm das Geständnis eine Sexualtherapie hinter Gittern. 

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit gibt der pensionierte Polizist drei Fälle des besonders schweren sexuellen Missbrauchs zu. "Für mich war das Geständnis glaubhaft, auch wenn es mich emotional nicht erreicht hat", so Scholl. Allerdings macht der Rechtsanwalt auch klar, dass kein Geständnis dieser Welt den angerichteten Schaden wiedergutmachen werde.

Urteil fällt vermutlich am 18. Dezember

Auch nicht die 10.000 Euro Schmerzensgeld, die der Angeklagte als Teil des Deals angeboten hat. "Das Geld ist nicht das, was uns beschäftigt", so Scholl. Dem Mädchen gehe es darum, dass man ihr glaube, und dass ihr Peiniger Verantwortung übernähme. "Es ist ein schlimmer, doppelter Vertrauensbruch, der hier stattgefunden hat. Zum einen, weil der Angeklagte der Großvater ist, und zum anderen, weil er Polizeibeamter war." Mit dem Urteil ist am 18. Dezember zu rechnen. 

 
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