
Angst vor großen Maschinen? Hatte Theresa Markert noch nie. Lachend steigt die junge Frau mit den hellblonden Haaren auf den Bagger, um ihn zur nächsten Einsatzstelle zu bringen. 23 Jahre ist Theresa jetzt alt, gerade hat sie den dritten Berufsabschluss in der Tasche und in einigen Tagen wird sie ihren ersten Auszubildenden begrüßen. Sie führt zusammen mit ihrem Bruder die Markert Transport GmbH in Tretzendorf in Oberaurach.
Girls Day? "Nein, da habe ich als Schülerin nie mitgemacht, für mich war eigentlich von klein an klar, dass ich mich beruflich auf Baustellen bewegen werde", erzählt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Mit der Firma vom Opa, einem Transport-Unternehmen, das später vom Onkel weitergeführt wurde, ist Theresa groß geworden. Warum sie dann nach dem Abschluss an der Georg-Göpfert-Mittelschule in Eltmann erstmal als Industrie-Mechanikerin lernte, weiß sie heute eigentlich nicht mehr genau.
Erste Ausbildung bei Bosch in Bamberg
Bei Bosch in Bamberg genoss sie eine fundierte Ausbildung, die sie aufgrund ihrer guten Leistungen auf drei Jahre verkürzen konnte. "Das war mir dann aber zu wenig Abwechslung in der Industrie", sagt sie, die gleich mit 18 den Lkw-Führerschein gemacht hatte und schon während der Ausbildung daheim mitarbeitete. Ihr älterer Bruder Daniel hatte sich damals schon mit einer Erdbaufirma selbstständig gemacht. So stieg sie nach dem Abschluss bei ihm ein, die nächste Lehrstelle aber schon im Blick: In Bamberg absolvierte sie eine Ausbildung zur Bauzeichnerin mit dem Schwerpunkt Tief- und Straßenbau – wieder verkürzt in zwei Jahren. Dieser Abschluss und ihre mittlerweile erworbene praktische Berufserfahrung sorgten dafür, dass sie von der Handwerkskammer für die Weiterbildung zum Straßenbaumeister zugelassen wurde. Die notwendige Zulassungsprüfung meisterte sie ohne Probleme.
Meisterschule unter Corona-Bedingungen
Ein Jahr lang absolvierte sie in Vollzeit die Meisterschule – im ersten Halbjahr ausschließlich online. Das hat natürlich viel Fahrtzeit nach Würzburg und zurück gespart", sieht sie das Homeschooling von der praktischen Seite. Dann doch noch die Mitschüler – und eine Mitschülerin – direkt kennenzulernen sei im zweiten Halbjahr aber auch sehr angenehm gewesen.
Richtig in sich hatte es die Abschlussprüfung, die sich über neun Tage und die unterschiedlichsten Teilbereiche ihres Berufsbildes erstreckte. Die praktische Prüfung, bei der nach einer Planzeichnung eine Pflasterfläche aus Natursteinen angelegt werden musste, war auch körperlich eine Herausforderung. Dennoch sei der Beruf sowohl der Lkw-Fahrerin als auch der Straßenbauerin auch als Frau gut zu leisten, sagt die sportliche junge Frau, die mit 1,70 Metern auch nicht gerade zu den Kleinen zählt. "Vieles ist heute maschinenunterstützt, was früher nur mit viel Kraft zu machen war – und im Notfall gibt es ja immer auch männliche Mitarbeiter", sagt sie lächelnd. Angst vor dem Anpacken hat sie jedenfalls nicht und zimperlich ist sie auch nicht – das Energiebündel geht nach der Arbeit gerne noch joggen, um sich für ihre Einsätze in der Damenfußballmannschaft in Roßstadt fit zu halten.
Seit zehn Jahren die ersten Frauen im Meisterkurs
Im Meisterkurs waren sie und ihre Kollegin die ersten Frauen seit zehn Jahren. Und auch sonst sind Frauen auf großen Lastern oder Baggern immer noch eine Seltenheit. Aber dennoch gehe man ganz normal mit ihr um, egal ob sie gerade Kabelgräben für die Breitbanderschließung in ihrer Heimatgemeinde baggert oder tonnenschwere Sandsteine aus einem Steinbruch holt. So wie Theresa Markert mit ihren großen Maschinen umgeht, kommt erst gar kein Zweifel daran auf, ob sie diesen auch gewachsen ist. "Manchmal sagt mir ein Beifahrer, dass da jetzt einer ganz verblüfft geschaut hat, weil ich den großen Lkw fahre. Selber bekomme ich das eigentlich nicht mit."
Nur am Telefon, da kam es schon vor, dass ein Firmenchef meinte, der Fahrer solle ihn doch bitte direkt anrufen und nicht die Disponentin. "Der hat dann schon ein bisschen geschaut, als ich ihm seinen neuen Bagger auf den Hof gefahren habe", grinst sie. "Ich kann Mädchen nur ermutigen, sich auch die sogenannten Männerberufe näher anzuschauen", erzählt sie. Weder in der Industrie noch auf dem Bau habe sie sich bisher im Nachteil gesehen. Schließlich hat sie auch schon in jungen Jahren bei der Jugendfeuerwehr in Trossenfurt-Tretzendorf mitgemacht, bei der die Mädchen ziemlich stark vertreten waren und noch sind. Das ist für sie Gleichberechtigung: nicht lange reden – machen.
Als Ausbilderin bei Girls Day dabei
In ihrem Unternehmen legt sie großen Wert auf einen kameradschaftlichen Umgang und auch im gesellschaftlichen Miteinander sind sie und ihr Bruder immer wieder zur Stelle, wenn es um einen guten Zweck geht. Theresa Markert wird jetzt dann wohl doch noch am Girls Day teilnehmen: als Arbeitgeberin, die gerne Schülerinnen motivieren möchte, sich auch mal mit den Bauberufen vertraut zu machen.