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Eltmann
Warum Eltmann seine Kinder in Containern unterbringt
In der Wallburgstadt gibt es mehr Buben und Mädchen als Plätze im Kindergarten. Da musste seine schnelle Lösung her. Die ist provisorisch und dauerhaft zugleich. Warum?
Innerhalb weniger Stunden waren die sieben Container-Module auf das Fundament gestellt und verbunden. Hier schwebt gerade der Mittelteil des Gruppenraumes ein (ganz links die Sanitärräume, daneben der Eingangsbereich, der noch ein Vordach erhält, dann Gruppen- und Schlafraum). 
Foto: Daniel Purkert/Stadt Eltmann | Innerhalb weniger Stunden waren die sieben Container-Module auf das Fundament gestellt und verbunden. Hier schwebt gerade der Mittelteil des Gruppenraumes ein (ganz links die Sanitärräume, daneben der ...
Sabine Weinbeer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:11 Uhr

Kindergartenplanung – dieses Stichwort treibt nicht wenigen Kommunalpolitikern Schweißperlen auf die Stirn, denn Planung wird in diesem Bereich immer schwieriger, immer dynamischer. Ein Grund dafür ist der Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung ab dem Ende des ersten Lebensjahres, dazu kommen aktuell hohe Geburtenraten, die vor wenigen Jahren noch als illusorisch gegolten hätten. Diese Entwicklung treibt auch die Stadt Eltmann, die derzeit einen kompletten Neubau plant, voran. Bis dahin aber werden verschiedene Raumreserven nutzt. Eine davon ist eine Container-Anlage, die in dieser Woche bezogen werden kann.

Bürgermeister Michael Ziegler, Ann-Kathrin Löhr, die Leterin der städtischen Kindertagesstätte "Regenbogen", und Mario Pfister vom städtischen Bauamt trafen sich während des Aufbaus der Möbel in der neuen Krippen-Gruppe, um letzte Details zu besprechen. Ab Montag werden hier die Krippenkinder der blauen Gruppe betreut werden. Sieben Container-Module wurden vor knapp zwei Wochen auf die Fundamente gestellt – für die Kinder der Tagesstätte war das ein sehr spannender Tag, sie waren kaum noch aus dem Garten zu bekommen, als der Kran die Container einschweben ließ.

Während die Möbel aufgebaut wurden, besprachen die Leiterin der Städtischen Kindertagesstätte Regenbogen Ann-Kathrin Löhr, Bürgermeister Michael Ziegler und der städtische Techniker Mario Pfister die letzten Details für die Einrichtung der provisorischen Kinderkrippe für die nächsten beiden Jahre. 
Foto: Sabine Weinbeer | Während die Möbel aufgebaut wurden, besprachen die Leiterin der Städtischen Kindertagesstätte Regenbogen Ann-Kathrin Löhr, Bürgermeister Michael Ziegler und der städtische Techniker Mario Pfister die letzten Details ...

Weil ein Neubau nicht von einem auf das nächste Jahr herzustellen ist, ergriff Eltmann zunächst Sofortmaßnahmen. Die Vorschüler zogen in Räume an der Grundschule, eine neue Krippengruppe richtete sich im Bewegungsraum ein. "Der Bewegungsraum hat uns natürlich gerade im Winter gefehlt", so die Leiterin des Städtischen Kindergartens Ann-Kathrin Löhr, "umso großer ist die Freude, dass jetzt die neuen Gruppenräume bezogen werden können". 110 Kinder besuchen derzeit die Kindertagesstätte.

Immer sattes Grün dank Kunstrasen 

Von außen stehen da auf dem früheren Parkplatz neben dem historischen Kindergartengebäude die typischen hellgrauen Container. Davor liegt einladender Kunstrasen, auch der Sandkasten ist schon aufgebaut. Anderes "Garten-Mobiliar" folgt noch.

Wer seinen Fuß in das Gebilde setzt, merkt nichts mehr von "Container". Links vom Eingang befindet sich die Kleinkind-Toiletten und ein XXL-Wickeltisch mit integriertem Waschbecken – wie das eben so Standard ist in einer Kinderkrippe. Rechts rum geht es in den Gruppenraum, wo gerade die Küchenzeile aufgebaut wird.

Bald werden sich hier die Krippenkinder tummeln. 
Foto: Sabine Weinbeer | Bald werden sich hier die Krippenkinder tummeln. 

Ann-Kathrin Löhrs Blick geht zur Decke mit den Schallschutz-Platten. Das werden die Erzieherinnen der blauen Gruppe sehr schätzen, denn der Lärmpegel war im Ausweichquartier deutlich höher. "Wir erfüllen hier alle Standards von Heizung bis Klimaanlage", erklären Bürgermeister Michael Ziegler und Mario Pfister. Weil sich in einer Kinderkrippe viel auf dem Boden abspielt, legten sie auf die Isolierung nach unten besonderer Wert.

Genehmigungsverfahren wie für einen Massivbau

Die Stadt Eltmann hat die sieben Container-Elemente gekauft und dafür ein Baugenehmigungsverfahren durchlaufen wie für einen massiven Neubau auch. "Hochwasserfreies Fundament, Kanal- und Wasseranschluss – alles wie immer", so Mario Pfister. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten ging es dann sehr schnell. Vier Wochen vergingen vom Bau des Fundaments bis zur Inneneinrichtung und vom Charakter des bisherigen Parkplatzes ist nichts mehr übrig.

Durch die Fenster des Schlafraumes blickt man auf den Main, vom Gruppenraum geht die Sicht in den Spielgarten und auf das Kindergartengebäude. 125 000 Euro hat das Ganze gekostet – einschließlich der Einrichtung, die natürlich später weiter verwendet wird. "Ein Leasing über einen so langen Zeitraum hätte mindestens genauso viel gekostet", so Bürgermeister Michael Ziegler. Erstmal läuft die Genehmigung für das Ausweichquartier zwei  Jahre lang. Ob dann der Neubau schon steht, das kann Michael Ziegler nicht garantieren.

"Ein Leasing hätte mindestens genauso viel gekostet"
Michael Ziegler, Bürgermeister der Stadt Eltmann

"Wir gehen jetzt umgehend an die Detailplanung", erklärt er. Mit "Wir" meint er Vertreter der Stadt und des Stadtrates ebenso wie Vertreter des Kindergartens. Ein dreigruppiger Kindergarten soll an der Steigerwaldstraße entstehen. Das ist dann der fünfte Kindergarten in Eltmann. Bisher gibt es die Städtischen Kindertagesstätten Eltmann und Weisbrunn, außerdem die beiden caritativen Kindertagesstätten in Limbach und bei der Kinder- und Jugendhilfe St. Josef in Eltmann.

"Wir werden diese neuen Plätze auch auf längere Sicht benötigen", ist Michael Ziegler sicher, dass sich die Geburtenraten in Eltmann in etwa auf dem jetzigen Niveau stabilisieren werden. Zudem nehmen Eltern immer früher die Betreuung in Anspruch.

Deutliche Veränderungen im Lauf der vergangenen Jahre

Die Situation der Kinderbetreuung hat sich in den vergangenen 20 Jahren massiv verändert. Ende der 90-er Jahre gab der Landkreis Haßberge erstmals ein Gutachten in Auftrag, das unter anderem eine Datenbasis und Prognose für die Planung der Kindertagesstätten bieten sollte. Da haben viele Bürgermeister kräftig geschluckt.

Direkt im Anschluss an den Außenbereich des bestehenden Kindergartens schließt sich der Spielbereich der neuen Kinderkrippe an. Der Eingang in das Container-Gebäude befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite. 
Foto: Sabine Weinbeer  | Direkt im Anschluss an den Außenbereich des bestehenden Kindergartens schließt sich der Spielbereich der neuen Kinderkrippe an. Der Eingang in das Container-Gebäude befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite. 

"Für Oberaurach war da prognostiziert, dass wir in einigen Jahren einen unserer drei Kindergärten komplett dicht machen müssen", erinnert sich Michael Zieglers Nachbar-Bürgermeister Thomas Sechser. Es gab dann tatsächlich Jahre, in denen beispielsweise der Kindergarten in Oberschleichach nur in der bestehenden Größe und mit dem angestammten Personal gehalten werden konnte, weil dort auch eine Schulkind-Betreuung angeboten wurde. Inzwischen wird auch in Oberaurach über einen Neubau gesprochen, denn die Nachfrage vor allem nach Krippenplätzen steigt rasant. Drei Standorte mit jeweils zwei Regel- und einer Krippengruppe in Kirchaich und Oberschleichach und einer Regel- und einer Krippengruppe in Tretzendorf gibt es, alle drei sind voll ausgebucht, manche Eltern können ihren Wunschtermin nicht erhalten.

Kinder werden immer früher betreut

Die Vorlaufzeit für die Kindergarten-Bedarfsplanung war früher drei Jahre, jetzt kommen auch schon Kinder vor dem ersten Geburtstag in die Krippe. Noch 2002 ergab eine Elternumfrage im Landkreis, dass drei Viertel der Eltern ihre Kinder mit drei Jahren in den Kindergarten geben wollen, heute ist es eigentlich die Regel, dass Kinder spätestens zwischen zwei und zweieinhalb in die Kindertagesstätte gehen.

Um diesen Bedarf decken zu können, sind die Kommunen gemeinsam mit den Trägern seit Jahren fast laufend mit Bauplanungen beschäftigt. Zunächst wurden die ersten Krippengruppen oft noch im Bestand eingerichtet, jetzt laufen die Erweiterungen. Sand hat beispielsweise gerade zwei Krippengruppen neu gebaut.

In Rauhenebrach ist Bürgermeister Matthias Bäuerlein relativ gelassen. Hier wurde gerade die Generalsanierung des Kindergartens Untersteinbach abgeschlossen, eine Krippengruppe wurde vor einigen Jahren neu angebaut; auch in Prölsdorf wurde investiert und in Geusfeld läuft eine Gruppe als "Landkindergarten". Seit der Generalsanierung in Untersteinbach hat Rauhenebrach eine Raumreserve. Die beiden Kindergartengruppen waren an die Schule ausgelagert. Dort wurden die heute nicht mehr benötigten Naturwissenschaftsräume der früheren Mittelschule umgebaut. "Die können wir jederzeit reaktivieren, wenn die Kinderzahlen steigen" – was sich Bürgermeister natürlich immer wünschen, ganz egal, welche Konsequenzen das in der Kindergartenplanung nach sich zieht.

 
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