zurück
Ebern
Von Ebern bis nach Istanbul: Warum drei Freunde 3200 Kilometer mit dem Rad zurücklegen wollen
Drei junge Männer aus dem Landkreis Haßberge wollen sich in 50 Etappen bis an den Bosporus durchschlagen. Dabei geht es ihnen nicht nur um das Abenteuer.
Die Freunde (von links) Leo Ruppert, Elias Lutter und Bastian Ziegler wollen gemeinsam mit ihrer Fahrradtour Spenden für den Regenwald in Peru sammeln.
Foto: Lorenz Thomas | Die Freunde (von links) Leo Ruppert, Elias Lutter und Bastian Ziegler wollen gemeinsam mit ihrer Fahrradtour Spenden für den Regenwald in Peru sammeln.
Lorenz Thomas
 |  aktualisiert: 07.04.2024 02:37 Uhr

Eine entspannte Fahrradtour, etwa entlang des Mains, das haben an den Osterfeiertagen viele Menschen im Landkreis unternommen. Ob 20 oder 40 Kilometer – am Ende freute sich wohl jeder, zu Hause anzukommen und sich den Bequemlichkeiten der eigenen vier Wände hinzugeben. Was aber, wenn nach 40 Kilometern nicht Schluss ist, sondern erst nach 3200 Kilometern? Und wenn am Abend nicht das warme Bett, sondern Zelt, Isomatte und Schlafsack warten?

Genau das haben Leo Ruppert (21), Elias Lutter (22) und Bastian Ziegler (23) aus Ebern vor. Die drei Freunde wollen von ihrer Heimatstadt aus über Athen bis nach Istanbul radeln. Auf ihrer selbsternannten "Chaotentour" wagen sie sich aber nicht nur in ein Abenteuer, sondern wollen gleichzeitig etwas Gutes bewirken: dem Regenwald helfen. Wie genau das alles funktionieren soll, haben die drei vor dem Start ihrer Tour am 2. April dieser Redaktion erzählt.

Tagsüber auf dem Rad, nachts im Zelt

Der Plan der Eberner Jungs klingt so simpel wie aufregend: Über Deutschland, Österreich, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Albanien soll es bis in die griechische Hauptstadt Athen gehen. Von dort wollen sie mit der Fähre nach Izmir in die Türkei übersetzen, um schließlich das große Ziel Istanbul zu erreichen. Insgesamt werden sie circa 3200 Kilometer und über 32000 Höhenmeter auf dem Fahrrad zurücklegen. Die Strecke wollen Leo Ruppert, Elias Lutter und Bastian Ziegler in 50 Etappen bewältigen. Schlafen wollen sie, wo immer sich ein Zelt aufschlagen lässt, gelegentlich auch in Hostels. "Urlaub eben", wie sie selbst mit einem Lächeln sagen.

Die Gravelbikes, eine Mischung aus Renn- und Cyclocrossrad, werden mit der gesamten Ausrüstung zwischen 32 und 38 Kilogramm wiegen. Neben zwei Sätzen an Fahrrad- und normalen Klamotten sind auch Ersatzteile wie Fahrradschläuche, Bremsbeläge und Kettenöl mit dabei.
Foto: Lorenz Thomas | Die Gravelbikes, eine Mischung aus Renn- und Cyclocrossrad, werden mit der gesamten Ausrüstung zwischen 32 und 38 Kilogramm wiegen.

Die Idee, mit dem Fahrrad bis nach Istanbul zu fahren, hat eine längere Vorgeschichte. Kennengelernt haben sich die drei sich in der Schulzeit auf dem Gymnasium in Ebern. Seitdem verbindet sie eine tiefe Freundschaft. Bereits 2021 haben sie eine Radtour nach Amsterdam unternommen. "Wir mögen einfach Abenteuerurlaube", sagt Bastian Ziegler, der in Bamberg angewandte Informatik studiert.

Die Amsterdamtour hat die drei angefixt. "Bikepacking ist die beste Art zu Reisen, man kommt schneller voran als zu Fuß, ist aber langsam genug, um alles um sich herum mitzubekommen", erklärt Schreinergeselle Leo Ruppert. "Bikepacking" beschreibt eine spezielle Art des Radreisens, bei der sich der "Bikepacker" selbst versorgt, draußen übernachtet und nicht nur auf befestigten Straßen unterwegs ist. 2022 folgte eine große Tour über Frankreich und Spanien bis nach Marokko. Damals waren sie insgesamt 50 Tage unterwegs. Nach ihrer Deutschlandrückkehr planten die drei Freunde direkt die nächste Fahrradreise.

Mehr als eine einfache Reise mit dem Fahrrad

Doch mit ihrer anstehenden Tour, über die sie täglich auf dem Instagramkanal "chaotentour" berichten, wollen die drei Freunde nun mehr erreichen: Der Plan ist es, mit dem Projekt Spenden für den gemeinnützigen Verein "Frederic – Hilfe für Peru" zu sammeln. "Wir sind den ganzen Tag draußen unterwegs und wollen der Natur etwas zurückgeben", erklärt Zimmermannsgeselle Elias Lutter. "Auf unserer Tour nach Marokko lernten wir Leute kennen, die eine Spendenaktion am Laufen hatten". So sei ihnen der Gedanke gekommen, dies auch zu tun.

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Das Spendenziel war schnell ausfindig gemacht, denn Leo Ruppert war bereits selbst zwei Monate für den Verein in Peru tätig. Der Verein "Frederic" aus Nüdlingen steht unter dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" und ist mit Ehrenamtlichen im Urubambatal tätig. Nach eigenen Angaben setzt er vor allem auf Wissenstransfer, beispielsweise durch Schul- und Erwachsenenbildung oder die Ausbildung von Bauern in nachhaltigen Landwirtschaftstechniken. Durch den Kauf von Grundstücken und Aufforstungsprojekten soll der dortige Regenwald geschützt werden. Die Spenden werden über die Plattform "GoFundMe" gesammelt und gehen direkt an den Verein.

Das Trio startet die Reise am 2. April. "Realistisch gesehen werden wir wohl 70 Tage unterwegs sein", meint Bastian Ziegler. "Nach fünf bis sechs Tagen auf dem Rad wollen wir einen Tag Pause einlegen." "Wir haben ja keinen Stress und es soll ein Urlaubsvibe erhalten bleiben", ergänzt Elias Lutter. Am Tag wollen sie 70 bis 80 Kilometer zurücklegen, je nach Gegebenheit der Strecke.

"Wenn man morgens aufwacht, fühlen sich die Beine manchmal wie Betonklötze an."
Bastian Ziegler, Radreisender

Der Tagesablauf ist dabei ähnlich: Am Vormittag planen sie, möglichst viele Kilometer zurücklegen. Gegen Mittag wird nach einem Supermarkt oder ähnlichem Ausschau gehalten. Dort kaufen sie Proviant für den restlichen Tag und legen eine längere Pause ein. Gegen Abend wird dann nach einem geeigneten Schlafplatz gesucht. "Nach unseren Erfahrungen aus der ersten Tour findet sich immer ein passender Ort, um die Zelte aufzustellen", sagt Leo Ruppert. Zu Problemen sei es dabei nie gekommen, die Menschen seien immer hilfsbereit gewesen.

Den Start der Tour können sie kaum erwarten, auch wenn die ersten Tage wohl anstrengend werden. "Der Körper muss sich erstmal an die Belastung gewöhnen", erklärt Bastian Ziegler. Einen richtigen Muskelkater hätten sie auf ihrer ersten Tour nie gehabt, vielmehr eine Muskelerschöpfung. "Wenn man morgens aufwacht, fühlen sich die Beine manchmal wie Betonklötze an", sagt der Student weiter. Trotz der Strapazen freuen sich die drei auf die Reise. Frei nach dem Motto: "Der Weg ist das Ziel". Oder wie Elias Lutter es ausdrückt: "Wenn du angekommen bist, ist es halt einfach vorbei".

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Ebern
Lorenz Thomas
Bosporus
Fahrräder
Freunde
Instagram-Inhalte
Radreisen
Spendenaktionen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top