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Kreis Haßberge
Vom Rathaus in den Ruhestand
Drei Bürgermeister aus dem Landkreis kandidieren nicht mehr zur Wiederwahl. Wie blicken sie auf ihre Amtszeit zurück und was haben sie mit der gewonnenen Freizeit vor?
Erst mal ab in den Urlaub: Drei Bürgermeister aus dem Landkreis Haßberge verabschieden sich und treten nicht mehr zur Wiederwahl an.
Foto: Julian Stratenschulte | Erst mal ab in den Urlaub: Drei Bürgermeister aus dem Landkreis Haßberge verabschieden sich und treten nicht mehr zur Wiederwahl an.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:37 Uhr

Während am 15. März in Bayern viele andere Bürgermeister um die Wiederwahl kämpfen, können sich Gertrud Bühl (FW, Breitbrunn), Walter Ziegler (BNL, Ebelsbach) und Willi Sendelbeck (SPD, Rentweinsdorf) entspannt zurücklehnen: Die drei treten nicht mehr an, ihre Amtszeit endet am 30. April.

"Ich weiß nicht, wo die 18 Jahre hingekommen sind", sagt Ziegler, der 2002 ins Amt kam. Die Periode als Bürgermeister bezeichnet er als "beste Zeit von meinem Berufsleben". Vor seiner Wahl arbeitete der Ebelsbacher als Ingenieur für Vermessungstechnik.

Für diesen Artikel hat die Redaktion die Bürgermeister um Bilder gebeten, die zeigen, wie sie selbst in Erinnerung bleiben möchten. Walter Ziegler entschied sich für ein Porträt, das Zen Aldeen Mahoud von ihm gemalt hat. Der Künstler ist ein syrischer Flüchtling, der eineinhalb Jahre lang im Schloss Gleisenau lebte.
Foto: Zen Aldeen Mahoud | Für diesen Artikel hat die Redaktion die Bürgermeister um Bilder gebeten, die zeigen, wie sie selbst in Erinnerung bleiben möchten.

Als einen besonderen Höhepunkt seiner Amtszeit sieht Ziegler die 1200-Jahr-Feierlichkeiten. Das Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes feierten die Ebelsbacher mit einem ganzen Festjahr, das sich von 2003 bis 2004 erstreckte. In diesem Rahmen gründete sich auch der Heimatgeschichtliche Arbeitskreis und brachte eine Chronik heraus, die Ziegler mit einigem Stolz als "bleibendes, von allen Seiten anerkanntes Werk der Ortsgeschichte" bezeichnet.

Als einen der schlimmsten Momente seiner Amtszeit bezeichnet der Bürgermeister den Morgen im September 2009, an dem das Ebelsbacher Schloss abbrannte. "Ein schreckliches Ereignis, bei dem man nur hilflos zuschauen kann", sagt er. Insgesamt sei er allerdings sehr zufrieden mit seiner Amtszeit und der Entwicklung der Gemeinde. "Wobei es ja nicht darauf ankommt, dass ich zufrieden bin, sondern dass die Bevölkerung zufrieden ist", betont Ziegler.

Ein Wunsch sei für ihn allerdings nicht in Erfüllung gegangen: Gerne hätte er die Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach zur Großgemeinde gemacht, vor allem weil es die Verwaltungsarbeit erleichtern würde. Doch mit dieser Idee sei er am Widerstand der anderen Gemeindeoberhäupter innerhalb der VG gescheitert.

Eines davon ist Gertrud Bühl. Zieglers Breitbrunner Amtskollegin allerdings sagt, das Thema habe nie ernsthaft zur Debatte gestanden. So habe sie es als Scherz verstanden, wenn Ziegler das Thema ansprach, und daher humorvoll geantwortet: "Dann mache ich halt Ebelsbach auch noch mit."

Es müssen jüngere Leute ran

Wie Walter Ziegler tritt auch Gertrud Bühl bei der kommenden Kommunalwahl nicht mehr an. Beide feiern im Jahr 2020 ihren 70. Geburtstag und hören aus Altersgründen auf – wobei es einen Unterschied gibt: Ziegler muss aufhören, denn Ebelsbach hat einen hauptamtlichen Bürgermeister, der damit an die Altersgrenze von 67 Jahren gebunden ist. Als ehrenamtliche Bürgermeisterin dürfte Gertrud Bühl dagegen theoretisch unbegrenzt weitermachen, doch das will sie nicht. "Es müssen auch mal junge Leute ran", sagt sie.

Gertrud Bühl (rechts) entschied sich für ein Foto, das sie zusammen mit der Bildhauerin Steff Bauer zeigt. Diese hatte während Gertrud Bühls Amtszeit den Breitbrunner Kreuzweg gestaltet, der dem Ort überregionale Bekanntheit brachte.
Foto: Christian Geheb | Gertrud Bühl (rechts) entschied sich für ein Foto, das sie zusammen mit der Bildhauerin Steff Bauer zeigt. Diese hatte während Gertrud Bühls Amtszeit den Breitbrunner Kreuzweg gestaltet, der dem Ort überregionale ...

Bühl war 2008 gewählt und 2014 wiedergewählt worden. Die zwölf Jahre im Amt bezeichnet die gelernte Steuerfachangestellte als "interessanten Lebensabschnitt mit vielen neuen Erfahrungen", auf den sie gerne zurückblicke. Besonders haben ihr die Vielseitigkeit des Amtes und die Gestaltungsmöglichkeiten gefallen. Auch auf viele Begegnungen mit anderen Menschen, von sympatischen Kollegen bis hin zu Brautpaaren, die sie getraut hat, blickt sie gerne zurück.

Und was wollen die ausscheidenden Bürgermeister nun mit der gewonnenen Freizeit anfangen? "Ich freue mich darauf, mich mehr meiner Familie und meiner kleinen Enkeltochter widmen zu können", sagt Gertrud Bühl. Außerdem wolle sie mehr laufen, wandern, ausspannen, lesen oder in Konzerte und ins Theater gehen.

Auch ehrenamtlich will sie sich weiter in der Gemeinde engagieren, beispielsweise im Kreuzweg-Förderverein, bei der Erlebniswelt fränkischer Sandstein oder beim Bürgerdienst. "So wie es andere Bürger eben auch machen." Gleich nach dem Ausscheiden aus dem Amt sei aber erst einmal ein Urlaub mit ihrem Mann geplant.

Walter Ziegler sagt, er wolle nun erst einmal alles etwas ruhiger angehen lassen und sich mehr Zeit für die Familie und seine Enkel nehmen. Die gewonnene Zeit will er zum Spazieren und Walken nutzen und insgesamt mehr Sport treiben. Er freut sich auch darauf, nicht mehr so viel Verantwortung zu haben und sich nicht mehr ständig Sorgen um die Gemeinde machen zu müssen. "Man muss loslassen können", sagt er. "Die, die nach mir kommen, machen es genauso gut. Vielleicht anders, vielleicht auch besser."

"Jetzt geht's in Pension"

Bühl und Ziegler stehen beide noch auf dem Stimmzettel für den Kreistag, so dass die politische Tätigkeit zumindest in kleinerem Rahmen weitergehen könnte. Als Gemeinderäte treten sie jedoch nicht mehr an. "Das macht sich nicht gut", meint Gertrud Bühl.

Der dritte im Bunde der Bürgermeister, die nicht mehr antreten, ist Willi Sendelbeck, der jedoch keine Zeit für ein Gespräch mit dieser Redaktion hatte.

Einer, der den Schritt bereits hinter sich hat, ist der frühere Haßfurter Bürgermeister Rudi Eck. Der heute 72-Jährige durfte 2014 nicht mehr kandidieren, denn zu dieser Zeit lag die Altersgrenze für Kandidaten noch bei 65 Jahren. Ob er gern weitergemacht hätte? "Die Frage stellt sich einfach nicht", meint er. "Ich war locker und hab gewusst: Jetzt geht's in die Pension."

Auch er blickt zufrieden auf viele Projekte zurück, die er in seinen 17 Jahren als Bürgermeister verwirklichen konnte – dabei habe er den Posten ursprünglich gar nicht angestrebt. Eck arbeitete 1997 in leitender Position bei Michelin in Hallstadt und war in seiner Heimatstadt Haßfurt stellvertretender Bürgermeister und damit Ehrenamts-Politiker. Doch als der damalige Bürgermeister Michael Siebenhaar aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft ausfiel, wurde das Amt für Eck zum Vollzeitjob.

Raus an die frische Luft

"Im Januar 1997 wollte ich von allen Ämtern zurücktreten." Doch dann trat Siebenhaar zurück und Eck beschloss, als hauptamtlicher Erster Bürgermeister zu kandidieren. "Ich habe erkannt: Da kann man noch was bewegen."

Dem früheren Haßfurter Bürgermeister Rudi Eck wird auch im Ruhestand nicht langweilig. Unter anderem hat er eine Serie von Vogelhäuschen gebaut. Teilweise für Bekannte, aber auch für den eigenen Garten.
Foto: Peter Schmieder | Dem früheren Haßfurter Bürgermeister Rudi Eck wird auch im Ruhestand nicht langweilig. Unter anderem hat er eine Serie von Vogelhäuschen gebaut. Teilweise für Bekannte, aber auch für den eigenen Garten.

"In ein Loch gefallen" sei er bei seinem Abschied nicht, sagt Eck, der mittlerweile auch den Titel Altbürgermeister tragen darf. Langeweile ist bei ihm seitdem nicht aufgekommen. "Ich hab ja auch noch ein paar Pöstchen", sagt er über seine Tätigkeit in Aufsichtsräten und Vereinsvorständen. Zudem treibt er viel Sport und beschäftigt sich mit der Gartenarbeit, vor allem will er "raus an die frische Luft". Sein erstes Projekt nach der Pensionierung war der Bau einer Serie von Vogelhäuschen, teilweise für den eigenen Garten, aber auch für Bekannte.

Und welchen Rat gibt er den Bürgermeistern mit auf den Weg, die 2020 ausscheiden? "Auf jeden Fall loslassen von der Kommunalarbeit, die du jahrelang mitgeprägt hast", sagt Eck. Zwar bleibe es nicht aus, dass auch ein Ex-Bürgermeister mal im Freundeskreis sagt, was er von der Politik seines Nachfolgers hält. Rudi Eck rät aber davon ab, Leserbriefe zu schreiben oder sich bei Bürgerversammlungen zu Wort zu melden. "Mir geht's gut, ich hab den Übergang geschafft. Mit manchem bin ich nicht zufrieden, aber Haßfurt wird weiter wachsen und gedeihen."

 
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