
Wenn ein Landwirt vor rund 100 Jahren in seinen Arbeitstag startete, ließ er ein Ochsen- oder Pferdegespann seinen neu erworbenen 12-er Lanz aufs Feld ziehen. Dann heizte er mittels einer Lötlampe den Kraftstoff im sogenannten "Zündsack" vor, was bis zu 20 Minuten dauern konnte. Erst danach konnte er den Motor am Schwungrad anwerfen und mit der Feldarbeit, wie Pflügen, beginnen.
Eines dieser ersten Schleppermodelle war am Wochenende auf dem Sportgelände in Kleinsteinach ausgestellt, wo hunderte von Oldtimerbegeisterten zum 11. "Bulldog-Oldtimertreffen Haßberge" pilgerten. Der ausgestellte "12-er Lanz", benannt nach seinen zwölf Pferdestärken, wurde vor 100 Jahren von der Heinrich Lanz AG Mannheim gebaut und ist seitdem im Besitz der Familie Westphal aus Hafenpreppach (Markt Maroldsweisach).
"Keine Explosionsgefahr" für den Fahrer
Der Hersteller bewarb damals seine "Schwerölzugmaschine" mit "Gummibereifung auf allen vier Rädern" und versicherte, dass während des Betriebs "keine Explosionsgefahr" für den Fahrer besteht. Brennstoff-, Kühlwasser- und Schwerölbehälter fassten Betriebsstoffe für einen Tag. Stolz war man darauf, dass der Motor billige Brennstoffe wie Braunkohlenteeröl, Gasöl, Naphtha oder Petroleum ohne Rauchentwicklung verarbeitet.

Die meisten ab 1921 gebauten HL-Bulldogs (Kürzel für Huber/Lanz nach seinem Konstrukteur Fritz Huber) wurden als Zugmaschinen im Fuhr und Transportwesen eingesetzt. Der Name "Bulldog" leitet sich aus der gedrungenen Form des Fahrzeugs sowie dem Glühkopf ab, der einer Hundeschnauze ähnelt. Im schiffsähnlichen gusseisernen Rumpf des HL befindet sich das Kühlwasser für den Motor und die Schallkammer des Auspuffs.
Ein "Motorpferd" von 1924
Ein weiteres Highlight der Ausstellung war das "Motorpferd", gebaut in den Motorenwerken Mannheim, vormals Benz, ebenfalls im Jahr 1924. Walter und Matthias Lehnert aus dem Eberner Stadtteil Brünn haben den Oldtimer in zahlreichen Arbeitsstunden wieder zum Laufen – beziehungsweise zum Fahren – gebracht.

Als krassen Gegensatz zu den beiden Oldtimern konnte Cheforganisator Georg Lindner am Sonntag den größten serienmäßig hergestellten Schlepper der Welt, einen 14-Tonner der Firma Fendt aus Marktoberdorf im Ostallgäu, präsentieren.
Das Hightech-Modell mit dem Preis eines Einfamilienhauses überragte die beiden Oldtimer wohl um das doppelte und ist auch um einiges breiter. "Wenn der durch Uchenhofen mit seiner engen Ortsdurchfahrt fährt, müssen die Geranien von der Fensterbank runter", mutmaßte Lindner, der das Schaulaufen der Traktoren am Sonntagnachmittag per Lautsprecher moderierte.

Ein weiterer Höhepunkt war die Fahrt eines Langholz-Gespanns, das auf dem engen Parcours im Kreis fuhr, dank eines Beifahrers, der mit einer Kurbel den Wendekreis verringerte. Zahlreiche weitere Oldtimerfans ließen es sich nicht nehmen, ihre Schützlinge, die meist älter als sie selbst sind, dem Publikum fahrend vorzuführen.
Das Wetter spielte wieder mit. Beeindruckend waren das Vorglühen der Lanz-Bulldogs und die Lasershow am Samstagabend. Insgesamt waren über 200 Oldtimer ausgestellt. Auch der Bauernmarkt am Sonntag und das fränkische Essensangebot zogen viele Gäste an.