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Haßfurt
Viele Ideen, wenig Zulauf: Das war die erste Nachhaltigkeitsmesse in Haßfurt
Die Organisatoren von "People for Future" wollten einen Tag nach den globalen Klimaprotesten keine Demonstration in der Kreisstadt abhalten. Was stattdessen geboten war.
Die Teilnehmenden formten Hand in Hand ein Herz für den Klimaschutz auf dem Marktplatz.
Foto: Martin Schweiger | Die Teilnehmenden formten Hand in Hand ein Herz für den Klimaschutz auf dem Marktplatz.
Martin Schweiger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:03 Uhr

Der Samstag war ein ungewöhnlich heißer Septembertag. Auf dem Marktplatz in Haßfurt flohen die Menschen aus der Sonne in den Schatten. Ist der Klimawandel noch zu stoppen? Geht es nach den Organisatoren von "People for Future" im Kreis Haßberge, scheint die Antwort: Ja. "1 vor 12" stand auf einem Schild zu lesen, das auf einer Bühne vor der Pfarrkirche stand. Wie das Klima zu retten ist und wie die Welt besser und nachhaltiger werden kann, darüber gab die erste Nachhaltigkeitsmesse in Haßfurt auf dem Marktplatz Aufschluss

einen Tag zuvor hatte die Klimaschutzbewegung Fridays for Future weltweit zehntausende Menschen mobilisiert, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Man habe sich bewusst gegen eine Demonstration entschieden, da dieser Begriff mittlerweile "negativ besetzt" sei, sagte Christoph Appel, der Organisator der Messe und Anhänger der Bewegung "People for Future".

Ideenbörse für ein nachhaltigeres Leben

Die Bewegung sei überparteilich, betonte Appel, wenngleich auch Mitglieder der Grünen wie Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann die Messe besuchten. An Ständen der Gewerkschaft Verdi, des Umweltbildungszentrums UBIZ, des Vereins "Wir gestalten Heimat", der "People of Future", des Unverpacktladens Hofheim, des Biohofs May oder eines Imkers konnten sich Besucherinnen und Besucher über Klimaschutz und Nachhaltigkeit informieren. Doch deren Anzahl blieb am Samstag – vielleicht auch der Hitze geschuldet – überschaubar.

Christoph Appel organisierte die Messe.
Foto: Martin Schweiger | Christoph Appel organisierte die Messe.

Marietta Eder, Geschäftsführerin von Verdi in Schweinfurt, plädierte dafür, den Warentransport von der Straße weg auf Bahn und Schiff zu verlagern, um so die Verkehrswende gestalten zu können. Oliver Kunkel vom Verein "Wir gestalten Heimat" warnte davor, dass die "Kipppunkte" schneller kämen als gedacht. "Positive Kipppunkte" könnten nur mit Beteiligung der Menschen erreicht werden. Kunkel stellte das Modell der "Trio-Mobile" vor. Dabei teilen sich mehrere Haushalte oder ein ganzes Dorf Fahrzeuge wie einen Dorf-Bus, ein Lastenfahrrad und ein Elektroauto. Ein Pilotprojekt hierzu starte derzeit in der Region Schweinfurt/Rhön, da es im Landkreis Haßberge an Interesse gemangelt habe, sagte Kunkel.

Demonstration "light" auf dem Marktplatz

Theophil Giebfried, Initiator des Reparatur-Cafes in Hofheim, besuchte als Ruheständler einen Wertstoffhof und war erschrocken über die Dinge, die weggeworfen wurden anstatt sie wieder nutzbar zu machen. Im Jahr 2018 reparierten erstmals acht Handwerker gegen eine Spende Plattenspieler, Tonbänder, Nähmaschinen oder Spielzeug. Hinzu kam auch eine Handy-Sprechstunde und demnächst werden auch Schweißarbeiten angeboten. In mittlerweile 13 Reparatur-Cafes konnten von 1011 Gegenständen 803 repariert werden. Das nächste Reparatur-Cafe findet am 23. September um 10 Uhr im Haus des Gastes in Hofheim statt.

Zahlreiche Banner waren auf dem Marktplatz verteilt.
Foto: Martin Schweiger | Zahlreiche Banner waren auf dem Marktplatz verteilt.

Der Arzt im Ruhestand Heinrich Goschenhofer aus Hofheim referierte über psychische Auswirkungen der Klimakrise und die "Klimaangst". Es sei eine Pseudoberuhigung, wenn Menschen sich sagten: "Ich fliege kaum, dann kann ich ja mehr Fleisch essen." Der Politik die Schuld für die Klimakrise zu geben, sei eine Verschiebung der Verantwortung.

Bio-Bauer Dietmar May aus Junkershausen warb für ökologische Landwirtschaft. Der Acker eines Bio-Bauern könne dreimal so viel Wasser aufnehmen, wie ein normaler Acker, sagte er. Harald Kuhn, Vorstand des Imkervereins Haßfurt/Zeil, forderte mehr Flächen für Wildbienen, die er derzeit mit Honigwasser füttern müsse, um ihr Überleben zu sichern. "Kauft heimischen Honig", appellierte er an die Zuhörenden.

Lebenswerte Zukunft für Enkelkinder schaffen

"Aus Liebe zu unseren Kindern Klimaschutz jetzt!!", war auf Bannern zu lesen, die auf dem heißen Pflaster des Marktplatzes lagen. Die Teilnehmenden stellten sich Schulter an Schulter und in Form eines Herzes um diese Banner und sorgten so doch noch für eine Demonstration "light" auf dem Marktplatz.

Maya Davey ist es wichtig, dass sich die Jugend in Haßfurt mehr für den Klimaschutz einsetzt. 
Foto: Martin Schweiger | Maya Davey ist es wichtig, dass sich die Jugend in Haßfurt mehr für den Klimaschutz einsetzt. 

Warum aber waren die Menschen auf den Marktplatz gekommen? "Ich finde es wichtig, dass sich die Jugend in Haßfurt mehr engagiert", erklärte Maya Davey im persönlichen Gespräch. "Es gibt viele Leute, die sagen: Ja es ist wichtig. Aber dann machen sie auch nichts." Man sollte zu solchen Veranstaltungen gehen und seine Unterstützung zeigen. Das sei sehr wichtig. Jutta Appel stimmte dem zu: "Jede Kleinigkeit ist wichtig. Jeder kleine Schritt, den jeder macht, hilft der großen Sache."

Heinrich Goschenhofer engagiert sich, um eine lebenswertere Zukunft für seine Enkelkinder zu schaffen. 
Foto: Martin Schweiger | Heinrich Goschenhofer engagiert sich, um eine lebenswertere Zukunft für seine Enkelkinder zu schaffen. 

Geht es nach Heinrich Goschenhofer, so ist an diesem Tag zwar sehr viel Wissen und guter Wille auf dem Marktplatz versammelt. Doch der fehlende Andrang ist in seinen Augen ein Wermutstropfen. "Ich finde es ein bisschen Schade, dass so wenige Menschen davon wissen und kommen. Denn jeder kann etwas lernen, egal welche Schulbildung er hat." In seinen Augen brauche es die Erkenntnis, dass sich schnell etwas ändern müsse. "Damit unsere Kinder nicht immer mehr in Katastrophen kommen, die vom Klimawandel verursacht werden. Für mich ist die Beschäftigung mit meinen Enkeln eine Hauptmotivation, mich zu engagieren." 

 
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