Es ist ein Freitagnachmittag Anfang März. Vor dem Hallenbad in Ebern stehen Eltern mit ihren Kindern. Die Tür ist noch verschlossen. Andreas Mölter kommt mit seiner Frau Sabine, um die Tür aufzuschließen. Etwa 15 Kinder mögen es sein, die sich an diesem Tag in den Vorraum des Hallenbades drängeln, sich dort von Sabine Mölter registrieren lassen und dann in den Umkleiden verschwinden. Kurz darauf nehmen Andreas Mölter und seine Helferinnen und Helfern des DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) Ortsverbandes Ebern die Kinder in Empfang.
Vom Seepferdchen bis zum Rettungsschwimmer
Es ist eine ehrenamtliche Tätigkeit, die Andreas Mölter und seine Kolleginnen und Kollegen der DLRG verrichten. Mölter ist im Ortsverband technischer Leiter, zuständig für Ausbildung und auch für die Durchführung von Schwimmkursen für Kinder. Er hat den Lehrschein der DLRG, ist berechtigt alle Schwimmabzeichen vom Seepferdchen bis zum Rettungsschwimmer abzunehmen. Dabei wird er von weiteren Mitgliedern des DLRG-Ortsverbandes unterstützt. "Insgesamt sind wir etwa 20", sagt Mölter.
An diesem Tag ist auch Nicole Fehn dabei, sie ist die Vorsitzende des Ortsverbandes. Sie, Andreas Mölter und alle, die sich an diesem Tag um die Schwimmausbildung der Kinder bemühen, sind ehrenamtlich tätig, wie auch zahllose Menschen in anderen Vereinen, Verbänden, Hilfsorganisationen wie Rettungsdiensten, bei Feuerwehren oder in Sportvereinen. Sie sind ein wichtiger Teil der Gesellschaft.
Etwa 29 Millionen Menschen sind ehrenamtlich tätig
Rund 29 Millionen Menschen sind laut dem Innenministerium in Deutschland in einem Ehrenamt tätig, engagieren sich auf diese Weise in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl. Eine ehrenamtliche Tätigkeit kann auf diese Weise Hilfe und Unterstützung für ganz unterschiedliche Lebenssituationen bedeuten, es ist eine starke Schulter der Gesellschaft und trägt dazu bei, das gesellschaftliche Leben zu stützen und zu ermöglichen.
Auch in der Stadt Ebern, die laut der Webseite des Kulturrings derzeit 106 Vereine hat, sind Ehrenamtliche unverzichtbar. Erst kürzlich, Ende Februar, hat der Eberner Stadtrat neue Richtlinien für Vereins- und Jugendförderung erlassen – dabei wurden Pauschalen erhöht.
Die Kinder sitzen mittlerweile in Badesachen aufgereiht auf den Steinbänken im Hallenbad. Sie warten darauf, ins Wasser zu dürfen. Insgesamt sind in diesem Kurs 25 Mädchen und Jungen – doch vollständig ist der Kurs selten – nicht immer sind alle anwesend. Dann gibt Andreas Mölter das Kommando: "Ab ins Becken." Die Helferinnen und Helfer nehmen die Kinder im Wasser in Empfang.
Etliche Grundschüler können nicht schwimmen
Sie bilden einen Kreis. Die Kinder fassen sich zusammen mit den Ausbildern und Ausbilderinnen an den Händen und der Kreis bewegt sich, mal in die eine, dann in die andere Richtung. "Es ist uns wichtig, dass den Kindern erst einmal die Angst vor dem Wasser genommen wird", sagt Mölter. Aber auch der Spaß dürfe nicht zu kurz kommen.
Wer die Kinder beobachtet, stellt schnell fest, dass unter ihnen so einige Wasserratten dabei. Andere blicken aber auch etwas ängstlicher. Rund 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren konnten im Jahr 2022 nicht schwimmen, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag der DLRG zeigt. 2017 lag der Anteil der Nichtschwimmer im Grundschulalter bei noch zehn Prozent. Die Zahlen zeigen deutlich, wie wichtig die ehrenamtliche Tätigkeit gerade im Bereich des Schwimmunterrichts ist.
Der Antrieb der Menschen, sich in der Gesellschaft zu engagieren, hat unterschiedliche Gründe. Dass ihr Ehrenamt der Vorsitzenden Nicole Fehn und Andreas Mölter sowie all ihren Helfern und Helferinnen Spaß macht, sieht man ihnen bei ihrer Arbeit an. Geduldig, auf jedes einzelne der Kinder eingehend, zeigen sie ihnen erste Kontakte mit dem Element Wasser.
Schwimmnudeln geben den Kindern Sicherheit
Langsam tauen auch die ängstlicheren Kinder auf, finden Gefallen an der Schwimmausbildung und werden mutiger. Schwimmnudeln und Schwimmbretter geben den Mädchen und Jungen etwas Sicherheit.
Um ein Ehrenamt, wie beispielsweise die Schwimmausbildung ausüben zu können, bedarf es für die Verantwortlichen nicht nur den DLRG-Lehrschein, Fort- und Ausbildungsmaßnahmen, sondern auch persönliche und sozialkommunikative Fachkompetenz. Beim Schwimmen ist es speziell erforderlich, die Grundtechniken vermitteln zu können.
Eine ganze Menge von Lerneinheiten müssen die Ehrenamtlichen absolvieren, um als Ausbilder im Schwimmbereich tätig werden zu können. Das ist mit viel persönlichen Engagement und viel Zeit verbunden, erklärt Andreas Mölter.
Eine Stunde dauert an diesem Freitag die Schwimmausbildung. Insgesamt umfasst sie zwölf Stunden, bis die Kinder die Prüfung für das Schwimmabzeichen "Seepferdchen" abgelegen können. Gefordert wird hier die Baderegeln zu kennen und ein Sprung vom Beckenrand. Anschließend müssen die Kinder 25 Meter in Bauch- oder Rückenlage schwimmen. Außerdem müssen sie während des Schwimmes in Bauchlage erkennbar ausatmen und mit ihren Händen aus schulter tiefem Wasser einen Gegenstand Heraufholen.
Die Freude der Kinder ist Lohn genug
Wer sich ehrenamtlich engagiert, bekommt für seine Arbeit keine Vergütung. Doch die braucht Andreas Mölter dafür auch nicht. "Wenn die Kinder ihr Seepferdchen in Empfang nehmen können, steht ihnen die Freude und der Stolz im Gesicht geschrieben", sagt er. Und genau das sei der Lohn für ihn und seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen von der DLRG-Ortsgruppe Ebern.
Die Redaktion