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Würzburg
Lange Wartelisten bei Wasserwacht und DLRG in Unterfranken: Schwimmkurse für Kinder dringend gesucht
Während der Pandemie haben viele Kinder nicht schwimmen gelernt. Jetzt ist die Nachfrage für Kurse enorm. Was Anbieter sagen und wieso die Plätze nicht reichen.
Vom Strampeln zum Schwimmen: In Seepferdchen-Kursen gewöhnen sich Kinder ans Wasser und lernen, frei zu schwimmen. 
Foto: BRK Wasserwacht Bayern | Vom Strampeln zum Schwimmen: In Seepferdchen-Kursen gewöhnen sich Kinder ans Wasser und lernen, frei zu schwimmen. 
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:08 Uhr

Zehn Kinder klammern am Beckenrand, die Köpfe in der Höh', die Beine im Wasser. "Fest mit den Beinen strampeln", rufen die Schwimmlehrerinnen Angelika Hilbert und Leonore Füller. Das Wasser spritzt, die kleinen Schwimmanfänger haben Spaß. Dann aber geht es drum, das Becken auch zu durchqueren, mit Hilfe von Schwimmbrettchen. "Auf das Brettchen legen und mit Kraulbeinen schwimmen!“, heißt es jetzt. Die meisten Kinder trauen sich das, ein kleines Mädchen aber rutscht ab, mit Angst im Gesicht.

Routiniert fischt Schwimmlehrerin Renate Füller die Kleine aus dem Wasser und gibt ihr ein anderes  Schwimmbrett, mit Extragriffen. "Damit geht das ganz leicht." Nach einigem Zögern strampelt das Mädchen wieder Richtung Beckenmitte.

Beim Schwimmverein SV 05 in Würzburg: Kaum ist ein Kurs ausgeschrieben, ist er schon voll 

Die zehn Kinder, die sich hier im Würzburger Adami-Bad gerade im Seepferdchen-Grundkurs ans Wasser gewöhnen und am Ende fünf Meter frei schwimmen können sollen, gehören zu den Glücklichen, die einen Platz in einem Kinder-Schwimmkurs bekommen haben. Nach der Corona-Zwangspause ist seit vielen Monaten überall in der Region die Nachfrage nach Schwimmkursen riesig - und sie übersteigt bei weitem die Zahl der freien Plätze.

"Kaum ist ein Kurs ausgeschrieben, ist er auch schon voll", sagt Schwimmtrainerin Angelika Hilbert. In ihrem laufenden Mittwochskurs hat sie neben Fünf- und Sechsjährigen – das übliche Anfängeralter – auch zwei neunjährige Kinder. Vor Corona eher ungewöhnlich, doch durch die lange Auszeit während der Pandemie hat sich nicht nur die Zahl der Anfänger drastisch aufgestaut. Auch das Alter hat sich verschoben.

Bayerns Staatsregierung hat im vergangenen Jahr an alle Erstklässler und Vorschulkinder einen Gutschein zum Erwerb des 'Seepferdchen'-Schwimmabzeichens verteilt. Die Gutscheine sind in diesem Sommer noch gültig.
Foto: Rolf Vennenbernd, dpa | Bayerns Staatsregierung hat im vergangenen Jahr an alle Erstklässler und Vorschulkinder einen Gutschein zum Erwerb des "Seepferdchen"-Schwimmabzeichens verteilt. Die Gutscheine sind in diesem Sommer noch gültig.

Wie etliche andere Anbieter auch hat der Schwimmverein Würzburg 05 im Adami-Bad wegen des extrem großen Bedarfs die Zahl seiner Anfänger-Schwimmkurse erhöht – auf 23 Kurse pro Woche. "Wir sehen uns da in der Pflicht, kein Kind soll ertrinken“, sagt die Geschäftsstellenleiterin des SV 05, Stephanie Sefrin. Die Gefahr ist in den vergangenen Jahren größer geworden, laut der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) können immer weniger Kinder in Bayern am Ende der Grundschulzeit sicher schwimmen.

Die Bayerische Staatsregierung versuchte im vergangenen Jahr entgegenzuwirken, indem sie an alle Erstklässler und Vorschulkinder einen Gutschein über 50 Euro zum Erwerb des Frühschwimmerabzeichens "Seepferdchen“ verteilte. Neue Gutscheine gibt es dieses Jahr nicht vom Staat, aber die Gutscheine von 2021 sind aktuell noch gültig. Stephanie Sefrin zufolge kommen immer noch zahlreiche Eltern damit zur Kursanmeldung: "Gut, dass es diese Gutscheine gibt, aber es erhöht den Druck auf die Veranstalter ja nochmals", sagt die Geschäftsstellenleiterin. 

Kreiswasserwacht Würzburg hat Wartelisten wieder abgeschafft: "Nicht händelbar"

Den Druck und riesigen Bedarf an Schwimmkursen spürt man auch beim Kreisverband der Wasserwacht. Deshalb steigt auch Björn Rausch, der Leiter der Kreiswasserwacht Würzburg, jetzt wieder selbst ins Nichtschwimmerbecken, um Anfängerschwimmkurse zu geben. "Anfänger habe ich jetzt länger nicht trainiert", sagt der langjährige Wasserwachtler aus Ochsenfurt. "Aber als wir darüber diskutiert haben, wie wir die Zahl der Kurse steigern können, habe ich mich eben auch in der Pflicht gesehen."

Die sieben Ortsgruppen der Kreis-Wasserwacht bieten Rausch zufolge in diesem Jahr rund 25 Anfänger-Schwimmkurse an. Einen Platz zu bekommen ist allerdings schwierig, sagen auch die Organisatoren. Zunächst habe man Wartelisten geführt, dabei hätten sich dann aber Wartezeiten von "Monaten bis Jahren“ ergeben, sagt Stefan Krüger, Sprecher des Kreisverbands Würzburg des Bayerischen Roten Kreuzes, dem auch die Wasserwacht angehört. Mittlerweile sind die Wartelisten wieder abgeschafft: "Einfach nicht mehr händelbar", sagt Krüger. Die Wasserwacht-Kurse werden jetzt online angeboten, die freien Plätze gehen an diejenigen, die sich schnell anmelden. "Wir hatten Kurse, die waren zwei Stunden, nachdem wir sie online gestellt hatten, schon ausgebucht", sagt Rausch.

Beim Seepferdchen-Grundkurs werden Kinder ans Wasser gewöhnt und sollen lernen, etwa fünf Meter frei zu schwimmen. Beim Seepferdchen-Aufbaukurs müssen die Kinder von einem Starterblock springen, 25 Meter frei schwimmen und im Nichtschwimmerbecken nach einem Gegenstand tauchen. 
Foto: Franziska Kraufmann, dpa | Beim Seepferdchen-Grundkurs werden Kinder ans Wasser gewöhnt und sollen lernen, etwa fünf Meter frei zu schwimmen.

Auch die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) bietet in Unterfranken Schwimmkurse an - und auch hier sind die Wartelisten übervoll. Und wie bei der Wasserwacht sind die Mitglieder oft Schüler, Studenten oder Ehemalige, die ehrenamtlich arbeiten. "Das Personal aufzustocken, ist schwierig", sagt Tim Frieß, Ausbildungsleiter bei der DLRG Würzburg. "Aber Beckenbelegungszeiten zu bekommen, das ist noch schwieriger."

Heiß umkämpfte Becken-Belegungszeiten in den Bädern der Region

Vor Corona bot die Würzburger DLRG meist nur einen Anfängerschwimmkurs pro Woche an - jetzt gibt es drei Kurse im 2020 eröffneten Vereins- und Schulschwimmbad "Nordbad". Mehr gehe nicht, sagt Frieß. Die Belegungszeiten in den Bädern seien in der Region oft heiß umkämpft. Schon vor Corona war der Bedarf größer als das Angebot.

Eine generellen Rat, wie Eltern aus der Region am besten an die heißbegehrten Schwimmkurse kommen, gibt es nicht: Manche Anbieter vergeben die Plätze am liebsten ortsnah, manche nicht. Die meisten Anbieter vergeben Plätze online, aber nicht alle. Für die Wartezeit bis zum Kurs rät Ausbildungsleiter Frieß den Eltern, auch mit Nichtschwimmer gern und oft ins Wasser zu gehen: "Es ist wichtig, dass Freude am Baden und keine generelle Wasserangst aufkommt."

Was tut die Staatsregierung gegen den Schwimm-Notstand?

Gutscheine: Die Bayerische Staatsregierung hat zu Beginn des Schuljahres 21/22 an alle Vorschulkinder und Erstklässler Gutscheine über 50 Euro  für den Erwerb des Seepferdchen-Frühschwimmerabzeichens ausgegeben. Diese Gutscheine sind im Sommer 2022 noch gültig. Bislang wurden in Bayern laut Staatsregierung rund 22.600 dieser Gutscheine eingelöst. Neue Gutscheine fürs Schuljahr 2022/2023 plant die Regierung aktuell nicht. 
Schwimmbad-Förderung: Der Freistaat unterstützt Kommunen bei der Finanzierung "schulisch bedarfsnotwendiger Hallenbäder" im Rahmen des Finanzausgleichs. Zudem gibt es seit 2019 das Sonderprogramm Schwimmbadförderung mit dem ausdrücklichen Ziel, kommunale Bäder als Voraussetzung für den Erwerb der Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen zu erhalten. 
grr
 
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Kommentare
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  • wmk
    Dass den meisten Eltern mittlerweile fast alles zuviel ist, ist ja bekannt.

    Bevor man sich selbst darum kümmert, gibt man sein Kind lieber ab und lässt andere den Job erledigen.
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  • Margarete-wuestner@web.de
    Der Schwimmunterricht könnte doch vom Ganztags-Betreuungs-Personal übernommen werden, damit Eltern sich noch weniger mit ihren Kindern beschäftigen müssen!
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  • Mainkommentar
    Wie wärs wenn die Eltern ihren Kindern das Schwimmen beibringen?
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  • 1958kosb
    Ist doch zuviel Arbeit.
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  • clubfan2@gmx.de
    viele Eltern können doch selber nicht schwimmen!
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