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Pfarrweisach
Über 30 Jahre war er Hausarzt in Pfarrweisach: Dr. Diethelm Schorscher geht in den Ruhestand
Der 66-Jährige übergibt seine Praxis in neue Hände. Was ihm zum Abschied noch wichtig zu sagen war und wer jetzt die Patienten übernommen hat.
Dr. Diethelm Schorscher räumt seinen Stuhl in der Gemeinschaftspraxis in Pfarrweisach. Der 66-Jährige geht in den Ruhestand.
Foto: Helmut will | Dr. Diethelm Schorscher räumt seinen Stuhl in der Gemeinschaftspraxis in Pfarrweisach. Der 66-Jährige geht in den Ruhestand.
Helmut Will
 |  aktualisiert: 16.01.2025 02:38 Uhr

Nach fast vier Jahrzehnten engagierter medizinischer Tätigkeit hat sich Dr. Diethelm Schorscher, Hausarzt in Pfarrweisach, zum 1. Januar in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Der 66-jährige Facharzt für Allgemeinmedizin gestaltete nicht nur die Gesundheitsversorgung der Region prägend mit, sondern baute auch eine tiefe Verbindung zu seinen Patienten und Kollegen auf.

Schorscher wurde am 18. August 1958 in der Kleinstadt Rosenau in Siebenbürgen (Rumänien) geboren. 1977 siedelte er im Alter von 19 Jahren nach Deutschland über. Nach dem Abitur 1978 und einem kurzen Zwischenstopp als Werkstudent begann Schorscher 1979 sein Studium der Humanmedizin an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

Ursprünglich sei für ihn auch ein Studium der Tiermedizin in Frage gekommen, doch die Zulassung zum Studium der Humanmedizin kam früher und führte ihn so auf seinen späteren Lebensweg. Das Studium dauerte sieben Jahre und endete 1986 mit dem Staatsexamen und der Approbation. Seine Doktorarbeit legte er im März 1987 vor.

1991 wurde er Teilhaber der Praxis in Pfarrweisach

Die berufliche Laufbahn begann für Schorscher als Assistenzarzt in der Chirurgie des Krankenhauses Zwiesel. 1988 wechselte er in die Innere Abteilung am Krankenhaus Ebern. Nach weiteren Stationen zur Ausbildung für seinen Facharzt in diversen Praxen, unter anderem in Pfarrweisach, Stadtlauringen und Hammelburg, fand er 1991 seine berufliche Heimat: Als Teilhaber in der Praxis von Dr. Michael Groß in Pfarrweisach.

Dr. Schorscher war nicht nur Mediziner, sondern auch ein Mensch, der auf Augenhöhe mit seinen Patientinnen und Patienten arbeitete. "Das tiefe und zunehmende Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde, zog sich wie ein roter Faden durch mein berufliches wie auch privates Leben", sagt er.

Besonders prägend sei die enge, sehr kollegiale und verlässliche Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Groß gewesen. "Bei uns hat von Anfang an die Chemie gestimmt, wir haben 'gleich getickt', das habe ich gemerkt, als ich als junger Notarzt zusammen mit Dr. Groß bei einem seiner Patienten im Einsatz war und wir ohne große Worte harmoniert haben." Zu diesem Zeitpunkt ahnte er noch nicht, dass sie später in der Gemeinschaftspraxis Pfarrweisach ihre Patientinnen und Patienten gemeinsam betreuen würden.

Dr. Schorscher erinnert sich im Einsatz als Notarzt auch an die Begegnung mit einer Mutter, deren Sohn bei einem Unfall ums Leben kam – just an dem Tag, an dem seine eigene Tochter geboren wurde. Die Verbindung zur Mutter des tödlich Verunglückten habe über Jahrzehnte hinweg angehalten. Sie zeigt, wie sehr persönliche Schicksale Teil seines Berufs waren. Unvergessen bleibt auch Schorschers Einsatz als Notarzt in luftiger Höhe auf einem Kran-Ausleger beim Neubau der FTE-Halle in Ebern.

"Wünsche mir mehr Empathie in der Medizin"

Die Entwicklung des Gesundheitswesens betrachtet Dr. Schorscher kritisch. Er bedauert die schwierige Nachfolgersuche für hausärztliche Praxen und den allgemeinen Mangel an Wertschätzung für die Allgemeinmedizin. "Ich wünsche mir mehr Empathie in der Medizin", sagt er.

Auch die Situation der Haßberg-Kliniken sieht er mit Sorge: "Wenn das so weitergeht, werden die Kliniken im Haßbergkreis eventuell verschwinden." Er selbst ist im Vorstand des lokalen Ärztevereins, welcher die Entwicklung der Kliniken seit Jahren verfolgt. Mit seinen Vorstandskollegen meldete er sich erst kürzlich zu Wort, mit Zweifeln, ob das alles so umzusetzen ist, wie es sich die Verantwortlichen vorstellen.

Dennoch bleibt er optimistisch, dass die medizinische Versorgung im ländlichen Raum aufrechterhalten werden kann, wenn alle Beteiligten höchste Wachsamkeit und Engagement zeigen. Bei seiner Nachfolgerin Katja Multerer und Dr. Ingo Schmidt-Hammer sieht er die Praxis in Pfarrweisach in guten Händen.

Dankeschön an die Patienten und Wegbegleiter

Wichtig ist ihm zu sagen, dass er sich bei seinen Patientinnen und Patienten für die jahrelange Treue und das Vertrauen bedanken möchte. In dieser Zeit hätten sich enge soziale Beziehungen, ja Freundschaften entwickelt. Ebenso bedankt Schorscher sich beim Praxisteam und allen seinen Kolleginnen und Kollegen, mit denen er über viele Jahre in der Praxis zusammengearbeitet hat.

Privat freut sich der Mediziner nun darauf, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen, insbesondere mit seinen Kindern. Sein Lebenswerk bleibt – in Form einer florierenden Praxis und unzähliger Menschen, deren Leben er positiv beeinflusst hat. "In Pfarrweisach habe ich extrem schöne Zeiten gehabt, war total integriert und das Vertrauen meiner Patienten zog sich wie ein roter Faden durch meine ärztliche Tätigkeit", sagt Schorscher.

Langweilig werde es ihm sicher nicht, ist er überzeugt. Er denkt dabei auch an Reisen, die Instandhaltung von Haus und Hof, an handwerkliche Tätigkeiten mit Holz sowie privatärztliche Beratung. Außerdem werde er sich weiter in Rabelsdorf im Verein und im Chor einbringen.

 
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