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Haßfurt
Debatte um Zukunft von Haßberg-Kliniken und MVZ: Jetzt meldet sich der Ärzteverein Haßberge zu Wort
Die niedergelassenen Ärzte kritisieren das Vorgehen des Landkreises in Sachen kommunale Gesundheitsversorgung. Landrat Wilhelm Schneider kontert.
Die Haßberg-Kliniken sollen bis 2030 der 'beste Gesundheitsdienstleister in ganz Franken' werden, so das Ziel des Landkreises.
Foto: René Ruprecht (Archivfoto) | Die Haßberg-Kliniken sollen bis 2030 der "beste Gesundheitsdienstleister in ganz Franken" werden, so das Ziel des Landkreises.
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 06.01.2025 02:31 Uhr

Die Zukunft der kommunalen Gesundheitsversorgung bleibt ein kontroverses Thema, in das sich nun auch der Ärzteverein Haßberge einschaltet. Dort habe man mit "sehr großer Verwunderung" vernommen, dass die Haßberg-Kliniken bis 2030 der "beste Gesundheitsdienstleister in ganz Franken" werden sollen, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme, unterzeichnet vom gesamten Vorstand. 

"Das ist ein wünschenswertes Ziel", erklärt Arman Behdjati-Lindner, Vorsitzender des Vereins, dem rund 40 niedergelassene Ärzte angehören, auf Nachfrage. "Uns fehlt allerdings die Fantasie, wie das gelingen könnte, ohne noch mehr Geld in die Hand zu nehmen."

Keine konkreten Pläne für die Umsetzung

Das Papier bezieht sich unter anderem auf eine Ankündigung aus der Kreistagssitzung von Mitte Dezember, in der es um die Zukunft des Kommunalunternehmens in Zeiten der Krankenhausreform ging. Darin hatte Nico Kasper von der Unternehmensberatung ZEQ vor dem versammelten Gremium die ambitionierte Zielvorgabe für die kommenden Jahre ausgegeben.  

Kasper betonte dabei, dass es dabei vor allem um die medizinischen Standardleistungen gehe. Details, wie das Kommunalunternehmen mit den beiden Klinikstandorten in Haßfurt und Ebern bis 2030 die Spitzenposition in Franken erreichen will, teilte er im öffentlichen Teil der Sitzung nicht. Und auch eine Pressekonferenz am Tag darauf mit den Verantwortlichen um Landrat Wilhelm Schneider (CSU) und Regina Steenbeek-Schacht, Interimsleitung der Haßberg-Kliniken, brachte kaum mehr Licht ins Dunkle.

Regina Steenbeek-Schacht, Interimsleitung der Haßberg-Kliniken, und Landrat Wilhelm Schneider (CSU) sprechen über die Zukunft der Haßberg-Kliniken.
Foto: Torsten Leukert (Archivfoto) | Regina Steenbeek-Schacht, Interimsleitung der Haßberg-Kliniken, und Landrat Wilhelm Schneider (CSU) sprechen über die Zukunft der Haßberg-Kliniken.

Landrat kontert Kritik der Ärzteschaft

Das kritisieren die niedergelassenen Ärzte in ihrer Stellungnahme deutlich: "Mangelnde Transparenz und fehlende Nachvollziehbarkeit von Beschlüssen und Maßnahmen in diesen Größenordnungen im sensiblen Bereich der Gesundheitsfürsorge sind jedoch nicht akzeptabel", heißt es dort weiter.  Man wolle "die Finanzierung und Entwicklung weiterhin kritisch beobachten". Es bleibe zu hoffen, dass "die zuständigen und beschließenden Kreistagsmitglieder besser und substantieller informiert" worden seien "als der Rest der Bevölkerung".

Ein Vorwurf, den Landrat Wilhelm Schneider nicht nachvollziehen kann: "Wir haben gemeinsam mit den Chefärzten und der Pflege eine Vision und eine Strategie entwickelt, aus der wir nun Maßnahmen ableiten wollen – was ist daran verwerflich?" Servicefreundlicher solle das Haus werden, flexibler und schneller, all das koste kein Geld, so der CSU-Politiker auf Nachfrage. "Was ist daran verwerflich? Da fehlt mir die Fantasie", schießt Schneider in Richtung der Ärzteschaft. 

Wettbewerbsverzerrung durch finanzielle Unterstützung

Der Ärzteverein Haßberge geht indes noch weiter: In seiner Stellungnahme kritisiert der Vorstand eine "Wettbewerbsverzerrung" zu Gunsten der "Medizinischen Versorgungszentren" (MVZ). Es geht um die finanzielle Stütze des Kommunalunternehmens durch den Landkreis, genauer: um die sogenannte "Harte Patronatserklärung".

Mit einem Beschluss des Kreistags aus dem Dezember 2023 war der Landkreis erstmals eine millionenschwere und rechtsverbindliche Verpflichtung eingegangen. Heißt: Um die Überschuldung der GmbH zu vermeiden, schießt der Kreis bis 2026 jährlich bis zu 3,5 Millionen Euro in die Gesellschaft. 

Dass der Landkreis grundsätzlich in die regionale Gesundheitsversorgung vor Ort investiere, sei "absolut richtig", heißt es vonseiten der niedergelassenen Ärzte. Dennoch sieht der Vereinsvorstand eine deutliche Ungleichbehandlung: "Die Tatsache und Höhe dieses eindrucksvollen Defizits" sei – besonders angesichts der monatelangen Nichtbesetzung des HNO-Sitzes, der geplanten Schließung der Diabetologie und der chirurgischen Praxis in Eltmann – "für Kassenärzte, die ihre Praxen unter denselben betriebswirtschaftlichen Bedingungen führen wie MVZ's, nicht begreiflich", so die Ärzteschaft.  

Gesprächsangebot für Ärzteschaft im Landkreis

Auch auf diese Kritik reagiert Landrat Schneider mit wenig Verständnis: "Ich verstehe den Vorwurf nicht", erklärt er und ergänzt: "Jeder niedergelassene Arzt, der einen Sitz übernehmen möchte, ist mir recht." Eine Konkurrenz wolle man nicht schaffen, betont Schneider, sondern Strukturen aufbauen für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Und: "Wenn solche grundlegenden Fragen gestellt werden, wäre ich dankbar, wenn man das in einem Gespräch klärt und nicht als öffentliches Gefecht austrägt." Für ein Gespräch erkläre er sich gerne bereit. 

 
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