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ZELL
Tierheim-Neubau: Tierschutzinitiative übernimmt Schlüssel
Mit strahlenden Gesichtern nahmen Britta Merkel (von links) und Karin Kraus von der Tierschutzinitiative Haßberge sowie Dieter Möhring, Vorsitzender des Zweckverbands „Fundtier Landkreis Haßberge“, von Landrat Wilhelm Schneider den symbolischen Schlüssel fürs Tierheim entgegen.
Foto: M. Mößlein | Mit strahlenden Gesichtern nahmen Britta Merkel (von links) und Karin Kraus von der Tierschutzinitiative Haßberge sowie Dieter Möhring, Vorsitzender des Zweckverbands „Fundtier Landkreis Haßberge“, von ...
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:32 Uhr

Über sechs Jahre sind vergangen, seitdem das Tierheim in Haßfurt zwangsweise schließen musste. Das zwischenzeitlich notwendige Improvisieren bei der Unterbringung von Fundtieren wird zwar noch einige Wochen andauern, doch ein Ende dieser für alle Beteiligten schwierigen Zeit ist greifbar nahe. Denn seit Donnerstagnachmittag hält die Tierschutzinitiative (TI) Haßberge die Schlüssel für das künftige Tierheim bei Zell in Händen. Bis zum Frühjahr soll der nagelneue Zweckbau eingerichtet sein und dann seinen Betrieb aufnehmen.

Landrat Wilhelm Schneider sprach anlässlich der feierlichen Schlüsselübergabe von einem „historischen Ereignis“. Mit dem Bau des Tierheims, der sich eineinhalb Jahre lang hingezogen hat, betritt der Landkreis Neuland. Schneider sprach von einem „Pilotprojekt“: Der Landkreis Haßberge habe ein Grundstück, „das allen Anforderungen gerecht wird“, gekauft und dort das Tierheim gebaut.

Von den Baukosten (wie geplant 1,7 Millionen Euro, ohne Einrichtung und Fotovoltaikanlage) haben die 26 Städte und Gemeinden im Kreis eine Million Euro bezahlt, weil die Fundtierbetreuung eine Pflichtaufgabe der Kommunen ist – und nicht Aufgabe des Kreises.

Im Besitz des Zweckverbands

Doch mit der Schlüsselübergabe ging das Tierheim in den Besitz des Zweckverbands „Fundtier Landkreis Haßberge“ über, den die Kreiskommunen bilden und dafür jährlich 1,20 Euro pro Einwohner zahlen. Der Zweckverband schließlich hat die TI Haßberge als „starken Partner“ (Landrat Schneider) gewonnen, der das Tierheim in deren Auftrag betreibt. Die Verwaltung des Tierheims übernimmt Personal der Stadt Haßfurt.

Laut Zweckverbandsvorsitzenden Dieter Möhring, dem Bürgermeister von Aidhausen, ist das Tierheim das erste in Bayern, das einem Zweckverband gehört. Er nannte dies eine „tierisch gute Lösung“, da viele Städte und Gemeinden die Fundtierbetreuung auf eigene Faust nicht sicherstellen könnten.

Deshalb bestand „dringender Handlungsbedarf“, wieder ein kreisweit zuständiges Tierheim zu errichten, um Auswirkungen von Missständen in der Tierhaltung, die „oft auf die Kommunen abgeschoben werden“, in den Griff zu bekommen.

Die Suche nach einem geeigneten Grundstück habe sich äußerst schwierig gestaltet, erinnerte Landrat Schneider. Mal sei ein Grundstück zu teuer gewesen, mal hätten sich Anwohner gewehrt, weil sie Lärm und Gestank fürchteten. Im Jahr 2014 konnte der Landkreis das Grundstück kaufen, auf dem das Tierheim jetzt steht – verkehrsgünstig direkt am Autobahnzubringer zwischen Knetzgau und Zell gelegen, direkt an der Anschlussstelle zur A 70. Der einstimmige Beschluss zum Bau des Tierheims fiel noch unter Landrat Rudolf Handwerker am 28. April 2014.

Dank an die TI Haßberge

„Damit schließen wir eine Versorgungslücke“, sagte Schneider. Zudem würden umliegende Tierheime entlastet, die in den vergangenen Jahren Fundtiere aus dem Haßbergkreis, die nicht in den beengten Verhältnissen der TI Haßberge in Oberschwappach unterkamen, aufgenommen haben. Die TI hatte die Fundtierbetreuung interimsmäßig bis Ende 2012 übernommen, wofür der Landrat ausdrücklich dankte.

Schneider bezeichnete das Tierheim als „zweckmäßig, ohne Luxus“. Der Bau, bei dessen Planung neben den Fachleuten des Veterinäramts Haßberge und der Kreisbauverwaltung auch Vertreter des Deutschen Tierschutzbundes beraten haben, besteht aus zwei in Holzbauweise errichteten Hallen, die ein Querbau verbindet. „Das war eine sehr kostengünstige Lösung“, meinte Schneider, der darauf hinwies, dass ökologische Gesichtspunkte, etwa eine Regenwassernutzung und eine Sole-Wasser-Pumpe zur Wärmegewinnung, dazu beitragen, die Unterhalts- und Betriebskosten gering zu halten.

Karin Kraus von der TI Haßberge dankte dafür, dass die TI in die Planung einbezogen wurde. Sie berichtete, dass sie „heiß darauf sind, das Tierheim einzurichten“. Wie sie auf Nachfrage erläuterte, möchte die TI das Tierheim mit zwei Personaleinheiten betreiben. TI-Vorsitzende Britta Merkel wird das Tierheim leiten, und es würden Tierpfleger oder Tierarzthelfer als Mitarbeiter in Voll- oder Teilzeit gesucht. Ein Tierarzt soll die Schützlinge im Tierheim stundenweise behandeln und hat dort einen extra Raum samt OP-Tisch.

Das Tierheim bietet Platz für 45 Katzen und zwölf Hunde in Zwingern. Für Tiere, die in Quarantäne gehalten werden müssen, gibt es separate Plätze. Die Nutzfläche samt Ausläufen beträgt 1150 Quadratmeter.

Pfarrer Kai Thorsten Garben (Westheim) und Pastoralreferent Volker Krieger (Knetzgau) weihten das Tierheim. Dort erfülle sich laut Garben an misshandelten und ausgesetzten Tieren die Verantwortung des Menschen, gut mit der Schöpfung umzugehen.

Thomas Will vom Kreisbauamt zeigt Katzenboxen aus Edelstahl. 26 solcher Boxen hat das Tierheim, auch welche für Tiere in Quarantäne.
Foto: Michael Mößlein | Thomas Will vom Kreisbauamt zeigt Katzenboxen aus Edelstahl. 26 solcher Boxen hat das Tierheim, auch welche für Tiere in Quarantäne.
 
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