
Was sie in ihrer Freizeit macht? Wer Lorraine Beran, geborene Bühl, diese Frage stellt, muss für die Antwort ein bisschen Zeit mitbringen, denn nach Dienstschluss macht die 31-jährige Erzieherin so ziemlich alles, was man so auf Bühnen performt: Tanz, Gesang, Theater in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Ob Ballett auf Spitze oder fränkisch-frech mit Gitarre – sie lebt ihre Begabungen in vielen Genres aus.
Jetzt kehrt Lorraine Beran erstmals als Schauspielerin auf die Bühne zurück, auf der sie einst beim Kinderfasching erste Erfahrungen sammelte: Bei ihrem Heimatsportverein RSV Unterschleichach gestaltet sie zusammen mit ihrem Musiker-Kollegen Franz Zwosta am 9. März den Abend "Was Sie schon immer über Franken wissen wollten, aber nie zu fragen wagten".
"Es ist schon ein bisschen anders, egal bei welcher Aufführung, wenn da viele Leute sitzen, die einen schon lange kennen", erklärt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Aber es sei auch schön, immer wieder Rückmeldungen aus dem Heimatort zu bekommen. Lorraine Bühl wuchs in Unterschleichach auf und schon früh entdeckte sie ihre Liebe zum Tanz. Mit sieben Jahren begann sie ihre Ausbildung bei "On Point" in Haßfurt, schon fünf Jahre später, ab 2005, gehörte sie zu Ensembles der Ballettschule, die sich an überregionalen und internationalen Wettbewerben beteiligten. Mit großem Erfolg, denn 2007 wurde sie mit ihrer Tanzkollegin Luisa Krapf Vizeweltmeisterin im Duett. Zahlreiche Titel folgten, Deutsche Meisterschaften und auch ein WM-Titel 2007 in der Ukraine.

Als sich die Tanzschule breiter aufstellte, erweiterte auch Lorraine ihr Profil und etablierte sich in der Sparte "Gesang und Tanz". Eine solche Performance brachte ihr 2016 den ersten Solo-Weltmeistertitel in Jersey. Michaela Duhme ist Musicaldarstellerin und schult bei On Point. Für Lorraine war damit der Schritt zum Schauspiel nur noch ein kleiner. Weiterhin tanzt sie in der Meisterklasse III bei On Point, war auch am Vortag des Pressegespräches wieder bei einem Wettbewerb. Inzwischen gehört sie aber auch zum Ensemble des Wandertheaters "Fränkischer Theatersommer", der Landesbühne Oberfranken.
Am 9. März zusammen mit Franz Zwosta in Unterschleichach
Über 30 Akteure gehören diesem Ensemble an, das in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen verschiedenste Stücke spielt – etwa 180 Aufführungen je Sommer und auch im Landkreis Haßberge wird es einige geben. Die erste am 9. März in Unterschleichach. Lorraine Beran und Franz Zwosta laden zu einem humorvollen Abend unter dem Titel "Was Sie schon immer über Franken wissen wollten, aber nie zu fragen wagten". Mit Gitarre und Schifferklavier musizieren sie, spielen kleine Szenen und Lorraine tanzt auch eine Sequenz.

Außerdem spielt sie in diesem Jahr in dem Zwei-Personen-Bühnenstück "In der Bar zum Grammophon". Die Premiere dieses Stückes, das in den 1920er Jahren spielt, ist am 12. Mai im evangelischen Pfarrsaal in Haßfurt. Das wird ein recht anstrengendes Wochenende für die 31-Jährige, denn am Tag zuvor, dem 11. Mai, veranstaltet On Point ein großes Tanzfestival in Haßfurt mit Jazz, Show und Musical – es ist kein großes Rätsel, wer da auf der Bühne steht. Und auch in Rauhenebrach wird das Ensemble des Fränkischen Theatersommers in diesem Sommer noch Station machen.
"Eigentlich sind wir ja Oberfränkische Landesbühne, aber natürlich schauen wir auch etwas über die Grenzen", erklärt Lorraine Beran. Je nach Größe des Stückes bringen die Darsteller einige Requisiten mit – oder sie reisen mit dem Thespis-Karren an, ihrer fahrenden Wanderbühne, die nach dem griechischen Dramatiker Thespis benannt ist. Auf dieser Bühne spielte Lorraine im vergangenen Jahr in dem heiteren Stück "Arzt wider Willen" mit sieben Kolleginnen und Kollegen.

Der Theatersommer hat keine eigene Spielstätte, lediglich ein Büro in Hollfeld. Intendant ist Jan Burdinski, der vielen Theatergängern vom ETA-Hofmann-Theater in Bamberg bekannt sein dürfte. Jedes Jahr fragt er neu seine Akteure ab, wer in der kommenden Spielzeit zur Verfügung steht. "Und er hat ein hervorragendes Gespür dafür, welches Stück, welche Rolle zu wem passt", sagt Lorraine Beran. Sehr gut harmoniert sie mit Franz Zwosta. "Der ist ein großartiger Musiker, hat die meisten unserer Texte und Melodien geschrieben und teilweise bekannte Lieder umgetextet", macht sie ein bisschen neugierig auf den Franken-Abend.

Für die meisten klingt eine 33-Stunden-Woche als Erzieherin schon anstrengend genug, doch dann noch Tanz-, Schauspiel- und Gesangsproben, Auftritte und Training für Wettbewerbe – wie schafft man das? "Indem man das tut, was man gern tut", sagt Lorraine Beran. Die Musikalität und die Lust am Theaterspiel, die hat sie wohl geerbt.
Die Mama spielt mehrere Instrumente, der Papa tritt gerne im Fasching auf, eine Oma war früher begeisterte Chorsängerin. Alle haben Lorraine von Kindesbeinen an in ihrer Passion unterstützt, sie zu Proben und Auftritten begleitet, aber auch darauf geachtet, dass die schulischen Leistungen passten.
Ein Ehemann mit viel Verständnis für die Hobbys der Frau
Heute ist sie froh, dass ihr auch ihr Ehemann den Rücken freihält und es akzeptiert, dass seine Frau am Wochenende auf der Bühne steht – oder im Zimmer nebenan eine Probe stattfindet, denn da das Ensemble keine eigene Spielstätte hat, muss auch in Sachen Probenräume oft improvisiert werden. Inzwischen arbeitet sie für den Theatersommer auch als Choreographin – und in der Vorweihnachtszeit ist sie zusammen mit ihrer jüngeren Schwester als "Anna und Elsa" als Promoting-Duo unterwegs und lässt Kinderaugen leuchten.
Voller Vorfreude ist sie auf den Auftritt in Unterschleichach. "Ein bisschen nervös bin ich immer, aber das muss man auch sein, damit man seine beste Leistung abliefert." Das gilt für sie bei Theaterauftritten ebenso wie im Ballett oder in der Garde bei den Haßfurter Büttensitzungen.
Karten für den Abend beim RSV Unterschleichach "Was Sie schon immer über Franken wissen wollten, aber nie zu fragen wagten" gibt es im Blumenladen in Unterschleichach und in Zell am Weiki-Hof sowie an der Abendkasse.